Grabungsbereich Langmoosbach-Süd
Bereits in den Jahren 2009 bis 2013 wurden über die gesamte Ausdehnung des Grabungsschnittes in einer Tiefe von nur 40 bis 100 cm mehrere hallstattzeitliche Gräber freigelegt.
Beindruckende Gräber
Besonders beeindruckend war ein Frauengrab mit mehr als 500 Perlen, vor allem aus Bernstein. Einige Meter südlich davon lagen
die Überreste eines großen Kriegers, der unter anderem mit einem prunkvollen Gürtelblech aus Bronze und einem goldenen Ohrring
bestattet worden war.
Unmittelbar daneben wurde ein weiteres Frauengrab mit den verbrannten Gebeinen einer wohl sehr hoch angesehenen Person entdeckt;
neben den Brandresten befand sich eine reichverzierte Bronzeschale mit einem Handgriff in Form einer Kuh mit Kälbchen – das
beeindruckende, sogenannte Kuh-Kälbchen-Gefäß. Anschließend, in nordöstlicher Richtung, befand sich das Skelett eines weiteren
sehr groß gewachsenen Mannes, der auf einem vollständigen Bärenfell bestattet worden war, wie sich aus den Krallen schließen
lässt. Etwas oberhalb des Schädels lag ein prunkvoller Bronzedolch, vielleicht ebenfalls eine Grabbeigabe.
Diese Bestattungen ergänzen unser bisheriges Wissen über den bedeutenden Friedhof der frühen Eisenzeit im Hallstätter Hochtal,
der zwischen ca. 800 und 370 vor Chr. genutzt wurde.
Sensationeller Fund
Eine wahre Sensation erwartete die Archäolog*innen des NHM Wien jedoch tiefer im Boden. Luftdicht abgeschlossen unter einer
mächtigen Murenablagerung aus Geröll und Lehm, war eine komplexe Holzkonstruktion über 3.000 Jahre lang im Boden erhalten
geblieben. Sie stammt aus der Spätbronzezeit und wurde im Jahr 1139 vor Chr. errichtet. Diese exakte zeitliche Einordnung
wird durch dendrochronologische Datierung ermöglicht, wofür man sich das unverwechselbare Jahresring-Muster der verwendeten
Bauhölzer zunutze macht.
Der Blockbau hat seine Lage über die Jahrtausende kaum verändert. Der äußere Teil konnte nicht zur Gänze erfasst werden, da
ein großer Teil davon außerhalb des Untersuchungsschnittes liegt. Insgesamt dürfte er mindestens 5 x 5 m groß sein. Sehr auffallend
sind regelmäßig eingehackte, dreieckige Kerben, wie sie bisher nicht bekannt waren. Die Seitenwände der Außenkonstruktion
sind an den Ecken klassisch miteinander verblockt.
Der Innenbau ist eine Mischkonstruktion aus Block- und Ständerbau. Er wurde aus parallelen Doppelwänden errichtet, die Zwischenräume
wurden mit dichtem Lehm aufgefüllt; so entstand eine wasserundurchlässige Konstruktion von rund 2 x 2 m mit einer Tiefe von
150 cm. Das untere Ende der Holzkonstruktion lag knapp 5 m unter der heutigen Bodenoberfläche, was beim Freilegen eine zunehmende
Herausforderung für die Ausgräber*innen darstellte.
Hoch über dem heutigen Ortszentrum liegt der archäologische Reichtum des Salzkammerguts vergraben. Die Animation zeigt das Ergebnis mehrerer Ausgrabungskampagnen des NHM Wien an der Untersuchungsstelle „Langmoosbach-Süd“ am Hallstätter Salzberg.
Offene Fragen
Neben dem hervorragenden Erhaltungszustand der Konstruktion stellen zahlreiche Artefakte aus organischem Material ebenfalls
einen wahren Schatz für die archäologische Forschung dar. Darüber hinaus haben sich in dem feuchten Milieu unter Luftabschluss
zahlreiche botanische und zoologische Reste erhalten. Die noch ausstehenden Analysen werden wertvolle Aussagen über die Klima-
und Umweltverhältnisse um 1.100 vor Chr. ermöglichen.
Wofür die Konstruktion diente, wissen wir noch nicht. Sie war sicher kein Wohnraum, sondern wurde wohl wirtschaftlich genutzt.
Sie weist große Ähnlichkeiten mit Gebäuden auf, die zum Einpökeln von Fleisch verwendet wurden, unterscheidet sich aber durch
wesentliche Merkmale völlig von diesen.
Wie die jüngsten Funde aus dem Schüttmaterial verraten, wurde die Konstruktion Mitte des 11. Jahrhunderts vor Chr. verschüttet,
um dann für mehr als 3.000 Jahre in Vergessenheit zu geraten.
Besuch vor Ort
Die Untersuchungen in diesem Areal sind noch nicht abgeschlossen und alljährlich werden im Sommer von der Prähistorischen
Abteilung des NHM Wien weitere Grabungen durchgeführt.
Bei Interesse können Sie diese gerne besuchen!
Wollen Sie mehr erfahren? Besuchen Sie gern das 3D-Museum des NHM Wien und entdecken Sie 3D-Visualisierungen und Modelle aus dem prähistorischen Bergwerk der NHM-Außenstelle in Hallstatt.