Bergung diffiziler Objekte bei Ausgrabungen


Die Restaurator*innen  der Prähistorischen Abteilung werden in besonderen Fällen auch zu den Forschungsgrabungen des Hauses gebeten, um die Bergung diffiziler und besonders wertvoller Objekte selbst durchzuführen. Dabei wenden sie unterschiedliche Techniken an. Besonders häufig sind dabei das von den Restaurator*innen selbst entwickelte Keramik-Bergungsverfahren und die Sicherung mittels Cyclododekan.

 

Keramik-Bergungsverfahren

Für die Bergung der stark zerscherbten Keramikgefäße des Hallstätter Gräberfeldes haben die Restaurator*innen ein eigenes Bergungsverfahren entwickelt. Da die Gefäße in den Gräbern zwar stark zerdrückt sind, die zueinander gehörenden Scherben aber noch direkt nebeneinander liegen, waren die Restaurator*innen darauf bedacht, die Position der Scherben beim Bergen möglichst wenig zu verändern.

 

Dazu werden die Scherben auf quadratische Holzbretter gelegt, die jeweils mit einem Vliesstoff bespannt sind. Die Scherben werden beim Bergen einzeln entnommen und auf dem Brett so weit als möglich so angeordnet, wie sie im Boden aufgefunden wurden. Die Keramik von zerscherbten Gefäßen liegt in den Gräbern oft in mehreren Lagen übereinander. Für jede Lage wird ein eigenes Brett benutzt. Wenn ein Brett gefüllt ist, wird es mit angefeuchtetem Zellstoff bedeckt und eng mit Adhäsionsfolie umspannt. Dadurch können sich die Scherben nicht mehr verlagern und die Platten können platzsparend und sicher senkrecht stehend transportiert werden.

 

In der Restaurierwerkstatt angelangt, werden die Bretter ausgepackt und fotografiert. Das Foto eines jeden Brettes wird im Maßstab 1:1 ausgedruckt und auf ein neues Brett gleichen Formats gelegt. Die Scherben werden anschließend einzeln gereinigt und auf ihre ursprüngliche Position gelegt, die durch das Foto leicht zu identifizieren ist. Danach werden die Bruchflächen gereinigt. Dies geschieht in der Prähistorischen Abteilung meist mit Hilfe eines Sandstrahlgerätes, da dadurch die scharfen Bruchkanten am wenigsten in Mitleidenschaft gezogen werden.

 

Die vollständig gereinigten Keramikfragmente werden auf ein drittes Brett mit einem maßstabsgetreuen 1:1 Foto gelegt und können nun ohne langes Suchen nach Anpassungen rasch zusammengefügt werden. Durch dieses Verfahren, das beim Bergen einen etwas höheren Zeitbedarf erfordert als das einfache Aufsammeln, wird beim Zusammensetzen in der Restaurierwerkstatt etwa ¾ des ursprünglichen Zeitaufwandes eingespart.

 

Sicherung von Metall mittels Cyclododekan

Seit 2009 verwenden die Restaurator*innen zur Sicherung von stark angegriffenen Objekten, besonders von solchen aus Metall, auch Cyclododekan. Dabei handelt es sich um eine Kohlenwasserstoffverbindung, die sich durch das Erwärmen in einem Wasserbad verflüssigen lässt. Das flüssige Cyclododekan wird mit einem Pinsel in mehreren Schichten auf die Funde aufgetragen. Beim Abkühlen härtet es wieder aus und bildet so eine stabilisierende Schutzschicht für den Transport. Innerhalb von 14 Tagen löst sich das Material selbständig und rückstandslos wieder auf, sodass die Objekte in der Werkstatt unter optimalen Bedingungen restauriert werden können.

  
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