Vor diesem Hintergrund war man bestrebt, in den Anthropologischen Sammlungen, enzyklopädisch und idealtypisch, Abbildungen
für die Wissenschaft und Lehre zu sammeln. Verschiedene Systematiken teilten die Menschen in drei bis mehrere hundert Rassen
ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg lösten populationsgenetische Konzepte das idealtypische Konzept ab. Die idealtypischen Vorstellungen
sind dennoch bis heute erhalten geblieben. Einen wesentlichen Beitrag zur Tradierung dieser Rassenklassifikationen bildeten
Ausstellungen und museale Präsentationen des Menschen.
Gesammelt wurde im Rahmen von Expeditionen, Sammlungsreisen und Forschungsreisen, auch im Tausch. Große Serien an Gipsköpfen
(aber auch Hände, Füße und Ohren) wurden bei den anthropologischen Studien in Kriegsgefangenenlagern vom I. Weltkrieg abgenommen.
Ein in den 30er Jahren errichtetes Laboratorium im Museum versuchte schwerpunktmäßig „vorgeschichtliche Rassentypen" zu rekonstruieren.
Den größten und zugleich ethisch und forschungsgeschichtlich problematischsten Teil der Sammlung bilden aber über 350 Gesichtsmasken.
Sie wurden im Zuge der umfangreichen Forschungs- und Sammlungstätigkeit der Wiener Anthropologen während der NS-Zeit von Kriegsgefangenen
und Schoa-Opfern abgenommen.