Fische (Saal 25-26)

Die wissenschaftliche Fischsammlung des Naturhistorischen Museums Wien umfasst rund eine Million Exemplare und zählt damit weltweit zu den bedeutendsten Einrichtungen ihrer Art. Nur ein Promille der Bestände kann in der Schausammlung ausgestellt werden.
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Die Sammlung

Heute gibt es rund 35.000 bekannte Fischarten auf unserem Planeten. Das bedeutet, dass mehr als die Hälfte aller bekannten Wirbeltierarten Fische sind! Die Anzahl der Arten ändert sich einerseits durch die zahlreichen Neuentdeckungen (insgesamt rund 20.000 pro Jahr, bei den Fischen mehrere Hundert jährlich), andererseits auch durch Revisionen bekannter Gruppen. Rund 40% aller Fischarten leben im Süßwasser; die Mehrheit aller bekannten Fischarten lebt allerdings im Meer.


Am NHM Wien sind die Vertreter dieser Gruppe in der Fischsammlung zusammengefasst, die Teil der 1. Zoologischen Abteilung ist. Die Fischsammlung beinhaltet über eine Million Exemplare aus aller Welt, die durch Sammeln, Tausch oder Kauf in den letzten 200 Jahren erworben wurden. Sie zählt zu den international bedeutendsten derartigen Sammlungen.

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Bei den Beständen handelt es sich überwiegend um Alkoholpräparate, sowie auch Skelettpräparate und Dermoplastiken. Traditionell sind die an der Sammlung betriebenen Forschungen den Bereichen Systematik und Taxonomie zuzurechnen, aber auch Ökologie und Molekularbiologie sind als Disziplinen etabliert.

Highlights Saal 25


Wiener Basilisk
Wiener Basilisk. Umpräparierter Rochen im Stil Fürstlicher Wunderkammern des 16./17. Jahrhundert.
Da der „König der Gifttiere“ in keiner Wunderkammer fehlen durfte, aber als Fabelwesen in der Natur natürlich nicht vorkam, musste man ihn fälschen.
 
Weißer Hai
Carcharodon carcharias. Obere Adria. Stopfpräparat. Um 1900.
Um 1900, als dieses Stopfpräparat – ein außergewöhnliches Beispiel für frühe Präparierkunst – angefertigt wurde, gab es noch kaum Bildvorlagen von lebenden Haien.
 
Arapaima
Arapaima gigas. Auch Pirarucu, Paiche. Amazonasbecken, Brasilien. Natterer, 1817–1835.
Dieser Arapaima ist eine der ältesten Dermoplastiken der Welt. Der Kadaver des seltenen Süßwasser-Raubfisches wurde nach den Maßstäben des 19. Jahrhunderts hervorragend präpariert.


Highlights Saal 26


Mondfisch
Mola mola. Auch Sonnenfisch, Meermond. Vermutlich Mittelmeer. Stopfpräparat. Spätes 19. Jahrhundert.
Mondfische sind sehr selten. Mit einer Länge von knapp zwei Metern zählt dieses Exemplar zu den größten, die jemals präpariert wurden.
 
Bandfisch
Regalecus glesne. Auch Riemenfisch, Heringskönig. Neuseeland. Gefangen ca. 1890. Präpariert 1930.
Unversehrte Riemenfische werden selten gefangen und daher in Museen kaum gezeigt. Mit einer Länge von sechs Metern war dieses Exemplar außerdem extrem schwierig zu präparieren.
 
Hausen
Huso huso. Mündungsbereich Raab/Donau, Ungarn. 1897.
Ein Hausen mit einer Körperlänge von drei Metern galt 1897, als dieses Exemplar bei Györ (Raab) in der Raab gefangen wurde, bereits als Rarität.


Quastenflosser
Latimeria chalumnae. Komoren. Ankauf. 1973 und 1974.
Ihr Aussehen und ihr Status als „lebende Fossilien“ machen Quastenflosser zu begehrten Ausstellungsobjekten. Das NHM Wien besitzt zwei Exemplare, die einmal als Skelett und einmal als Gesamtpräparat Präparat zu sehen sind.
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Knorpelfische (Chondrichthyes) – Saal der Haie

 
Die Attraktion des Saales ist eine freistehende Großvitrine mit 40 Haien (Selachii), Rochen (Batoidea) und Chimären (Chimaeriformes) - die größte ihrer Art in Europa. Raffinierte Lichteffekte simulieren eine Unterwassersituation - die Haie scheinen durch den Saal zu schießen. Auf Knopfdruck lässt sich jedes Tier herausleuchten. Regelmäßige „virtuelle Führungen“ vermitteln Wissenswertes zum Thema Haie.
 
Die angrenzenden Vitrinen sind der Biologie der Knorpelfische gewidmet.
Ausgewählte Objekte wie ein angebissenes Surfbrett und ein Hainetz illustrieren die von Missverständnissen geprägte Beziehung zwischen Mensch und Hai.
 
Knorpelfische sind eine uralte Gruppe, die schon vor den Knochenfischen existierte. Zu ihnen gehören hauptsächlich Salzwasserfische (wie Hai- und Rochenarten). Das Skelett der Fische besteht aus Knorpeln, ihr Schuppenkleid aus Placoidschuppen. Die Zähne werden ein Leben lang in Reihen neu gebildet – einem Hai stehen jederzeit mindestens zwei bis drei Zahnreihen zur Verfügung.
 
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Hans Hass – Mensch unter Haien

Historische Filmaufnahmen zeigen Höhepunkte aus dem Leben des österreichischen Meeresbiologen und Unterwasserpioniers Hans Hass (1919 – 2013). Er begründete das Schwimmtauchen und eröffnete damit der wissenschaftlichen Erforschung der Meere neue Dimensionen, ohne jemals den Schutz der erforschten Lebensräume aus den Augen zu verlieren.
1947 fand die Uraufführung seines Films „Menschen unter Haien“ statt; 1948 veröffentlichte er das Buch „Menschen und Haie“.
 

Historische Präparate

Die Präparate sind Originale: Präparationskunstwerke und zugleich historische und naturwissenschaftliche Belege. Hundert und hunderte Jahre alte Objekte zeugen von früheren Forschungsepochen In den letzten Jahren wurden über fünfzig historische, aber auch einige jüngere Hai- und Rochenpräparate aufwändig restauriert bzw. neue angefertigt und werden seit 2005 im Saal 25 präsentiert. Darunter finden sich Sammelstücke von den legendären Expeditionen der österreichischen Marine, wie der Schwarzspitzenriffhai (Carcharinus melanopterus), präparatorische Bravourleistungen wie etwa der Spiraldarm und Besonderheiten aus der Fischskelettsammlung, z. B. der erstaunliche Schädel des "Keksausstecher"-Hais (Isistius brasiliensis). Ferner der aufregende "Basilisken"-Fund und andere Höhepunkte: ein rekordverdächtiger Riesen-Ammenhai (Nebrius ferrugineus), der vermutlich größte bekannte Japanische Wobbegong (Orectolobus japonicus), der geheimnisvolle Krausenhai (Chlamydoselachus anguineus) oder der ungewöhnliche und rare Nasenhai (Mitsukurina owstoni).

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Knochenfische (Osteichthyes)


Mondfische (Molidae, an der Fensterwand) fallen durch ihr ungewöhnliches Aussehen auf: ihr scheibenförmiger Körper erreicht bis zu 3 Meter Durchmesser. Rücken- und Afterflosse erinnern an mächtige Steuerruder, das Maul ist klein, eine dicke, elastische Haut bedeckt den Körper. Schuppen fehlen. Mondfische sind Hochsee-Bewohner und kommen weltweit in tropischen und gemäßigten Meeren vor.
 
Auf der ersten Mittelvitrine aus Saal 25 kommend steht ein ca. 3m langes Stopfpräparat eines Europäischen Hausens oder Beluga-Störs (Huso huso), einer der  größten Knochenfische weltweit. Durch Überfischung, Beifang und den Verlust geeigneter Laichgründe gilt die Art heute als vom Aussterben bedroht.

Über der 4. Pultvitrine befinden sich Segelfische oder Indopazifische Fächerfische (Istiophorus platypterus). Sie zählen zu den schnellsten Schwimmern im Tierreich mit einer Spitzengeschwindigkeit von 100 km/h. Sie sind in tropischen bis gemäßigten Meeren unterwegs und machen Jagd auf Fische.
 
An der Wand zu Saal 27 ist der sogenannte „Heringskönig“, der Bandfisch (Regalecus glesne), zu sehen. Er kann bis zu 7 m lang werden und kommt in allen gemäßigten bis tropischen Meeren vor. Bandfische sind nicht sehr häufig und leben im offenen Meer in 300 bis 600 m Tiefe. Früher glaubte man, dass Bandfische Schwärme von Heringen anführen würden, was jedoch nicht stimmt.
 
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An der kurzen Fensterwand ist ein Quastenflosser (Latimeria chalumnae) zu sehen, ein „lebendes Fossil“. Bis 1938 kannte man die Art nur aus Versteinerungen, die auf eine Blütezeit dieser Gruppe in der Trias, vor ca. 250 Millionen Jahren, hinweisen. Der Quastenflosser besitzt in Relation zu seiner Körpergröße das kleinste Gehirn aller Wirbeltiere. Spektakuläre Unterwasser-Expeditionen des deutschen Meeresbiologen Hans Fricke brachten Informationen über die Lebensweise dieser Fische.
  
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