Hallstatt – Eine archäologische Schatzkammer

Die Untersuchung des Fundortes Hallstatt und seiner Umgebung ist seit über 100 Jahren ein Forschungsschwerpunkt der Prähistorischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien. Unterstützt von der Salinen Austria AG und der Salzwelten GmbH, die die ebenfalls über 100jährige Forschungstradition der örtlichen Saline fortsetzen, werden jährliche Grabungskampagnen seit 1960 im Bergwerk und seit 1992 im Gräberfeld durchgeführt. Als weitere Schwerpunkte haben sich inzwischen die Erforschung des Wirtschaftsraums und die Erforschung der Hallstatt-Textilien etabliert. Daneben übernimmt das NHM Wien, in enger Absprache mit dem Bundesdenkmalamt, die denkmalpflegerischen Aufgaben in dem großteils unter Bodendenkmalschutz stehenden Hochtal.

Zahlen, Daten und Fakten, die sich aus Funden und Befunden des prähistorischen Hallstatt gewinnen lassen, führen aufgrund der Bedeutung des Fundortes und durch die besonderen Erhaltungsbedingungen im Bergwerk, aber auch der oberflächlichen feststellbaren Strukturen, zu einzigartigen Erkenntnissen über das Zusammenleben der Menschen in prähistorischer Zeit, ihre Arbeitsteilung und ihren Lebensalltag.

Die Bedeutung Hallstatts für die archäologische Forschung
Die Landschaft um Hallstatt
Hallstatts Salzlager
Archäologische Zeugnisse in Hallstatt
 

 
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(Foto: K. Löcker - Luftbildarchiv Universität Wien)

Die Bedeutung Hallstatts für die archäologische Forschung

Der Ort Hallstatt im oberösterreichischen Salzkammergut ist in der archäologischen Forschung seit dem 19. Jahrhundert aufgrund seines außergewöhnlich reichen hallstattzeitlichen Gräberfeldes weltberühmt. Die Gräber im Hallstätter Salzbergtal beinhalten Kostbarkeiten aus nahezu der gesamten damals bekannten Welt und inspirierten die frühen Forscher dazu, nicht nur eine in weiten Teilen Europas verbreitete Kultur, sondern sogar eine ganze Epoche der europäischen Urgeschichte nach diesem Ort zu benennen.

Der Reichtum der prähistorischen Hallstätter gründete auf dem unerschöpflich scheinenden Salzvorkommen des Hallstätter Salzberges, das vermutlich seit 7000 Jahren von Menschen genutzt wird. Während für die frühe Zeit nur wenige Zeugnisse wahrscheinlich oberflächlicher Salzgewinnung vorliegen, konnten Forscherinnen und Forscher des Naturhistorischen Museums Wien in ihren montanarchäologischen Untersuchungen des Salzberges für die Zeit um 1500 v. Chr. einen voll entwickelten Bergbau nachweisen. Damit ist das prähistorische Salzbergwerk von Hallstatt das älteste derzeit bekannte der Welt.

Dank des speziellen Klimas im Salzberg haben sich als Reste dieses Bergbaus einzigartige Objekte aus organischem Material erhalten, wie sie nur an wenigen anderen Orten der Welt zu finden sind. Aus dem Hallstätter Bergwerk wurden Holz, Fell, Gras, Exkremente, Speisereste und vieles mehr geborgen, die bis zu 3500 Jahre vor dem Zerfall bewahrt wurden und uns heute einen einzigartigen Einblick gewähren, was damals an organischen Materialien verwendet wurde – ein Fundgut, dass bei üblichen Ausgrabungen kaum angetroffen wird, da es sich unter normalen Bedingungen sehr rasch zersetzt. Die Funde aus dem Hallstätter Salzberg erlauben es somit, Fragen zu stellen, die bezüglich einer schriftlosen Kultur andernorts kaum zu beantworten sind.
 

Die Landschaft um Hallstatt

Den Grund dafür, dass sich Menschen in dieser Gegend angesiedelt haben, finden wir in den reichen Salzlagerstätten im Salzbergtal, hoch über den Ufern des Sees. Wenn man mit der Standseilbahn in wenigen Minuten die rund 300 Höhenmeter überwindet, macht man sich kaum ein Bild davon, wie schwer dieses Hochtal einstmals zu erreichen war. Im Norden und Süden durch steile Felswände flankiert, im Westen durch den mächtigen Kalkstock des Plassen abgeschlossen und nach Osten steil zum Seeufer abfallend, konnte man nur über schwierig zu begehende Saumpfade in das Tal hinauf gelangen. Der um die Mitte des 19. Jahrhunderts angelegte breite Weg über den Hallberg benötigt immerhin zwölf Kehren und mehrere Brücken zur Überwindung des Steilhanges.
 

Hallstatts Salzlager

Umso auffallender und bemerkenswerter ist die Konzentration archäologischer Funde in und um Hallstatt und ganz besonders im Salzbergtal. Zweifellos war es auch in prähistorischer Zeit das Salz, das der Gegend diese große Anziehungskraft verlieh. Wahrscheinlich haben schon vor Jahrtausenden salzhaltige Quellen Tiere und in der Folge auch Menschen angelockt. Man hat mehrere Steinbeile gefunden, die deutlich machen, dass das Salzbergtal seit dem Beginn der Jungsteinzeit vor etwa 7000 Jahren mehr oder weniger regelmäßig von Menschen besucht wurde. Der Fund eines Pickels aus Hirschgeweih, ein typisches Bergbaugerät dieser Zeit, legt den Schluss nahe, dass man schon damals wenigstens versuchte, das Salz durch Bergbau zu gewinnen. Mit einem systematischen Abbau der Lagerstätten ist ab einer fortgeschrittenen Phase der Bronzezeit, ab dem 16. Jh. v. Chr., zu rechnen. Seit dem späten 18. Jahrhundert wurden am Salzberg oberhalb Hallstatts im Zuge des Bergbaubetriebes immer wieder Blockbaukonstruktionen angefahren, die erst in den letzten Jahren als bronzezeitliche Bauwerke aus der Frühzeit des Bergbaus erkannt wurden.
 

Archäologische Zeugnisse in Hallstatt

In den Stollen und Laugwerken des im Jahr 1311 erstmals urkundlich erwähnten historischen Bergwerks haben sich an vielen Orten Nachweise gefunden, die zeigten, dass die Bergleute des Mittelalters nicht die ersten waren, die hier, tief unter der Oberfläche, dieser Tätigkeit nachgingen. Insgesamt sind am Salzberg drei prähistorische Salzgruben nachgewiesen: aus der Bronzezeit, aus der Älteren und aus der Jüngeren Eisenzeit.
Weiters findet sich im Hochtal eines der größten und wichtigsten prähistorischen Gräberfelder Europas, das die frühe Forschung dazu veranlasste, mit dem Namen Hallstatts eine Kultur und eine Epoche der europäischen Ur- und Frühgeschichte zu bezeichnen. Bereits im 19. Jahrhundert konnten mehr als 1000 Gräber geborgen werden, die prachtvolle Beigaben beinhalteten, welche einen regen Warenverkehr zwischen den prähistorischen Hallstättern und nahezu der gesamten damals bekannten Welt bezeugen. Mit den prähistorischen Hausbefunden auf der Dammwiese können wir wohl die Bergbausiedlung zum jüngsten Bergbau, jenem der Jüngeren Eisenzeit, fassen. Darüber hinaus finden sich im Tal am Fuße des Salzbergs die Reste der aus Stein erbauten Villen der Römer, die wahrscheinlich um die Zeitenwende die Verwaltung des keltischen Bergbaus übernommen hatten. So darf man das Gebiet um Hallstatt aufgrund der zahlreichen archäologischen Bodenfunde wohl zu den wichtigsten und aufregendsten archäologischen Fundstellen nicht nur Europas, sondern der ganzen Welt zählen.

  
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