Der Meteorit von Ensisheim

seit 15. November 2013
Der sogenannte Ensisheim-Meteorit ist der älteste bezeugte Meteoritenfall Europas von dem heute noch Material vorhanden ist. Er wird in seiner historischen Vitrine im Meteoritensaal des NHM von 15. bis 18. November 2013 zu sehen sein.

Der Meteorit von Ensisheim (1492) – Der älteste Meteoritenfall Europas

Von 15. bis 18. November 2013 im Naturhistorischen Museum Wien

 

Der sogenannte Ensisheim-Meteorit ist der älteste bezeugte Meteoritenfall Europas von dem heute noch Material vorhanden ist. Am 7. November 1492 wurde über dem Elsass (Frankreich) und Teilen der Schweiz eine gewaltige Explosion vernommen. Obwohl von vielen Leuten gehört, wurde nur ein Knabe bei Ensisheim im Elsass Zeuge des Ereignisses, der einen großen Stein vom Himmel fallen und in einem Weizenfeld einschlagen sah.

 

Sebastian Brant – Verfasser des berühmten „Narrenschiffs“ – war zu jener Zeit in Basel und hat sicherlich die Explosion gehört. Mittels seines Flugblatts „Von dem donnerstein gefallen im 1492 jar: vor Ensisheirn“, in dem er den Meteoriten und sein Gewicht (damals ca. 130 kg) detailliert beschrieb, wurde die Kunde über dieses Ereignis über ganz Europa verbreitet. Brant jedenfalls benutzte sein Pamphlet zu Propagandazwecken indem er behauptete, der Stein sei ein göttliches Zeichen und Kaiser Maximillian I. solle ohne Zögern einen Krieg gegen die Franzosen wagen. Auf seinem Marsch gegen die Franzosen legte Maximilian I. am 26. November 1492 in Ensisheim (zu jener Zeit Sitz der Österreichischen Regentschaft und Hauptstadt seiner Ländereien in dieser Region) einen Halt ein und ordnete an, den Stein in Ketten zu legen und in der örtlichen Kirche aufzuhängen.

 

Albrecht Dürer hielt sich am 7. November 1492 im 40 km entfernten Basel auf. Einige Jahre später malte Dürer einen explodierenden Himmelskörper auf die Rückseite seines Gemäldes „Büßender Heiliger Hieronymus“ (aufbewahrt in der National Gallery, London). Auch in seinem Kupferstich „Melencolia I“ von 1514 stellte Dürer eine Feuerkugel dar – es wird angenommen, dass es sich dabei um den Meteoritenfall in Ensisheim handelt.

 

Sogar Johann Wolfgang von Goethe besuchte 1771 den Ensisheim-Meteoriten und berichtete darüber in seiner Autobiographie „Dichtung und Wahrheit“ . Auch wird angenommen, dass Jules Vernes in dem Buch „Die Jagd nach dem Meteore“ vom Ereignis in Elsass inspiriert wurde.

 

Im Laufe der Jahrhunderte wurden immer wieder Stücke vom Ensisheim-Meteoriten abgeschlagen, die sich heute in Museen und Sammlungen befinden, z.B. im Naturhistorischen Museum in Paris (8343,3 g). Deutlich kleinere Stücke liegen in den Sammlungen der Naturhistorischen Museen von Berlin (905,7 g), London (609,2 g) oder Wien (453,7 g).

 

Das 53,83 kg schwere Hauptstück des Ensisheim-Meteoriten kann im Museum des „Palais de la Régence“ in Ensisheim besichtigt werden, wo es unter der Aufsicht der Bruderschaft der „Confrérie Saint-Georges des Gardiens de la Météorite d'Ensisheim“ verwahrt wird. Der Großmeister der Bruderschaft wird den Ensisheim-Metoriten für die Dauer von nur vier Tagen nach Wien bringen, wo das wertvolle Stück in seiner historischen Vitrine im Meteoritensaal des Naturhistorischen Museums von 15. bis 18. November 2013 zu sehen sein wird. Parallel dazu werden einige Originalzeichnungen sowie Faksimiles dieses ältesten Meteoritenfalles in Europa zusammen mit den kleinen Stücken des Ensisheim-Meteoriten aus der Sammlung des NHM Wien gezeigt. Diese Objekte werden bis zum 3. Februar 2014 ausgestellt sein.

 

Der Ensisheim-Meteorit ist ein Steinmeteorit: Ein gewöhnlicher Chondrit und einer der besten Vertreter der Chondrite vom Typ LL6; er ist 4,6 Milliarden Jahre alt.

 

 

  
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