Die Bergwerksanlagen der Bronzezeit

Die Gruben der Bronzezeit wurden als Schachtbaue angelegt, deren Abbauhallen enorme Dimensionen erreichen konnten. Spuren des bronzezeitlichen Bergbaus haben sich besonders in drei Bereichen der neuzeitlichen Bergwerke erhalten: Im Appoldwerk, im Christian von Tuschwerk und im Grünerwerk. Die Fundstellen im Christian von Tuschwerk, aus dem auch die berühmte Hallstätter Stiege stammt, zeichnen sich durch einen besonderen Fundreichtum aus. Im Grünerwerk haben sich eine Schachtanlage und eine Abbauhalle in ihrer ursprünglichen Dimension erhalten.


Schachtbauanlagen
Ausgrabungen im Christian von Tuschwerk
Fundstellen im Appoldwerk
Schacht und Abbauhalle im Grünerwerk
 

Schachtbauanlagen

Alle drei bekannten bronzezeitlichen Gruben wurden als sogenannte „Schachtbaue“ angelegt. Bei diesem Verfahren wird von der Oberfläche ein Schacht vertikal in die Tiefe getrieben. Ziel waren die reichen Kernsalzzüge, die den Hallstätter Salzberg durchsetzen. Stieß man auf abbauwürdiges reines Steinsalz, wurden Abbauhallen aufgefahren. Im Zuge dieses Abbaus entstanden Hallen von enormen Dimensionen. War der Salzzug schließlich erschöpft, wurde ein weiterer Schacht in die Tiefe getrieben. Die eindeutigsten Spuren unter Tage finden sich an den Fundstellen Appoldwerk, Christian von Tuschwerk und Grünerwerk. Die Reste in sich zusammengebrochener Schachteinbauten entdeckte man im Appoldwerk und im Christian von Tuschwerk. Mehrere Meter hohe Holzhaufen hatten sich am unteren Ende des Schachtes aufgetürmt. Noch ist unklar, ob dies während der Betriebszeit des bronzezeitlichen Bergwerks oder erst nach seiner Aufgabe geschah.
 

Ausgrabungen im Christian von Tuschwerk

Seit 1992 finden im Christian von Tuschwerk jedes Jahr archäologische Ausgrabungen statt. Nur ein Teil der mittleren Abbauhalle wurde bisher ergraben. Die Existenz mindestens einer weiteren Halle, eine Etage über dem Ausgrabungsbereich, kann durch einzelne Fundmeldungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert wahrscheinlich gemacht werden. Ebenso ist ein tiefer gelegener Abbauraum aufgrund historischer Berichte über das Vorkommen von Heidengebirge zu vermuten. Die Fundstelle zeichnet sich durch einen besonderen Fundreichtum und durch besondere Funde aus: u.a. ein armdickes Seil aus Lindenbast, Stücke von dicken Wollstoffen und mehrere Handschutzleder. Diese Funde machen deutlich, dass hier das untere Ende eines Schachtes vorliegt, ein sogenannter Füllort – ein Ort, von dem aus das Salz nach oben gefördert wurde.
 

Fundstellen im Appoldwerk

Auch bei der Fundstelle im Appoldwerk dürfte es sich um einen solchen Ort handeln. Große Pingen (Einsturztrichter) an der Oberfläche deuten die Eingänge zu den großen verbrochenen Schachtanlagen an.
 

Schacht und Abbauhalle im Grünerwerk

Über die Größe dieser Schächte informiert der einzigartige Befund aus dem Grünerwerk. Hier hat sich der bronzezeitliche Schacht – immerhin über 3500 Jahre alt – in seiner ursprünglichen Form erhalten. Wohingegen man aus dem Appoldwerk und dem Christian von Tuschwerk nur die verstürzten Hölzer der Schachteinbauten kennt. Der erhaltene Schacht im Grünerwerk weist einen Querschnitt von 23 x 7 m auf und ist mit feinem Sediment verfüllt. Interessanterweise waren in diesem Schachtabschnitt keine Spuren von Verzimmerung festzustellen. Warum waren die Schächte so groß dimensioniert? Für das Fördern von Salz wären wesentlich kleinere Schächte vollkommen ausreichend gewesen. Nicht jedoch, wenn gleichzeitig Fördern von Salz, Einliefern von Grubenholz, Mannsfahrt und eventuell die Bewetterung zu bewältigen waren. Und die Abbauhallen? Im Normalfall schließt der Bergdruck alle Hohlräume innerhalb kurzer Zeit. Bei den prähistorischen Abbauhallen im Grünerwerk und im Christian von Tuschwerk geschah dies jedoch nicht. Beide Hohlräume wurden durch Tagmaterialeinbrüche (Ton, Schotter, Wurzelstöcke u. a.) von der Oberfläche verfüllt.

: Darstellung aller bekannten Fundpunkte des bronzezeitlichen Bergbaus: Sie umfasst alle Fundstellen der sogenannten Nordgruppe sowie die Fundstellen Christian von Tuschwerk, die abseits des Nordgruppenreviers liegen. (Bild: Klaus Löcker)
Darstellung aller bekannten Fundpunkte des bronzezeitlichen Bergbaus: Sie umfasst alle Fundstellen der sogenannten Nordgruppe sowie die Fundstellen Christian von Tuschwerk, die abseits des Nordgruppenreviers liegen. (Bild: Klaus Löcker)
: Geneigte bronzezeitliche Abbauhalle im Bereich des Grünerwerks, die über 20m lang und bis zu 8m breit ist. Sie hat sich dadurch erhalten, dass dieser Bergbau mit Sediment von der Oberfläche verfüllt wurde. Durch Entfernen dieses eingedrungenen Materials konnte der ursprüngliche Hohlraum "zurückgewonnen" werden. (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
Geneigte bronzezeitliche Abbauhalle im Bereich des Grünerwerks, die über 20m lang und bis zu 8m breit ist. Sie hat sich dadurch erhalten, dass dieser Bergbau mit Sediment von der Oberfläche verfüllt wurde. Durch Entfernen dieses eingedrungenen Materials konnte der ursprüngliche Hohlraum "zurückgewonnen" werden. (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
: Schematische Darstellung des bronzezeitlichen Schachtbaues an der Fundstelle Christian von Tuschwerk: Nur ein Teil der mittleren Abbauhalle wurde bisher ergraben. Die Existenz mindestens einer weiteren Halle, eine Etage über dem Ausgrabungsbereich, kann durch einzelne Fundmeldungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert wahrscheinlich gemacht werden. Ebenso ist ein tiefer gelegener Abbauraum aufgrund historischer Berichte über das Vorkommen von Heidengebirge zu vermuten. (Bild: D. Groebner - NHM Wien)
Schematische Darstellung des bronzezeitlichen Schachtbaues an der Fundstelle Christian von Tuschwerk: Nur ein Teil der mittleren Abbauhalle wurde bisher ergraben. Die Existenz mindestens einer weiteren Halle, eine Etage über dem Ausgrabungsbereich, kann durch einzelne Fundmeldungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert wahrscheinlich gemacht werden. Ebenso ist ein tiefer gelegener Abbauraum aufgrund historischer Berichte über das Vorkommen von Heidengebirge zu vermuten. (Bild: D. Groebner - NHM Wien)
  
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