„Rhododendron-Schildlaus“ von Citizen Scientist am Naturhistorischen Museum Wien als neue Art beschrieben
28. Oktober 2024
Als Citizen Scientist bzw. Bürgerwissenschaftler gehört Andreas Kahrer zu jenen
engagierten ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die viel Zeit im Naturhistorischen Museum Wien verbringen, um
ihren Studien über die Insektenvielfalt nachzugehen. Jetzt gelang ihm seine erste große Entdeckung! Er konnte eine „Rhododendron-Schildlaus“,
die in Nordeuropa gefunden wurde, als neue Art beschreiben.
„Vermutlich ist die neue Schildlausart ´Pulvinaria
rhododendri´ als blinder Passagier gemeinsam mit den Gartenpflanzen verschleppt worden“, erklärt Dr. Andreas Kahrer,
der seit seiner Pensionierung als Volontär die wissenschaftliche Sammlung der Pflanzenläuse des NHM Wien erweitert und neu
organisiert.
Das spezielle Forschungsinteresse Kahrers, der in seiner aktiven Zeit als Biologe an der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) im Bereich Pflanzenschutz gearbeitet hat, gilt seit jeher den Schildläusen. Immer wieder werden ihm Proben zur Begutachtung und Artbestimmung vorgelegt oder zugeschickt, so auch vor etwa einem Jahr, als er eine Probe aus Dänemark bekam: Unbekannte Schildläuse hinterließen auf den Blättern von Rhododendron-Kulturen schmutzige, schwarze Beläge.
„Zur Identifizierung von Schildläusen ist die Herstellung mikroskopischer Präparate unerlässlich“, erläutert Andreas Kahrer. Das geschieht mit großem Aufwand: Bis ein Objektträger fertig ist, dauert es etwa zwei Tage. Im Laufe der Jahre hat der engagierte Volontär die Herstellung optimaler Präparate stetig verbessern können. Schon die ersten Präparate der „Rhododendron-Schildlaus“ ließen Kahrer vermuten, dass es sich um eine noch unbekannte Art der Gattung Pulvinaria (Wollige Napfschildlaus) handelt.
„Als große Besonderheit ließen sich an den erwachsenen Weibchen kurze, stachelige Rückenborsten in zwei Längslinien entlang der Körpermitte feststellen, die bisher bei keiner anderen Pulvinaria-Art sichtbar waren“, so Kahrer, der daraufhin mit Kolleg*innen aus Japan, England, Italien und Russland korrespondierte. Sein Verdacht auf eine neue Spezies wurde bestätigt! Allen voran, konnte auch der erfahrene britische Insektenforscher Chris Hodgson als Koautor des Forschungsprojekts gewonnen werden, der Kahrers Erkenntnisse mit der Anfertigung einer detailgetreuen anatomischen Grafik untermauerte. Die neu entdeckte Schildlausart wurde schließlich im Fachjournal Zootaxa unter dem Namen Pulvinaria rhododendri Kahrer & Hodgson beschrieben.
Pulvinaria rhododendri wurde auf verschiedenen Heidekrautgewächsen gefunden; sie saugt an den Blättern sowohl von Gartenrhododendren als auch von Heidelbeeren. Die Schildlaus ist bisher nur aus einem kleinen Bereich Nordeuropas bekannt, wohin sie vermutlich als blinder Passagier gemeinsam mit Gartenpflanzen verschleppt wurde. Nach der ursprünglichen Heimat wird weiter geforscht.
„Jede Entdeckung führt zu neuen Fragen! Wenn man beispielsweise das Ursprungsland herausfinden könnte, so würde man dort mit Sicherheit auch Insekten vorfinden, die als natürliche Gegenspieler für das biologische Gleichgewicht sorgen und zur biologischen Schädlingsbekämpfung geeignet wären. Auch eine Kontrolle im Pflanzenhandel wäre dann einfacher“, freut sich Kahrer auf neue Herausforderungen.
NHM-Generaldirektorin Dr. Katrin Vohland, ausgewiesene Expertin im Bereich der Bürgerwissenschaften, setzt sich aktiv für deren Förderung ein. Sie freut sich besonders über die Erstbeschreibung dieser neuen Art und betont: „Mit Hilfe von engagierten Citizen Scientists, können wir unsere Forschungskapazitäten maßgeblich erweitern. Als Volontär gehört Dr. Andreas Kahrer zu jenen engagierten Forscherinnen und Forschern, die viel Zeit im NHM Wien verbringen, um ihrem Studium der Insektenvielfalt nachzugehen und mit ihrer taxonomischen Expertise das Wissen über Arten zu erweitern. Die Insektensammlung mit etwa 11 Millionen Belegen bietet ein fast unendliches Betätigungsfeld!“
Weiterführende links:
https://www.mapress.com/zt/article/view/zootaxa.5512.2.7
https://www.nhm-wien.ac.at/forschung/mitmachen
Pressematerial zum Download: https://www.nhm-wien.ac.at/presse/pressemitteilungen2024/schildlaus
Wissenschaftliche Rückfragehinweise:
Dr. Herbert Zettel
Direktor der 2. Zoologische Abteilung, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/herbert_zettel
herbert.zettel@nhm-wien.ac.at
Dr. Andreas Kahrer
Assoziierter Wissenschaftler, 2. Zoologische Abteilung, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/andreas_kahrer
Allgemeiner Rückfragehinweis:
Mag. Irina Kubadinow
Leiterin Abteilung Presse & Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecherin, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/irina_kubadinow
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 410
irina.kubadinow@nhm-wien.ac.at
Mag. Nikolett Kertész-Schenk, Bakk. BA MAS
Pressereferentin, Abteilung Presse & Öffentlichkeitsarbeit, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/nikolett_kertesz
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 626
nikolett.kertesz@nhm-wien.ac.at
Mag. Daniela Emminger-Stebegg
Pressereferentin, Abteilung Presse & Öffentlichkeitsarbeit, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/daniela_emminger-stebegg
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 680
daniela.emminger-stebegg@nhm-wien.ac.at
Das spezielle Forschungsinteresse Kahrers, der in seiner aktiven Zeit als Biologe an der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) im Bereich Pflanzenschutz gearbeitet hat, gilt seit jeher den Schildläusen. Immer wieder werden ihm Proben zur Begutachtung und Artbestimmung vorgelegt oder zugeschickt, so auch vor etwa einem Jahr, als er eine Probe aus Dänemark bekam: Unbekannte Schildläuse hinterließen auf den Blättern von Rhododendron-Kulturen schmutzige, schwarze Beläge.
„Zur Identifizierung von Schildläusen ist die Herstellung mikroskopischer Präparate unerlässlich“, erläutert Andreas Kahrer. Das geschieht mit großem Aufwand: Bis ein Objektträger fertig ist, dauert es etwa zwei Tage. Im Laufe der Jahre hat der engagierte Volontär die Herstellung optimaler Präparate stetig verbessern können. Schon die ersten Präparate der „Rhododendron-Schildlaus“ ließen Kahrer vermuten, dass es sich um eine noch unbekannte Art der Gattung Pulvinaria (Wollige Napfschildlaus) handelt.
„Als große Besonderheit ließen sich an den erwachsenen Weibchen kurze, stachelige Rückenborsten in zwei Längslinien entlang der Körpermitte feststellen, die bisher bei keiner anderen Pulvinaria-Art sichtbar waren“, so Kahrer, der daraufhin mit Kolleg*innen aus Japan, England, Italien und Russland korrespondierte. Sein Verdacht auf eine neue Spezies wurde bestätigt! Allen voran, konnte auch der erfahrene britische Insektenforscher Chris Hodgson als Koautor des Forschungsprojekts gewonnen werden, der Kahrers Erkenntnisse mit der Anfertigung einer detailgetreuen anatomischen Grafik untermauerte. Die neu entdeckte Schildlausart wurde schließlich im Fachjournal Zootaxa unter dem Namen Pulvinaria rhododendri Kahrer & Hodgson beschrieben.
Pulvinaria rhododendri wurde auf verschiedenen Heidekrautgewächsen gefunden; sie saugt an den Blättern sowohl von Gartenrhododendren als auch von Heidelbeeren. Die Schildlaus ist bisher nur aus einem kleinen Bereich Nordeuropas bekannt, wohin sie vermutlich als blinder Passagier gemeinsam mit Gartenpflanzen verschleppt wurde. Nach der ursprünglichen Heimat wird weiter geforscht.
„Jede Entdeckung führt zu neuen Fragen! Wenn man beispielsweise das Ursprungsland herausfinden könnte, so würde man dort mit Sicherheit auch Insekten vorfinden, die als natürliche Gegenspieler für das biologische Gleichgewicht sorgen und zur biologischen Schädlingsbekämpfung geeignet wären. Auch eine Kontrolle im Pflanzenhandel wäre dann einfacher“, freut sich Kahrer auf neue Herausforderungen.
NHM-Generaldirektorin Dr. Katrin Vohland, ausgewiesene Expertin im Bereich der Bürgerwissenschaften, setzt sich aktiv für deren Förderung ein. Sie freut sich besonders über die Erstbeschreibung dieser neuen Art und betont: „Mit Hilfe von engagierten Citizen Scientists, können wir unsere Forschungskapazitäten maßgeblich erweitern. Als Volontär gehört Dr. Andreas Kahrer zu jenen engagierten Forscherinnen und Forschern, die viel Zeit im NHM Wien verbringen, um ihrem Studium der Insektenvielfalt nachzugehen und mit ihrer taxonomischen Expertise das Wissen über Arten zu erweitern. Die Insektensammlung mit etwa 11 Millionen Belegen bietet ein fast unendliches Betätigungsfeld!“
Weiterführende links:
https://www.mapress.com/zt/article/view/zootaxa.5512.2.7
https://www.nhm-wien.ac.at/forschung/mitmachen
Pressematerial zum Download: https://www.nhm-wien.ac.at/presse/pressemitteilungen2024/schildlaus
Wissenschaftliche Rückfragehinweise:
Dr. Herbert Zettel
Direktor der 2. Zoologische Abteilung, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/herbert_zettel
herbert.zettel@nhm-wien.ac.at
Dr. Andreas Kahrer
Assoziierter Wissenschaftler, 2. Zoologische Abteilung, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/andreas_kahrer
Allgemeiner Rückfragehinweis:
Mag. Irina Kubadinow
Leiterin Abteilung Presse & Öffentlichkeitsarbeit, Pressesprecherin, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/irina_kubadinow
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 410
irina.kubadinow@nhm-wien.ac.at
Mag. Nikolett Kertész-Schenk, Bakk. BA MAS
Pressereferentin, Abteilung Presse & Öffentlichkeitsarbeit, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/nikolett_kertesz
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 626
nikolett.kertesz@nhm-wien.ac.at
Mag. Daniela Emminger-Stebegg
Pressereferentin, Abteilung Presse & Öffentlichkeitsarbeit, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/daniela_emminger-stebegg
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 680
daniela.emminger-stebegg@nhm-wien.ac.at
Junge, erwachsene Weibchen und Larven von Pulvinaria rhododendri auf
Zwerg-Rhododendron „Scarlet Wonder“
© I.L. Fonneland
Junges Weibchen von Pulvinaria rhododendri mit kleinem Eigespinst aus Wachsfäden
© NHM Wien, A. Kahrer