Ein neues Haus der Botanik | Architekturentwürfe von Studierenden der TU Wien

07. Mai 2024
Sonderausstellung von 8. bis 30. Mai 2024 bis im Saal 21

Pflanzen bestimmen das Leben auf der Erde und dementsprechend auch das aller Menschen entscheidend mit: wir atmen, essen, kleiden und erholen uns – nichts ist ohne Pflanzen denkbar.

Seit Jahrhunderten sammeln Museen und Universitäten Pflanzen, Pilze, Flechten und andere Organismen in wissenschaftlichen Sammlungen, den sogenannten Herbarien, welche ein einzigartiges und ständig wachsendes Archiv der Natur darstellen.
 
Zu diesem Zweck werden Pflanzen meist gepresst und getrocknet, wodurch sie dauerhaft konserviert werden. Mit etwa 5,5 Millionen Objekten aus allen Teilen der Welt gehört das Herbarium des Naturhistorischen Museums Wien zu den 10 größten und bedeutendsten botanischen Sammlungen der Welt. 1807 als kaiserliche Sammlung begründet, blickt die Sammlung auf eine lange und bewegte Geschichte zurück, die eng mit der Universität Wien verwoben ist.
 
Während die Sammlungen ursprünglich der Dokumentation von Funden oder als Vergleichsmaterial für wissenschaftliche Untersuchungen dienten, hat der technologische Fortschritt ungeahnte Möglichkeiten eröffnet, diese Sammlungen auf vielfältige Weise zur Beantwortung aktueller Fragen zu nutzen. Neue Arten werden anhand des Materials in den Sammlungen entdeckt und taxonomisch beschrieben, chemische Analysen führen zur Entwicklung neuer Medikamente, die DNA-Sequenzierung erlaubt tiefe Einblicke in Verwandtschaftsverhältnisse und Verbreitungsdaten ermöglichen es, den Einfluss der Klimaerwärmung und die Biodiversitätskrise zu untersuchen.
 
Um dieser gesellschaftlichen Verantwortung noch besser gerecht zu werden, teilen das Naturhistorische Museum Wien und die Universität Wien eine gemeinsame Vision: Die Vereinigung der Sammlungen zu einer der größten der Welt, im Herzen der Stadt Wien, der Forschungslandschaft und der Gesellschaft – ein neues Haus der Botanik – als global bedeutender Ort der Forschung und Wissensvermittlung.
 
Studierende der Technischen Universität Wien unter der Leitung von Dr. Gerhard Schnabl und Prof. Pier Paolo Tamburelli haben sich dieser Entwurfs-Herausforderung angenommen und dabei das ehemalige Wiener Glacis, den Bereich vor der ehemaligen Stadtmauer entlang der heutigen Ringstraße und Zweierlinie, analysiert und Freiraumgestaltungs-Konzepte sowie Architekturentwürfe für das neue Haus der Botanik erarbeitet.

Der Forschungsbereich “Gestaltungslehre und Entwerfen“ an der Technischen Universität Wien befasst sich seit 2021 mit einem spezifischen Stadtraum von Wien: dem ehemaligen Glacis. Das Glacis wurde im 16. Jahrhundert als unbebautes Vorfeld  entlang der Stadtmauer angelegt, um ein freies Sicht- und Schussfeld auf mögliche Angreifer zu erhalten, Durch den technologischen Fortschritt wurde der Grünraum militärisch unwichtig. Für die wachsende Stadt und die wachsenden Vorstädte blieb das Glacis jedoch für die Nahversorgung, Freizeitvergnügung und Festivitäten von Bedeutung.

Im 19. Jahrhundert wurde auf dem Areal von Glacis und Stadtmauer eine Parade kaiserlicher und bürgerlicher Prachtbauten erreichtet – der „Ring“. Heute ist der Ring eine überdimensionierte Verkehrsinfrastruktur und ein ungenutzter Park, welcher an Ausdehnung und programmatischer Komplexität zunehmen könnte, wenn er neue Institutionen einbezieht und im Hinblick auf zeitgemäße städtische Annehmlichkeiten und Funktionen neu konzipiert wird.

Um den Ring neu zu denken, scheint es sinnvoll, auf das ehemalige Glacis zurückzublicken, an welchem viele wissenschaftlich bedeutende Einrichtungen und Sammlungen beheimatet sind.

Auch das Naturhistorische Museums Wien mit seiner bedeutenden und umfassenden Sammlung ist Teil des Glacis. Die Sammlung ist so umfassend, dass der Platz im Hauptgebäude nicht mehr ausreicht. Zusammengelegt mit der Botanischen Sammlung der Universität Wien wäre das Haus der Botanik eine global herausragende Forschungsinfrastruktur und  städtischer Ort der Wissenschaftskommunikation.

Studierende im Forschungsbereich „Gestaltungslehre und Entwerfen“ der TU Wien setzten sich mit diesen Anforderungen im Wintersemester 2023/24 unter dem Titel „Glacis 2040 – Haus der Botanik“ auseinander. Das Glacis, die Weiterentwicklung des unvollendeten Kaiserforums aus dem 19. Jahrhundert und die Aufwertung urbaner Freiräume waren die Vorgabe für die individuellen Entwürfe eines „Hauses der Botanik“.
 
Die – auch anhand dreidimensionaler Architekturmodelle veranschaulichten – Entwürfe sind vom 8. bis 30. Mai 2024 in einer Sonderausstellung im Saal 21 am Naturhistorischen Museum Wien zu sehen sein.


Allgemeiner Rückfragehinweis:
Mag. Irina Kubadinow
Leitung Presseabteilung, Pressesprecherin, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/irina_kubadinow
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 410
irina.kubadinow@nhm-wien.ac.at

Mag. Nikolett Kertész-Schenk, Bakk. BA MAS
Presseabteilung, NHM Wien
https://www.nhm-wien.ac.at/nikolett_kertesz
Tel.: + 43 (1) 521 77 – 626
nikolett.kertesz@nhm-wien.ac.at



5,5 Millionen Objekte beherbergt die botanische Sammlung des NHM Wien
(c) NHM Wien, Christina Rittmannsperger
Größter Teil der Sammlung sind Herbarbelege
(c) NHM Wien, Andreas Berger
In Alkohol eingelegte Pflanzen im Tiefspeicher ergänzen die Sammlung
(c) NHM Wien, Christina Rittmannsperger
Für das Glacis, den Bereich vor der ehemaligen Stadtmauer, entwickelten Studierende der TU Wien Freiraumgestaltungskonzepte sowie Architekturentwürfe für ein Haus der Botanik
(c) TU Wien
Ausstellung: Ein neues Haus der Botanik | Saal 21
(c) NHM Wien, Chloe Potter
Ausstellung: Ein neues Haus der Botanik | Saal 21
(c) NHM Wien, Chloe Potter
Ausstellung: Ein neues Haus der Botanik | Saal 21
(c) NHM Wien, Chloe Potter
  
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