Zum 100. Todestag von Prof. Dr. Viktor (Victor) Edler von Lang



(2. März 1838, Wiener Neustadt – 3. Juli1921, Wien)
 

V. Lang besuchte das Akademische Gymnasium in Wien und studierte ab 1855 Physik an der Universität Wien. Bereits mit 18 Jahren publizierte er seine erste wissenschaftliche Arbeit mit dem Thema „Eine Untersuchung über die Structur des Quarzes“ in den Sitzungsberichten der Akademie der Wissenschaften. Gemeinsam mit dem erfahrenen Mineralogen Wilhelm Joseph Grailich veröffentlichte V. Lang im Jahr 1858 die Arbeit „Untersuchungen über die physikalische Verhältnisse krystallisirter Körper“.

V. Lang studierte bei Andreas von Ettingshausen an der Universität Gießen, wo er mit seiner Doktorarbeit über „Physikalische Verhältnisse kristallisierter Körper“ promovierte. Danach hatte er während seiner Studienaufenthalte an der Universität Heidelberg Gelegenheit, beim berühmten Physiker Gustav Robert Kirchhoff und dem verdienten Chemiker Robert Wilhelm Bunsen zu studieren. Danach erwarb sich V. Lang weitere Kenntnisse über Experimentalphysik am Collège de France in Paris.
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1861 kehrte er an die Universität Wien zurück und habilitierte mit dem Werk „Die Physik der Kristalle“ mit nur 23 Jahren. Ab 1862 war er für 2 Jahre Assistent für Mineralogie am Kensington-Museum in London. Dort lernt er den berühmten englischen Naturforscher und Experimentalphysiker Michael Faraday kennen. 1864 kehrte er nach Österreich zurück und wurde er als außerordentlicher Professor für Physik an die Universität Graz berufen. 1865 folgte er schließlich der Berufung zum Ordinarius an die Universität Wien, wo er Vorstand des Physikalischen Kabinetts (ab 1902 Physikalischen Institut) wurde. In den vier Jahrzehnten bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1909 baute er nicht nur das Physikalische Institut aus, Generationen von Studenten lernten bei ihm experimentelle Physik.

An der Universität Wien war V. Lang darüber hinaus im Studienjahr 1870-1871 als Dekan der Philosophischen Fakultät tätig und wurde 1883-1884 sowie 1888-1889 zum Rektor gewählt. In diesen Jahren war er auch für den Niederösterreichischen Landtag tätig.

V. Lang gilt als ein Vorreiter der Kristallphysik, speziell der Kristalloptik (Doppelbrechung, Polarisation, Ultrarotspektroskopie), entwickelte ein Goniometer zur Messung der Winkel von Kristallen, sowie ein nach ihm benanntes Spektrometer. Lang befasste sich auch mit elastischen, magnetischen und mechanischen Eigenschaften sowie der Wärmeleitfähigkeit von Kristallen. 1866 erschien sein „Lehrbuch der Krystallographie“.

Neben seinem Hauptforschungsgebiet Kristallphysik arbeitete V. Lang zu auf dem gesamten Gebiet der Physik und veröffentlichte ein dreibändiges Lehrbuch zur „Einleitung in die theoretische Physik“. Er lieferte unter anderem wichtige Beiträge auf den Gebieten der Mechanik, der Akustik (Leiter der Prüfstelle für Normalstimmgabeln), sowie der Elektrizität und dem Elektromagnetismus.

Aufgrund seiner wissenschaftlichen Leistungen wurde V. Lang anlässlich der Einführung des metrischen Maßsystems 1871 Mitglied des Internationalen Maß- und Gewichtkomités sowie der österreichischen Normaleichungskommission (1904 Präsident des Normaleichamts).
 
Für seine Verdienste wurde V. Lang vielfach geehrt. Er gehörte ab 1866 der Akademie der Wissenschaften in Wien als korrespondierendes, ab 1867 als wirkliches Mitglied an, wurde 1898 Sekretär der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse, 1899 Generalsekretär der Akademie und fungierte schließlich ab 1911 als Vizepräsident und von 1915 bis 1919 als deren Präsident. Zudem war er Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, der Französischen Ehrenlegion sowie wissenschaftlicher Gesellschaften in Prag, Bern, Leipzig, St. Petersburg und New York. Die Universität Oxford ernannte ihn zum Ehrendoktor. In Österreich gehörte er ab 1899 dem Patentgerichtshof sowie ab 1905 auf Lebenszeit dem Herrenhaus an. Ihm wurde der Hofratstitel (1891), Franz-Josefs-Orden (1897) sowie der Geheimratstitel (1918) verliehen.
Lang starb am 3.7.1921 in Wien und fand in Baden seine letzte Ruhestätte.

V. Lang beschäftigte sich ein Leben lang mit den physikalischen Eigenschaften von Kristallen. Ihm zu Ehren benannte der englische Geologe Nevil Story-Maskelyne ein damals neu in Cornwall gefundenes Mineral als Langit. Es handelt sich um ein kräftig blaues, wasserhaltiges Kupfersulfat mit der chemischen Formel Cu4[(OH)6|SO4]·2H2O. Das Typmaterial befindet sich in der Ladensammlung des Naturhistorischen Museums in Wien. In der Vitrine 64 im Saal III sind Langite von verschiedenen Vorkommen ausgestellt.


Vera M.F. Hammer (Sammlungsleiterin der Mineralien- und Edelsteinsammlung)

 


 
  
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