Pressekonferenz zum Internationalen Weltfrauentag: Unter dem Motto „Reframed: Frauen im Fokus“ rückt das NHM Wien weibliche Geschichte(n) von Gestern und Heute ins Licht.
04. März 2025
Anlässlich des Internationalen
Weltfrauentags am 08. März 2025 hat sich das NHM Wien in der ersten Märzwoche zum Ziel gesetzt, historische Wegbegleiterinnen,
ebenso wie gegenwärtige Mitarbeiterinnen, vor den Vorhang zu holen. In einer Reihe von Veranstaltungen (ein Vortrag am 05.03.,
eine Buchpräsentation am 06.03. sowie ein Aktionstag am 08.03. vor und hinter den Kulissen des Museums) wird beleuchtet, wie
Frauen das Museum und seine Sammlungen auf unterschiedlichste Weise geprägt haben und nach wie vor prägen.
In der neuen Publikation „13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien“, werden 13 Protagonistinnen – zwölf historische und eine fiktive zukünftige – stellvertretend für die vielen kaum dokumentierten Frauen des Naturhistorischen Museums Wien in Wort und Bild eingefangen. Als besonderes Highlight, wird das prominente „Kaiserbild“ auf der Feststiege temporär in „Das Kaiserinbild“ verwandelt.
In der neuen Publikation „13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien“, werden 13 Protagonistinnen – zwölf historische und eine fiktive zukünftige – stellvertretend für die vielen kaum dokumentierten Frauen des Naturhistorischen Museums Wien in Wort und Bild eingefangen. Als besonderes Highlight, wird das prominente „Kaiserbild“ auf der Feststiege temporär in „Das Kaiserinbild“ verwandelt.
Die
Sprecherinnen am Dienstag, dem 04. März 2025, im neuen Vortragssaal sind:
Begrüßung und Einleitung
Dr. Katrin Vohland, Generaldirektorin, NHM Wien
Über die Bedeutung von Frauenforschung an Naturkundlichen Museen
Dr. Sabine von Mering, Museum für Naturkunde Berlin
Über das Buch „13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien“
Dr. Stefanie Jovanovic-Kruspel, Mitherausgeberin und Autorin, Abteilung Verlag, NHM Wien
Über Frauengeschichte in Archivquellen des NHM Wien
Andrea Zaremba BA BA, Autorin, Abteilung Archiv für Wissenschaftsgeschichte, NHM Wien
Über Frauenberufe in den Fachabteilungen und die Frau der Zukunft
Mag. Andrea Krapf, Mitherausgeberin, Abteilung Verlag, NHM Wien
Über die Poesie im Buch, das Format „Poetische Führungen“ und zum Begleitprogramm zur Aktionswoche
Dr. Brigitta Schmid I Mitherausgeberin und Autorin, Abteilung für Wissenschaftskommunikation, NHM Wien
Abschließend: Enthüllung der Installation „Das Kaiserinbild“ & Frauen-Vitrinen auf der Feststiege
O-Töne der Sprecherinnen:
„Natürlich würde ich mir wünschen, dass eine derartige Sensibilisierung für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Wissenschaft, Forschung und im Museumsleben nicht mehr notwendig ist“, sagt Katrin Vohland, Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin des NHM Wien, „aber die Gleichstellung der Geschlechter ist bei weitem nicht auf allen Ebenen erreicht. Noch immer finden sich Vorurteile gegenüber kreativen oder wissenschaftlichen Leistungen von Frauen, beispielsweise in Studien zur Bewertung von wissenschaftlichen Publikationen – anonymisiert man die Autor*innen, erhöhen sich die Chancen für die Frauen.“
„Gerade wir als Evolutionsmuseum sollten nicht vergessen, dass die Aufteilung der lebendigen Welt in verschiedene Geschlechter gegenüber der vegetativen Vermehrung wahnsinnige Vorteile hatte: Sie hat die Diversität und damit die Anpassungsfähigkeit von Organismen erhöht und damit nicht nur uns Menschen das Besiedeln der unterschiedlichsten Lebensräume ermöglicht. Lasst uns uns deshalb an der Vielfalt des Lebens erfreuen und uns gegenseitig in unserer Unterschiedlichkeit wertschätzen.“
Dr. Katrin Vohland, Generaldirektorin, NHM Wien
"Generationen von Frauen haben in vielfältigen Rollen zur Wissensproduktion in naturkundlichen Museen beigetragen, beispielsweise als Sammlerinnen, Illustratorinnen, Präparatorinnen oder Kuratorinnen. Um ihre Beiträge sichtbar(er) zu machen, arbeiten wir in interdisziplinären Netzwerken mit Partnern in vielen Ländern zusammen und nutzen die offene kollaborative Wissensdatenbank Wikidata zur Vernetzung relevanter Daten."
Dr. Sabine von Mering, Naturkundemuseum Berlin
„13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien“ möchte nicht nur ein weiblicheres, sondern ein grundlegend kritischeres, facettenreicheres und bunteres Bild der Geschichte des Naturhistorischen Museums zeichnen. Es versteht sich auch als Auftakt und Auftrag zu einer generellen umfassenderen Geschichtsbetrachtung. Denn Frauengeschichte ist mehr als nur das Zurechtrücken einer einseitigen, männlich orientierten Darstellung der Vergangenheit. Frauengeschichte stellt die unabdingbare Basis für eine fundierte aktuelle Diskussion über soziale Gerechtigkeit, partizipative Wissenschaften und Dekolonialisierung dar.“
Dr. Stefanie Jovanovic-Kruspel, Mitherausgeberin und Autorin, Abteilung Verlag, NHM Wien
„Mit diesem Buch wollen wir auch jene Frauen vor den Vorhang bitten, die abseits der Wissenschaft in „traditionell männlichen“ Berufen arbeiteten. Sie haben den Weg in unsere heutige Welt mitgeprägt, in der Frauen als Handwerkerinnen, im Aufsichtsdienst oder als Präparatorinnen tätig sind. Abschließend werfen wir mit der fiktiven Wissenschaftlerin Ava Babacan einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft – in eine Zeit, in der Gleichberechtigung selbstverständlich gelebt wird. Zukunftsträchtig ist auch die Technologie, die wir zum Einsatz kommen ließen: die Portraits am Cover sowie Avas Tagesablauf wurden unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz illustriert.“
Mag. Andrea Krapf, Mitherausgeberin, Abteilung Verlag, NHM Wien
Die Poesie verbindet auf einzigartige Weise die wissenschaftliche, faktenbasierte Ebene mit der individuellen, emotionalen und schafft so einen besonderen Zugang zu den historischen Frauenpersönlichkeiten. In den poetischen Texten und Führungen liegt das Potential, Facetten, die kaum oder nur unzureichend dokumentiert sind, zu verstärken und zum Leuchten zu bringen, und vieles, was sonst im Schatten oder unsichtbar bliebe, nicht nur sichtbar, sondern auch fühlbar zu machen.
Dr. Brigitta Schmid, Mitherausgeberin und Autorin, Abteilung für Wissenschaftskommunikation, NHM Wien
Neues Buch: „13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien“
Mit der neuen Publikation widmet sich das Naturhistorische Museum Wien erstmals seiner weiblichen Geschichte.
Sichtbarmachung des Unsichtbaren
„Frauen spielen in der Museumsgeschichte seit jeher eine bedeutende Rolle. Manche von ihnen standen im Licht – als großzügige Mäzeninnen, Sammlerinnen oder Wissenschaftlerinnen. Weit mehr jedoch blieben im Schatten – als Hilfsarbeiterinnen, Präparatorinnen oder Reinigungsfrauen“, erklärt Hauptautorin und Mitherausgeberin Dr. Stefanie Jovanovic-Kruspel, die zwölf Frauen aus vier Jahrhunderten Sammlungs- und Museumsgeschichte ausgewählt hat, um die wichtigsten historischen Abschnitte abzudecken. Unter ihnen etwa Erzherzogin Maria Theresia, die österreichische Weltreisende Ida Pfeiffer, Malerin Leo(ntine) von Littrow und Stilikone und Sammlerin Eva Vartian. Die zwölf Frauen-Schicksale stehen stellvertretend für zahllose andere, deren Geschichten noch darauf warten, erzählt zu werden. Am Ende der Chronologie folgt eine AI-generierte 13. Frau, Ava Babacan, die sich im Jahr 2041 als Herpetologin am NHM Wien mit Chemosystematik beschäftigt und potentielle Einblicke in eine unbekannte Zukunft ermöglicht.
Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Kunst
Angesichts der Lückenhaftigkeit der historischen Quellen hat sich das Autor*innen-Team dazu entschlossen, die weiblichen Biographien nicht nur quellenbasiert, sondern auch mit künstlerischen Mitteln aufzuarbeiten. Das vorliegende Buch ist daher als Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Kunst zu verstehen. Poetische Texte von Museumslyrikerin Brigitta Schmid und Comic-Zeichnungen der Schülerinnen der Wiener Kunstschule nehmen die historischen Quellen zwar als Ausgangsbasis, versuchen aber darüber hinaus, sich den Frauenschicksalen auf fantasievolle, emotionale Weise anzunähern.
„Wir wissen um die Macht der Sprache – am Anfang war das Wort – und diskutieren darüber, ob wir „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“ oder „Wissenschaftler*innen“ oder „Wissenschaftler_innen“ oder „WissenschaftlerInnen“ oder „Wissenschaftler/innen“ schreiben und aussprechen. Jedenfalls geht es darum, auch in der visuellen Gedankenwelt Frauen in ihren vielen Rollen und Funktionen sichtbar zu machen und nicht nur „mitzumeinen“, betont Dr. Katrin Vohland, Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin NHM Wien. „Daher habe ich mich sehr über die Initiative von Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid und Andrea Krapf gefreut und möchte mich auch bei Herrn Walter Fröhlich von der Kunstschule Wien und den Studentinnen für ihre kreativen Zugänge bedanken.“
Abschnitt 1: Ausnahmefrauen – Frauengeschichten vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert
Die in diesem Kapitel porträtierten Frauenschicksale sind vor allem durch Gegensätze gekennzeichnet. Auf der einen Seite stehen prominente Frauen wie Erzherzogin und Königin Maria Theresia (1717-1780), Erzherzogin Leopoldine (1797-1826) und andere adelige Frauen, daneben die Künstlerin Leontine von Littrow (1856-1925), aber auch die kühne, abenteuerlustige Weltreisende Ida Pfeiffer (1797-1858) und die erste Präparatorin Marie Müllner (geboren 1867), die 1890 ihren Dienst in der Zoologischen Abteilung antrat. Einen scharfen Kontrast dazu bildet das präparierte Mädchen aus dem Naturalienkabinett (ausgestellt 1798-1848), dessen Lebensspuren verschwommen bleiben.
Abschnitt 2: Frauenschicksale im Schatten der Weltkriege
Die Schicksale von Marie Hein (1853-1943), Lotte Adametz (1879-1966), Martha Cornelius-Furlani (1886-1974) und Gabriele Thalmann-Gruber (1892-1965) sind nicht nur durch den Schatten der Weltkriege verdunkelt. Obwohl sie wichtige – zum Teil wissenschaftliche – Arbeit für das NHM Wien leisteten, blieb ihnen nicht nur eine ihrer Tätigkeit entsprechende wissenschaftliche Anstellung, sondern auch eine angemessene Anerkennung verwehrt.
Abschnitt 3: Der lange Weg in die Chefetagen – Frauengeschichten nach 1945
Hier wird das Leben von Frauen beleuchtet, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erste offizielle Funktionen im Museum wahrnahmen, die zuvor ausschließlich Männern vorbehalten waren. 1966 wurde erstmals eine Frau als Wissenschaftlerin im NHM Wien angestellt. Erst ab dieser Zeit wurden Frauen selbstverständlicher Teil der offiziellen Geschichtsschreibung des Museums und gelangten zunehmend in Führungspositionen.
Kurzbiografien der Herausgeberinnen:
Dr. Stefanie Jovanovic-Kruspel: Als Kunsthistorikerin beforscht Stefanie Jovanovic-Kruspel die Baugeschichte, das Dekorationsprogramm sowie die Geschichte des Naturhistorischen Museum Wien. Vor allem fasziniert sie die Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst. Außerdem betreibt sie sammlungs- und wissenschaftsgeschichtliche Forschungen.
Dr. Brigitta Schmid: In ihrer Rolle als stellvertretende Abteilungsleiterin der Abteilung für Wissenschaftskommunikation am NHM Wien ist Brigitta Schmid intensiv mit der Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen vertraut. Ihr Hintergrund als diplomierte Paläontologin sowie eine Dissertation zu den frühen Wissenschaftlerinnen de Naturhistorischen Museums Wien prädestinieren sie für die komplexe Aufgabe, Wissen verständlich zu vermitteln.
Mag. Andrea Krapf: Die Begeisterung für Natur, Fotografie und Bücher begleiten Andrea Krampf schon ihr ganzes Leben lang. Eine Diplomarbeit zu Insekten in niederösterreichischen Sandlebensräumen und eine Ausbildung als Nationalparkrangerin bildeten ihren Einstieg in die spannende Arbeit an der Kontaktzone zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Als stellvertretende Abteilungsleiterin der Abteilung Verlag des NHM Wien ist sie für Printprodukte des Museums mitverantwortlich.
„Reframed: Frauen im Fokus“ – das NHM Wien-Programm zum Internationalen Frauentag 2025
03. – 09. März während der Museumsöffnungszeiten:
Installation „Das Kaiserinbild“
Das Stiegenhaus des NHM Wien ziert üblicherweise das sogenannte „Kaiserbild“, das Franz Stephan I. von Lothringen im Kreise seiner Gelehrten inmitten seiner Naturaliensammlung in der Hofburg zeigt. Maria Theresia beauftragte dieses Gemälde, um ihrem Mann ein Denkmal zu setzen. Ihr ist es zu verdanken, dass Franz Stephans Naturaliensammlung nach seinem Tod für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die Aufstellung der Sammlung, wie sie am Bild zu sehen ist, geht ebenfalls auf Maria Theresia zurück: Die Monarchin sorgte dafür, dass diese wissenschaftlich inventarisiert und geordnet wurde.
Anlässlich des Internationalen Frauentages 2025 zeigt sich das bekannte Gemälde temporär von seiner weiblichen Seite. Die fiktiven, adeligen Damen, die hier rund um Maria Theresia versammelt sind, stehen stellvertretend für die zahllosen Frauen, die die Geschichte der Sammlungen und des Museums im Laufe der Jahrhunderte prägten.
03. – 09. März während der Museumsöffnungszeiten:
Vitrinen- und Objektinstallationen vor dem „Kaiserinbild“ mit ausgewählten Exponaten zu den in der neuen Publikation „13 Frauen, Aus der Geschichte des NHM Wien“ skizzierten Protagonistinnen
Vitrine hoch:
Frösche, gesammelt von Ida Pfeiffer in Südafrika, Java und Madagaskar.
Geckos und Skinke, wie sie auch Marie Hein von ihrer ethnographischen Expedition nach Südarabien mitbrachte. Zahlreiche ihrer Pflanzen und Tiere sind bis heute Teil der Sammlungen.
Vitrine niedrig 1:
Spannbretter zur Insektenpräparation, wie sie von frühen Präparatorinnen wie Marie Müllner, aber auch von rezenten Sammlerinnen wie Eva Vartian verwendet wurden. Sie sind auch heute noch in Gebrauch.
Von Natalie Wallner (Zoologische Hauptpräparatorin des NHM Wien) präparierter Sperling (Balg), der über Anita Gamauf (bis 2018 Leiterin der Vogelsammlung des NHM Wien) seinen Weg in die Vogelsammlung fand.
Vitrine niedrig 2:
Von Lotte Adametz inventarisierte Fossilien und Fotografien aus der Geologisch-Paläontologischen Sammlung des NHM Wien. Adametz kümmerte sich um Gäste und Korrespondenz und übernahm zeitweise die Vertretung des Abteilungsleiters – freilich nur inoffiziell.
Fossile Pflanzenreste, wie sie auch Martha Cornelius-Furlani für das gemeinsam mit ihrem Mann hergestellte geologische Relief des Rax-Schneeberggebietes verwendet hatte. Leider sind weder das Relief noch Fotos davon erhalten.
Leere Vitrine „Präsenz“:
Im kaiserlichen Naturalienkabinett befanden sich bis 1848 mindestens vier ausgestellte Menschen mit afrikanischen Wurzeln. Eine davon war ein sechsjähriges Mädchen, über dessen Geschichte nur wenig bekannt ist. Die einzige Spur, die sie in der Sammlung hinterlassen hat, ist eine Abschrift der lateinischen Vitrinenbeschriftung. Verfasst wurde diese von dem Sammlungschronisten Leopold Fitzinger im Jahr 1845. Das Mädchen teilte sich ihren Schaukasten mit dem berühmten Angelo Soliman. Dieser war im Alter von 75 Jahren verstorben und für die Sammlungen präpariert worden. Gemeinsam mit dem betagten Mann sollte das Kind offenbar eine Art „Vanitas-Gruppe“ bilden. Diese Deutung wird auch durch die oben erwähnte Beschriftung nahegelegt, die in deutscher Übersetzung lautet: „Um den Kreis zu schließen, hat ein Kind man an die Erwachsenen gereiht.“ (Circulus ut claudatur infantem adultis junxerunt.) Diese bis auf die Beschriftung leere Vitrine aus dem Fundus des Museums steht symbolisch für das Mädchen und die anderen ausgestellten Menschen. Ihre Abwesenheit erzeugt eine Präsenz, die zum Nachdenken anregen soll.
Installation historischer Eimer & Putzmopp „Unsichtbar“:
Diese Objektinstallation steht stellvertretend für all die historisch unsichtbar gebliebenen Frauen, die im Laufe der Geschichte als Reinigungskräfte, Arbeiterinnen oder Kanzlistinnen die zahllosen, wichtigen Routinearbeiten im Museum verrichtet haben. Ihre Positionierung in einer Ecke des Stiegenabsatzes steht symbolisch für ihre historische Marginalisierung.
05. März um 18:30 Uhr:
Vortrag „Unsichtbar – vergessen – wiederentdeckt. Frauen in naturkundlichen Museen und Sammlungen“
Naturkundliche Sammlungen in der ganzen Welt wurden und werden durch unterschiedlichste Akteur*innen zusammengetragen, kuratiert und erforscht. Die vielfältigen Beiträge von Frauen sind bisher kaum bekannt. Der Vortrag gibt einen Überblick über Aktivitäten und Forschung im Rahmen eines internationalen Netzwerkes.
Dr. Sabine von Mering (Museum für Naturkunde, Berlin)
06. März um 18:30 Uhr:
Buchpräsentation „13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien“
Die Hauptautorin und Mitherausgeberin von „13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien“ Stefanie Jovanovic-Kruspel gibt Einblicke in diese neueste NHM Wien-Publikation. Das NHM Wien legt mit diesem Buch als erstes österreichisches Museum eine weibliche Institutionsgeschichte vor. Ausgewählt wurden 12 historische Frauen, deren Schicksale mit der fast vier Jahrhunderte umfassenden Sammlungs- und Museumsgeschichte verwoben wurden. Diese Frauen stehen stellvertretend für zahllose andere, deren Geschichten noch darauf warten, erzählt zu werden. Jenseits der Chronologie wird auch eine 13. Frau – eine Frau der unbekannten Zukunft – vorgestellt. Diese AI-generierte Frau namens Ava erlaubt uns einen optimistischen Blick in eine noch unbekannte Zukunft des Museums. Als Brückenschlag zwischen Geschichtswissenschaft und Kunst nutzt das Buch sowohl Comics als auch Poesie, um sich den oft lückenhaften Überlieferungen zu den Frauen anzunähern. Die Poetin, Autorin und Mitherausgeberin Brigitta Schmid und eine der zwölf Zeichnerinnen, Alena Boucher, sowie der Leiter der Comic-Klasse der Wiener Kunstschule, Walter Fröhlich, werden ebenfalls kurze persönliche Stellungnahmen zum Buchprojekt abgeben.
Dr. Stefanie Jovanovic-Kruspel, Dr. Brigitta Schmid, Walter Fröhlich, Lena Boucher
Naturhistorisches Museum Wien - Kalender Detail
08. März um 11:30 Uhr:
Führung „Zwischen den Zeilen? Frauen, Archivquellen und das Museum“
Anhand historischer Unterlagen und Objekte des Archivs für Wissenschaftsgeschichte folgen wir Geschichten von Frauen, die das NHM Wien seit seiner Gründung in vielfältiger Weise prägen. Im Fokus dieser Führung stehen vor allem „Frauen ohne Gesicht“ – Reinigungskräfte, Garderobenfrauen, Ziegelschöpfende, die nur auf dem Gehaltszettel oder aufgrund einer verschrifteten disziplinären Auffälligkeit aufscheinen
Andrea Zaremba (Archiv für Wissenschaftsgeschichte, NHM Wien)
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08. März um 13:00 Uhr:
Führung „Musen, Mütter, Malerinnen“
Darstellungen von Frauen vor und hinter den Kulissen des Museums. Mit Hauptautorin und Mitherausgeberin der neuen NHM Wien-Publikation „13 Frauen Aus der Geschichte des NHM Wien“, Dr. Stefanie Jovanovic-Kruspel und Autor Mag. Mario-Dominik Riedl begeben wir uns u.a. auf die Spur von Malerin Leo(ntine) von Littrow, die seinerzeit unter männlichem Pseudonym arbeiten musste – von ihr stammt das einzige von einer Frau gemalte Bild im NHM Wien.
Mario-Dominik Riedl & Stefanie Jovanovic-Kruspel (Abteilung Archiv für Wissenschaftsgeschichte & Abteilung Verlag, NHM Wien)
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08. März um 14:30 Uhr:
Führung „13 Frauen. Fast unsichtbar, aber nicht völlig verschwunden. Spurensuche im NHM Wien“
Auf einem Spaziergang durch die Schausammlung versuchen wir, den spärlichen Hinweisen auf die wenig präsenten Frauenpersönlichkeiten in der Museumsgeschichte nachzuspüren.
Brigitta Schmid & Stefanie Jovanovic-Kruspel (Abteilung Wissenschaftskommunikation & Abteilung Verlag, NHM Wien)
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08. März um 15:30 Uhr:
Führung „Frauen in der Bibliothek – Bibliothek der Frauen?“
Wir besuchen die größte Bibliothek des Naturhistorischen Museums Wien und werfen in der Zoologischen Hauptbibliothek einen Blick auf naturwissenschaftliche Werke und prachtvolle Bücher von Forscherinnen und auch auf jene Frauen, welche hinter den Kulissen die Museumsbibliotheken über die Jahre geprägt haben.
BA Leah Karas & Mag. Sarah Fiedler M.A.LIS (Abteilung Bibliothek, NHM Wien)
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08. März um 16:30 Uhr:
Führung „Auf ihren Spuren…“
Über die Frauen, die in der Geschichte des NHM Wien eine Rolle gespielt haben, wissen wir im Allgemeinen sehr wenig. Aber wenn ein ganzes Team intensiv nachforscht, lassen sich sogar in der Schausammlung Hinweise auf ihre faszinierenden Persönlichkeiten entdecken. Eine poetische Spurensuche.
Brigitta Schmid (Abteilung Wissenschaftskommunikation, NHM Wien)
Naturhistorisches Museum Wien - Kalender Detail
Pressematerialien zum Download finden Sie unter folgendem Link:
https://www.nhm-wien.ac.at/presse/pressemitteilungen_2025/pk_weltfrauentag_2025
Wissenschaftlicher Rückfragehinweis:
Dr. Stefanie Jovanovic-Kruspel
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Kunst- und Museumsgeschichte
Abteilung Verlag, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/stefanie_jovanovic-kruspel
Tel: +43 (1) 52177 – 541 I stefanie.jovanovic@nhm.at
Allgemeine Rückfragehinweise:
Mag. Irina Kubadinow, Leitung Presseabteilung, Pressesprecherin
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 410 | irina.kubadinow@nhm.at
Mag. Daniela Emminger-Stebegg, Pressereferentin
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 680 | daniela.emminger@nhm.at
Mag. Nikolett Kertész-Schenk, Bakk. BA MAS, Pressereferentin
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 626 | nikolett.kertesz@nhm.at
Naturhistorisches Museum Wien
Burgring 7
1010 Wien
www.nhm.at
Begrüßung und Einleitung
Dr. Katrin Vohland, Generaldirektorin, NHM Wien
Über die Bedeutung von Frauenforschung an Naturkundlichen Museen
Dr. Sabine von Mering, Museum für Naturkunde Berlin
Über das Buch „13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien“
Dr. Stefanie Jovanovic-Kruspel, Mitherausgeberin und Autorin, Abteilung Verlag, NHM Wien
Über Frauengeschichte in Archivquellen des NHM Wien
Andrea Zaremba BA BA, Autorin, Abteilung Archiv für Wissenschaftsgeschichte, NHM Wien
Über Frauenberufe in den Fachabteilungen und die Frau der Zukunft
Mag. Andrea Krapf, Mitherausgeberin, Abteilung Verlag, NHM Wien
Über die Poesie im Buch, das Format „Poetische Führungen“ und zum Begleitprogramm zur Aktionswoche
Dr. Brigitta Schmid I Mitherausgeberin und Autorin, Abteilung für Wissenschaftskommunikation, NHM Wien
Abschließend: Enthüllung der Installation „Das Kaiserinbild“ & Frauen-Vitrinen auf der Feststiege
O-Töne der Sprecherinnen:
„Natürlich würde ich mir wünschen, dass eine derartige Sensibilisierung für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Wissenschaft, Forschung und im Museumsleben nicht mehr notwendig ist“, sagt Katrin Vohland, Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin des NHM Wien, „aber die Gleichstellung der Geschlechter ist bei weitem nicht auf allen Ebenen erreicht. Noch immer finden sich Vorurteile gegenüber kreativen oder wissenschaftlichen Leistungen von Frauen, beispielsweise in Studien zur Bewertung von wissenschaftlichen Publikationen – anonymisiert man die Autor*innen, erhöhen sich die Chancen für die Frauen.“
„Gerade wir als Evolutionsmuseum sollten nicht vergessen, dass die Aufteilung der lebendigen Welt in verschiedene Geschlechter gegenüber der vegetativen Vermehrung wahnsinnige Vorteile hatte: Sie hat die Diversität und damit die Anpassungsfähigkeit von Organismen erhöht und damit nicht nur uns Menschen das Besiedeln der unterschiedlichsten Lebensräume ermöglicht. Lasst uns uns deshalb an der Vielfalt des Lebens erfreuen und uns gegenseitig in unserer Unterschiedlichkeit wertschätzen.“
Dr. Katrin Vohland, Generaldirektorin, NHM Wien
"Generationen von Frauen haben in vielfältigen Rollen zur Wissensproduktion in naturkundlichen Museen beigetragen, beispielsweise als Sammlerinnen, Illustratorinnen, Präparatorinnen oder Kuratorinnen. Um ihre Beiträge sichtbar(er) zu machen, arbeiten wir in interdisziplinären Netzwerken mit Partnern in vielen Ländern zusammen und nutzen die offene kollaborative Wissensdatenbank Wikidata zur Vernetzung relevanter Daten."
Dr. Sabine von Mering, Naturkundemuseum Berlin
„13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien“ möchte nicht nur ein weiblicheres, sondern ein grundlegend kritischeres, facettenreicheres und bunteres Bild der Geschichte des Naturhistorischen Museums zeichnen. Es versteht sich auch als Auftakt und Auftrag zu einer generellen umfassenderen Geschichtsbetrachtung. Denn Frauengeschichte ist mehr als nur das Zurechtrücken einer einseitigen, männlich orientierten Darstellung der Vergangenheit. Frauengeschichte stellt die unabdingbare Basis für eine fundierte aktuelle Diskussion über soziale Gerechtigkeit, partizipative Wissenschaften und Dekolonialisierung dar.“
Dr. Stefanie Jovanovic-Kruspel, Mitherausgeberin und Autorin, Abteilung Verlag, NHM Wien
„Mit diesem Buch wollen wir auch jene Frauen vor den Vorhang bitten, die abseits der Wissenschaft in „traditionell männlichen“ Berufen arbeiteten. Sie haben den Weg in unsere heutige Welt mitgeprägt, in der Frauen als Handwerkerinnen, im Aufsichtsdienst oder als Präparatorinnen tätig sind. Abschließend werfen wir mit der fiktiven Wissenschaftlerin Ava Babacan einen hoffnungsvollen Blick in die Zukunft – in eine Zeit, in der Gleichberechtigung selbstverständlich gelebt wird. Zukunftsträchtig ist auch die Technologie, die wir zum Einsatz kommen ließen: die Portraits am Cover sowie Avas Tagesablauf wurden unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz illustriert.“
Mag. Andrea Krapf, Mitherausgeberin, Abteilung Verlag, NHM Wien
Die Poesie verbindet auf einzigartige Weise die wissenschaftliche, faktenbasierte Ebene mit der individuellen, emotionalen und schafft so einen besonderen Zugang zu den historischen Frauenpersönlichkeiten. In den poetischen Texten und Führungen liegt das Potential, Facetten, die kaum oder nur unzureichend dokumentiert sind, zu verstärken und zum Leuchten zu bringen, und vieles, was sonst im Schatten oder unsichtbar bliebe, nicht nur sichtbar, sondern auch fühlbar zu machen.
Dr. Brigitta Schmid, Mitherausgeberin und Autorin, Abteilung für Wissenschaftskommunikation, NHM Wien
Neues Buch: „13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien“
Mit der neuen Publikation widmet sich das Naturhistorische Museum Wien erstmals seiner weiblichen Geschichte.
Sichtbarmachung des Unsichtbaren
„Frauen spielen in der Museumsgeschichte seit jeher eine bedeutende Rolle. Manche von ihnen standen im Licht – als großzügige Mäzeninnen, Sammlerinnen oder Wissenschaftlerinnen. Weit mehr jedoch blieben im Schatten – als Hilfsarbeiterinnen, Präparatorinnen oder Reinigungsfrauen“, erklärt Hauptautorin und Mitherausgeberin Dr. Stefanie Jovanovic-Kruspel, die zwölf Frauen aus vier Jahrhunderten Sammlungs- und Museumsgeschichte ausgewählt hat, um die wichtigsten historischen Abschnitte abzudecken. Unter ihnen etwa Erzherzogin Maria Theresia, die österreichische Weltreisende Ida Pfeiffer, Malerin Leo(ntine) von Littrow und Stilikone und Sammlerin Eva Vartian. Die zwölf Frauen-Schicksale stehen stellvertretend für zahllose andere, deren Geschichten noch darauf warten, erzählt zu werden. Am Ende der Chronologie folgt eine AI-generierte 13. Frau, Ava Babacan, die sich im Jahr 2041 als Herpetologin am NHM Wien mit Chemosystematik beschäftigt und potentielle Einblicke in eine unbekannte Zukunft ermöglicht.
Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Kunst
Angesichts der Lückenhaftigkeit der historischen Quellen hat sich das Autor*innen-Team dazu entschlossen, die weiblichen Biographien nicht nur quellenbasiert, sondern auch mit künstlerischen Mitteln aufzuarbeiten. Das vorliegende Buch ist daher als Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Kunst zu verstehen. Poetische Texte von Museumslyrikerin Brigitta Schmid und Comic-Zeichnungen der Schülerinnen der Wiener Kunstschule nehmen die historischen Quellen zwar als Ausgangsbasis, versuchen aber darüber hinaus, sich den Frauenschicksalen auf fantasievolle, emotionale Weise anzunähern.
„Wir wissen um die Macht der Sprache – am Anfang war das Wort – und diskutieren darüber, ob wir „Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“ oder „Wissenschaftler*innen“ oder „Wissenschaftler_innen“ oder „WissenschaftlerInnen“ oder „Wissenschaftler/innen“ schreiben und aussprechen. Jedenfalls geht es darum, auch in der visuellen Gedankenwelt Frauen in ihren vielen Rollen und Funktionen sichtbar zu machen und nicht nur „mitzumeinen“, betont Dr. Katrin Vohland, Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin NHM Wien. „Daher habe ich mich sehr über die Initiative von Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid und Andrea Krapf gefreut und möchte mich auch bei Herrn Walter Fröhlich von der Kunstschule Wien und den Studentinnen für ihre kreativen Zugänge bedanken.“
Abschnitt 1: Ausnahmefrauen – Frauengeschichten vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert
Die in diesem Kapitel porträtierten Frauenschicksale sind vor allem durch Gegensätze gekennzeichnet. Auf der einen Seite stehen prominente Frauen wie Erzherzogin und Königin Maria Theresia (1717-1780), Erzherzogin Leopoldine (1797-1826) und andere adelige Frauen, daneben die Künstlerin Leontine von Littrow (1856-1925), aber auch die kühne, abenteuerlustige Weltreisende Ida Pfeiffer (1797-1858) und die erste Präparatorin Marie Müllner (geboren 1867), die 1890 ihren Dienst in der Zoologischen Abteilung antrat. Einen scharfen Kontrast dazu bildet das präparierte Mädchen aus dem Naturalienkabinett (ausgestellt 1798-1848), dessen Lebensspuren verschwommen bleiben.
Abschnitt 2: Frauenschicksale im Schatten der Weltkriege
Die Schicksale von Marie Hein (1853-1943), Lotte Adametz (1879-1966), Martha Cornelius-Furlani (1886-1974) und Gabriele Thalmann-Gruber (1892-1965) sind nicht nur durch den Schatten der Weltkriege verdunkelt. Obwohl sie wichtige – zum Teil wissenschaftliche – Arbeit für das NHM Wien leisteten, blieb ihnen nicht nur eine ihrer Tätigkeit entsprechende wissenschaftliche Anstellung, sondern auch eine angemessene Anerkennung verwehrt.
Abschnitt 3: Der lange Weg in die Chefetagen – Frauengeschichten nach 1945
Hier wird das Leben von Frauen beleuchtet, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges erste offizielle Funktionen im Museum wahrnahmen, die zuvor ausschließlich Männern vorbehalten waren. 1966 wurde erstmals eine Frau als Wissenschaftlerin im NHM Wien angestellt. Erst ab dieser Zeit wurden Frauen selbstverständlicher Teil der offiziellen Geschichtsschreibung des Museums und gelangten zunehmend in Führungspositionen.
Kurzbiografien der Herausgeberinnen:
Dr. Stefanie Jovanovic-Kruspel: Als Kunsthistorikerin beforscht Stefanie Jovanovic-Kruspel die Baugeschichte, das Dekorationsprogramm sowie die Geschichte des Naturhistorischen Museum Wien. Vor allem fasziniert sie die Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst. Außerdem betreibt sie sammlungs- und wissenschaftsgeschichtliche Forschungen.
Dr. Brigitta Schmid: In ihrer Rolle als stellvertretende Abteilungsleiterin der Abteilung für Wissenschaftskommunikation am NHM Wien ist Brigitta Schmid intensiv mit der Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen vertraut. Ihr Hintergrund als diplomierte Paläontologin sowie eine Dissertation zu den frühen Wissenschaftlerinnen de Naturhistorischen Museums Wien prädestinieren sie für die komplexe Aufgabe, Wissen verständlich zu vermitteln.
Mag. Andrea Krapf: Die Begeisterung für Natur, Fotografie und Bücher begleiten Andrea Krampf schon ihr ganzes Leben lang. Eine Diplomarbeit zu Insekten in niederösterreichischen Sandlebensräumen und eine Ausbildung als Nationalparkrangerin bildeten ihren Einstieg in die spannende Arbeit an der Kontaktzone zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Als stellvertretende Abteilungsleiterin der Abteilung Verlag des NHM Wien ist sie für Printprodukte des Museums mitverantwortlich.
„Reframed: Frauen im Fokus“ – das NHM Wien-Programm zum Internationalen Frauentag 2025
03. – 09. März während der Museumsöffnungszeiten:
Installation „Das Kaiserinbild“
Das Stiegenhaus des NHM Wien ziert üblicherweise das sogenannte „Kaiserbild“, das Franz Stephan I. von Lothringen im Kreise seiner Gelehrten inmitten seiner Naturaliensammlung in der Hofburg zeigt. Maria Theresia beauftragte dieses Gemälde, um ihrem Mann ein Denkmal zu setzen. Ihr ist es zu verdanken, dass Franz Stephans Naturaliensammlung nach seinem Tod für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Die Aufstellung der Sammlung, wie sie am Bild zu sehen ist, geht ebenfalls auf Maria Theresia zurück: Die Monarchin sorgte dafür, dass diese wissenschaftlich inventarisiert und geordnet wurde.
Anlässlich des Internationalen Frauentages 2025 zeigt sich das bekannte Gemälde temporär von seiner weiblichen Seite. Die fiktiven, adeligen Damen, die hier rund um Maria Theresia versammelt sind, stehen stellvertretend für die zahllosen Frauen, die die Geschichte der Sammlungen und des Museums im Laufe der Jahrhunderte prägten.
03. – 09. März während der Museumsöffnungszeiten:
Vitrinen- und Objektinstallationen vor dem „Kaiserinbild“ mit ausgewählten Exponaten zu den in der neuen Publikation „13 Frauen, Aus der Geschichte des NHM Wien“ skizzierten Protagonistinnen
Vitrine hoch:
Frösche, gesammelt von Ida Pfeiffer in Südafrika, Java und Madagaskar.
Geckos und Skinke, wie sie auch Marie Hein von ihrer ethnographischen Expedition nach Südarabien mitbrachte. Zahlreiche ihrer Pflanzen und Tiere sind bis heute Teil der Sammlungen.
Vitrine niedrig 1:
Spannbretter zur Insektenpräparation, wie sie von frühen Präparatorinnen wie Marie Müllner, aber auch von rezenten Sammlerinnen wie Eva Vartian verwendet wurden. Sie sind auch heute noch in Gebrauch.
Von Natalie Wallner (Zoologische Hauptpräparatorin des NHM Wien) präparierter Sperling (Balg), der über Anita Gamauf (bis 2018 Leiterin der Vogelsammlung des NHM Wien) seinen Weg in die Vogelsammlung fand.
Vitrine niedrig 2:
Von Lotte Adametz inventarisierte Fossilien und Fotografien aus der Geologisch-Paläontologischen Sammlung des NHM Wien. Adametz kümmerte sich um Gäste und Korrespondenz und übernahm zeitweise die Vertretung des Abteilungsleiters – freilich nur inoffiziell.
Fossile Pflanzenreste, wie sie auch Martha Cornelius-Furlani für das gemeinsam mit ihrem Mann hergestellte geologische Relief des Rax-Schneeberggebietes verwendet hatte. Leider sind weder das Relief noch Fotos davon erhalten.
Leere Vitrine „Präsenz“:
Im kaiserlichen Naturalienkabinett befanden sich bis 1848 mindestens vier ausgestellte Menschen mit afrikanischen Wurzeln. Eine davon war ein sechsjähriges Mädchen, über dessen Geschichte nur wenig bekannt ist. Die einzige Spur, die sie in der Sammlung hinterlassen hat, ist eine Abschrift der lateinischen Vitrinenbeschriftung. Verfasst wurde diese von dem Sammlungschronisten Leopold Fitzinger im Jahr 1845. Das Mädchen teilte sich ihren Schaukasten mit dem berühmten Angelo Soliman. Dieser war im Alter von 75 Jahren verstorben und für die Sammlungen präpariert worden. Gemeinsam mit dem betagten Mann sollte das Kind offenbar eine Art „Vanitas-Gruppe“ bilden. Diese Deutung wird auch durch die oben erwähnte Beschriftung nahegelegt, die in deutscher Übersetzung lautet: „Um den Kreis zu schließen, hat ein Kind man an die Erwachsenen gereiht.“ (Circulus ut claudatur infantem adultis junxerunt.) Diese bis auf die Beschriftung leere Vitrine aus dem Fundus des Museums steht symbolisch für das Mädchen und die anderen ausgestellten Menschen. Ihre Abwesenheit erzeugt eine Präsenz, die zum Nachdenken anregen soll.
Installation historischer Eimer & Putzmopp „Unsichtbar“:
Diese Objektinstallation steht stellvertretend für all die historisch unsichtbar gebliebenen Frauen, die im Laufe der Geschichte als Reinigungskräfte, Arbeiterinnen oder Kanzlistinnen die zahllosen, wichtigen Routinearbeiten im Museum verrichtet haben. Ihre Positionierung in einer Ecke des Stiegenabsatzes steht symbolisch für ihre historische Marginalisierung.
05. März um 18:30 Uhr:
Vortrag „Unsichtbar – vergessen – wiederentdeckt. Frauen in naturkundlichen Museen und Sammlungen“
Naturkundliche Sammlungen in der ganzen Welt wurden und werden durch unterschiedlichste Akteur*innen zusammengetragen, kuratiert und erforscht. Die vielfältigen Beiträge von Frauen sind bisher kaum bekannt. Der Vortrag gibt einen Überblick über Aktivitäten und Forschung im Rahmen eines internationalen Netzwerkes.
Dr. Sabine von Mering (Museum für Naturkunde, Berlin)
06. März um 18:30 Uhr:
Buchpräsentation „13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien“
Die Hauptautorin und Mitherausgeberin von „13 Frauen. Aus der Geschichte des NHM Wien“ Stefanie Jovanovic-Kruspel gibt Einblicke in diese neueste NHM Wien-Publikation. Das NHM Wien legt mit diesem Buch als erstes österreichisches Museum eine weibliche Institutionsgeschichte vor. Ausgewählt wurden 12 historische Frauen, deren Schicksale mit der fast vier Jahrhunderte umfassenden Sammlungs- und Museumsgeschichte verwoben wurden. Diese Frauen stehen stellvertretend für zahllose andere, deren Geschichten noch darauf warten, erzählt zu werden. Jenseits der Chronologie wird auch eine 13. Frau – eine Frau der unbekannten Zukunft – vorgestellt. Diese AI-generierte Frau namens Ava erlaubt uns einen optimistischen Blick in eine noch unbekannte Zukunft des Museums. Als Brückenschlag zwischen Geschichtswissenschaft und Kunst nutzt das Buch sowohl Comics als auch Poesie, um sich den oft lückenhaften Überlieferungen zu den Frauen anzunähern. Die Poetin, Autorin und Mitherausgeberin Brigitta Schmid und eine der zwölf Zeichnerinnen, Alena Boucher, sowie der Leiter der Comic-Klasse der Wiener Kunstschule, Walter Fröhlich, werden ebenfalls kurze persönliche Stellungnahmen zum Buchprojekt abgeben.
Dr. Stefanie Jovanovic-Kruspel, Dr. Brigitta Schmid, Walter Fröhlich, Lena Boucher
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08. März um 11:30 Uhr:
Führung „Zwischen den Zeilen? Frauen, Archivquellen und das Museum“
Anhand historischer Unterlagen und Objekte des Archivs für Wissenschaftsgeschichte folgen wir Geschichten von Frauen, die das NHM Wien seit seiner Gründung in vielfältiger Weise prägen. Im Fokus dieser Führung stehen vor allem „Frauen ohne Gesicht“ – Reinigungskräfte, Garderobenfrauen, Ziegelschöpfende, die nur auf dem Gehaltszettel oder aufgrund einer verschrifteten disziplinären Auffälligkeit aufscheinen
Andrea Zaremba (Archiv für Wissenschaftsgeschichte, NHM Wien)
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08. März um 13:00 Uhr:
Führung „Musen, Mütter, Malerinnen“
Darstellungen von Frauen vor und hinter den Kulissen des Museums. Mit Hauptautorin und Mitherausgeberin der neuen NHM Wien-Publikation „13 Frauen Aus der Geschichte des NHM Wien“, Dr. Stefanie Jovanovic-Kruspel und Autor Mag. Mario-Dominik Riedl begeben wir uns u.a. auf die Spur von Malerin Leo(ntine) von Littrow, die seinerzeit unter männlichem Pseudonym arbeiten musste – von ihr stammt das einzige von einer Frau gemalte Bild im NHM Wien.
Mario-Dominik Riedl & Stefanie Jovanovic-Kruspel (Abteilung Archiv für Wissenschaftsgeschichte & Abteilung Verlag, NHM Wien)
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08. März um 14:30 Uhr:
Führung „13 Frauen. Fast unsichtbar, aber nicht völlig verschwunden. Spurensuche im NHM Wien“
Auf einem Spaziergang durch die Schausammlung versuchen wir, den spärlichen Hinweisen auf die wenig präsenten Frauenpersönlichkeiten in der Museumsgeschichte nachzuspüren.
Brigitta Schmid & Stefanie Jovanovic-Kruspel (Abteilung Wissenschaftskommunikation & Abteilung Verlag, NHM Wien)
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08. März um 15:30 Uhr:
Führung „Frauen in der Bibliothek – Bibliothek der Frauen?“
Wir besuchen die größte Bibliothek des Naturhistorischen Museums Wien und werfen in der Zoologischen Hauptbibliothek einen Blick auf naturwissenschaftliche Werke und prachtvolle Bücher von Forscherinnen und auch auf jene Frauen, welche hinter den Kulissen die Museumsbibliotheken über die Jahre geprägt haben.
BA Leah Karas & Mag. Sarah Fiedler M.A.LIS (Abteilung Bibliothek, NHM Wien)
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08. März um 16:30 Uhr:
Führung „Auf ihren Spuren…“
Über die Frauen, die in der Geschichte des NHM Wien eine Rolle gespielt haben, wissen wir im Allgemeinen sehr wenig. Aber wenn ein ganzes Team intensiv nachforscht, lassen sich sogar in der Schausammlung Hinweise auf ihre faszinierenden Persönlichkeiten entdecken. Eine poetische Spurensuche.
Brigitta Schmid (Abteilung Wissenschaftskommunikation, NHM Wien)
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Pressematerialien zum Download finden Sie unter folgendem Link:
https://www.nhm-wien.ac.at/presse/pressemitteilungen_2025/pk_weltfrauentag_2025
Wissenschaftlicher Rückfragehinweis:
Dr. Stefanie Jovanovic-Kruspel
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Kunst- und Museumsgeschichte
Abteilung Verlag, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/stefanie_jovanovic-kruspel
Tel: +43 (1) 52177 – 541 I stefanie.jovanovic@nhm.at
Allgemeine Rückfragehinweise:
Mag. Irina Kubadinow, Leitung Presseabteilung, Pressesprecherin
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 410 | irina.kubadinow@nhm.at
Mag. Daniela Emminger-Stebegg, Pressereferentin
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 680 | daniela.emminger@nhm.at
Mag. Nikolett Kertész-Schenk, Bakk. BA MAS, Pressereferentin
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 626 | nikolett.kertesz@nhm.at
Naturhistorisches Museum Wien
Burgring 7
1010 Wien
www.nhm.at
"Das Kaiserinbild"
Das Kaiserinbild, NHM Wien CC
BY-SA 4.0, Bildmontage: Josef Muhsil-Schamall
Bildliche Inspirationsquellen:
Bildliche Inspirationsquellen:
- Martin Von Meytens d. J.: „Maria Karolina Gräfin Fuchs (1681-1754) an einem Tisch sitzend“, 1840er, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie Inv.-Nr. 3074; mit freundlicher Genehmigung des KHM; https://www.khm.at/objektdb/detail/2496/
- Anonym: „Anna Katharina Strack“ (Portrait von), um 1775, um 1780, Wien Museum, Inv.-Nr. 104423, CC BY 4.0, Foto: Birgit und Peter Kainz, Wien Museum; https://sammlung.wienmuseum.at/objekt/82065/
- Friedrich Heinrich Füger: „Erzherzogin Marie Christine und Herzog Albert von Sachsen Teschen präsentieren der Familie Bilder von den Verwandten in Italien“, 1776, Österreichische Galerie Belvedere, Inv.-Nr. 2296, CC BY-SA 4.0; https://kulturpool.at/institutionen/belvedere-wien/2296
Buchcover zu "13 Frauen Aus der Geschichte des NHM Wien"
Cover: KI-generierte Portraits © NHM
Wien, Canva.com
Portrait Stefanie Jovanovic-Kruspel, Hauptautorin von „13 Frauen Aus
der Geschichte des NHM Wien“
© NHM Wien, Wilhelm Bauer
Portrait Herausgeberinnen-Trio von „13 Frauen Aus der Geschichte des
NHM Wien“
von links: Andrea Krapf, Stefanie Jovanovic-Kruspel, Brigitta Schmid
© NHM Wien, Wilhelm Bauer
Comic aus „13 Frauen Aus der Geschichte des NHM Wien“
„Bereits als junge Frau war Ida Pfeiffer besonders an Geographie und fernen Ländern interessiert.“
© NHM Wien, Luna Luschnig
Comic aus „13 Frauen Aus der Geschichte des NHM Wien“
„Malerei als Berufung“, Leo von Littrow
© NHM Wien, Laetitia König
Vortrag “Unsichtbar – vergessen – wiederentdeckt. Frauen in naturkundlichen Museen
und Sammlungen“, Dr. Sabine von Mering, am 05. März 2025
Dr. Sabine von Mering
bei der botanischen Feldarbeit in Argentinien.
© privat
Vitrinen- und Objektinstallation mit ausgewählten Exponaten zu den in
"13 Frauen Aus der Geschichte des NHM Wien" skizzierten Protagonistinnen
(c) NHM Wien, Chloé Potter
Vitrinen- und Objektinstallation mit ausgewählten Exponaten zu den in
"13 Frauen Aus der Geschichte des NHM Wien" skizzierten Protagonistinnen
(c) NHM Wien, Chloé Potter
Brigitta Schmid, Andrea Krapf, Mario-Dominik Riedl, Josef Muhsil-Schamall,
Andrea Zaremba, Katrin Vohland, Stefanie Jovanovic-Kruspel, Sabine von Mering (von links nach rechts)
© NHM Wien, C. Potter