Zeitraum: 02/2013 - 01/2016
Projektmitarbeiter:
- Thomas A. Neubauer (NHM Wien)
- Elisavet Georgopoulou (NHM Wien)
- Oleg Mandic (NHM Wien)
- Andreas Kroh (NHM Wien)
- Martin Zuschin (Universität Wien)
- Christian Albrecht (Justus-Liebig-Universität, Giessen)
- Thomas Wilke (Justus-Liebig-Universität, Giessen)
- Daniela Esu (Università "La Sapienza", Rome)
- Ewa Stworzewicz (Polish Academy of Sciences, Kraków)
- Pere Anadón (Institut de Ciències de la Terra Jaume Almera, Barcelona)
- Michal Kováč (Comenius University, Bratislava)
- Michael Rasser (Museum für Naturkunde, Stuttgart)
- Frank Wesselingh (Naturalis, National Museum of Natural History, Leiden)
- Mikael Fortelius (University of Helsinki)
- Vitaliy V. Anistratenko (National Academy of Sciences of Ukraine)
Diese Studie wird die erste detaillierte Erfassung der Zusammensetzung der europäischen Süßwasser-Gastropoden des Neogens
und Quartärs auf Art-, Gattungs- und Familienniveau mit Schwerpunkt auf Seefaunen. Biodiversität und Zusammensetzung der holozänen
Seefaunen scheint besonders durch die quartären Eiszeiten beeinflusst worden zu sein. Einige kurzlebige miozäne Seen sind
jedoch überraschend „modern“ in Bezug auf generische Zusammensetzung und Gattungs-/Art-Verhältnisse. Dies zeugt davon, dass
die modernen Vergesellschaftungen nicht zwingend junge Enzwicklungen sind, die ausschließlich auf den glazialen „Flaschenhals“
zurückzuführen sind. Im Gegensatz dazu beheimaten die heutigen langlebigen europäischen Seen Gastropoden-Vergesellschaftungen
mit hohem Endemismus und überraschenden Parallelen zu präpleistozänen Seefaunen. Die Ursprünge all dieser modernen Faunen
sind allerdings durchwegs enigmatisch.
In einem ersten Schritt wird die γ-Diversität von mehreren hundert modernen und fossilen europäischen Seen evaluiert. Ein
internationales Expertenteam aus PaläontologInnen und Limnologen mit langer Erfahrung mit modernen und fossilen Faunen, europäischer
Stratigraphie und guter Kenntnis der äußerst umfangreichen relevanten Literatur ist verfügbar, um Daten zu akquirieren, zu
evaluieren und zu kontrollieren. Danach wird die enorme Datenmenge mithilfe der FreshGEN-Datenbank (Freshwater Gastropods
of the European Neogene) dauerhaft öffentlich zugänglich gemacht werden. Diese Datenbank wird in Design und Funktionalität
den derzeitigen Standards in Management und Speicherung von digitalen Biodiversitätsdaten entsprechen und mit vergleichbaren
Projekten kompatibel sein. Die wichtigsten Fragestellungen betreffen die Suche nach Faktoren, die die γ-Diversitäten durch
die Zeit erklären, und die Suche nach Gradienten in Artenreichtum und/oder Zusammensetzung.
Diversitätsdaten und der Vergleich zwischen den einzelnen Seen werden es ermöglichen, Endemismusraten zu berechnen und Hotspots
in modernen und fossilen Seen quantitativ zu erfassen. Zusätzlich werden die Schalengrößen der Taxa evaluiert, um auch hier
Muster zu erfassen und Phasen mit ungewöhnlichem „Gigantismus“ definieren zu können.
Die gut bekannte Klimageschichte Europas der letzten 23 Millionen Jahre bietet den Rahmen, um Änderungen in den Zusammensetzungen
auf Art-, Gattungs- und Familienniveaus mit Klimatrends und Events in Verbindung zu bringen. Idealerweise wird dieses Projekt
dank der intensiven Kooperation zwischen PaläontologInnen und Zoologen Licht auf die Ursprünge der modernen Seefaunen werfen.
Ein Hauptziel ist die Definition und grafische Darstellung einer Statistik-basierten pan-europäischen Biogeographie und Paläobiogeographie
der neogenen und quartären Süßwassersysteme. Sobald die FreshGEN-Datenbank etabliert ist, könnte sie als wesentlicher Nukleus
für eine geographische und/oder stratigraphische Erweiterung dienen. Schließlich sind diese Daten eine solide Basis, um (zukünftige)
anthropogene Einflüsse auf holozäne Seefaunen zu evaluieren.