Hallstatt in der Steinzeit

Wann die Menschen zum ersten Mal das Salzbergtal aufsuchten, ist schwer zu sagen. Möglicherweise geschah dies bereits durch die JägerInnen und SammlerInnen der Altsteinzeit. Doch die ersten Hinweise auf menschliche Präsenz im Salzbergtal – ein Pickel aus Hirschgeweih und mehrere Steinbeile – sind ungefähr 7000 Jahre alt und datieren in die Jungsteinzeit. Auch im Bereich des heutigen Ortes wurden jungsteinzeitliche Spuren entdeckt. Mit der Jungsteinzeit bricht vor über 7000 Jahren die Epoche der bäuerlichen Gesellschaften in Mitteleuropa an. Diese Epoche hat im Hallstätter Salzbergtal wenige, aber faszinierende Spuren hinterlassen.
 

Besiedlung des Alpenraums
Die ältesten Werkzeugfunde aus Hallstatt

 

 

Besiedlung des Alpenraums

Zunächst stellt sich die Frage, was die Menschen eigentlich in diese abgelegene Region führte? Denn vor 7000 Jahren war das gesamte Salzkammergut nach heutigem archäologischem Kenntnisstand noch menschenleer. Die bevorzugten Siedlungsgebiete lagen in den fruchtbaren Lössregionen Ostösterreichs, des Voralpenlandes und des Donautales. Langsam, erst ein halbes Jahrtausend später, drang die menschliche Besiedlung in den Alpenraum vor. Und erst weitere 500 Jahre später, also vor etwa 6500 Jahren, wurden in der Kupferzeit die meisten großen alpinen Tallandschaften besiedelt, auch das Salzkammergut. Doch die Spuren menschlicher Präsenz im Hallstätter Salzbergtal sind wesentlich älter.

 

Die ältesten Werkzeugfunde aus Hallstatt

Ein Hirschgeweihpickel, der 1838 im Kaiser-Josef- Stollen entdeckt wurde, weist laut Radiokarbondatierungen ein Alter von etwa 7000 Jahren auf. Was also zog die Menschen hierher, so weit abseits ihrer üblichen Siedlungsgebiete? Das Salz? Hinweise auf Salzabbau liegen aus dieser Zeit noch nicht vor. Erst für die Bronzezeit ist der Abbau von Salz eindeutig nachweisbar. Darf trotzdem eine neolithische Salzgewinnung angenommen werden? Der Pickel aus Hirschgeweih ist ein typisches Bergbaugerät. Legt dieser Fund den Schluss nahe, dass man vor 7000 Jahren zumindest versuchte, das Salz durch Bergbau zu gewinnen?

Auch die Steinbeile liefern interessante Aufschlüsse. Zwar kann ihr Alter nicht so exakt bestimmt werden, wie das des Hirschgeweihpickels, da Radiokarbondatierung bei Stein nicht möglich ist und auch die Formen der Steinbeile nur grob eingeordnet werden können. Doch ist die Zahl und die Vielfalt der Formen – Schuhleistenkeile, Dechsel und Äxte stammen vom Salzberg – ein deutlicher Hinweis auf eine regelmäßige Begehung des Salzberges durch den Menschen. Nicht wenige der gefundenen Beile sind gebrochen. Dies ist auf ihre Verwendung zurückzuführen. Steinbeile dienten der Holzbearbeitung: dem Fällen von Bäumen und dem Überarbeiten von Holz.

Wozu benötigte man hoch oben am Berg Holz? Dass das Holz vom Berg weg geliefert wurde, ist unwahrscheinlich. Denn zu diesem Zeitpunkt waren fast alle Regionen Europas dicht bewaldet, und der Transport von Holz über längere Strecken war vollkommen unnötig. Vielmehr dürfte es oben am Berg verwendet worden sein. Wozu? Zum Bau von Häusern, zum Versieden von Sole oder zum Sichern von Stollen? Für keine dieser Hypothesen liegen Nachweise vor. Erst viele Jahrhunderte später, in der mittleren Bronzezeit, ist Salzabbau nachweisbar.



: Solequelle auf dem Hallstätter Salzberg (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
Solequelle auf dem Hallstätter Salzberg (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
: Hirschgeweihpickel vom Hallstätter Salzberg (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
Hirschgeweihpickel vom Hallstätter Salzberg (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
: Steinbeil vom Hallstätter Salzberg (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
Steinbeil vom Hallstätter Salzberg (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
  
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