Die Sonderausstellung „Der Mond“ läuft nur noch bis 1. Juni 2020.
Aber nicht nur die Ausstellung ist bald zu Ende, auch die Prognosen für den Erdmond selbst, scheinen nicht die besten zu sein Ein kurzer Blick in die Zukunft des Mondes von Christoph Goldmann:
Auch wenn mit den Mondphasen der Erdmond für Beobachtende auf der Erde ständig sein Aussehen verändert, so ist er doch auch ein Symbol für Beständigkeit. Seit mehr als 4,5 Milliarden Jahren dreht er seine Ellipsen um die Erde und seit rund 3 Milliarden Jahren besitzt er grob jenes Antlitz, welches wir auch heute noch sehen. Aber nichts hält bekanntlich ewig, selbst wenn das Erfolgsduo Erde-Mond unzertrennlich erscheint. Aber wie könnte das Ende des Mondes aussehen?
Von äußerst unwahrscheinlichen, plötzlich auftretenden „Scheidungsereignissen“ wie Kollisionen mit anderen großen Himmelskörpern, die sogar mit dem Ableben einer der beiden Seiten enden könnten, sehen wir einmal ab. Selbst für das Sonnensystem potenziell disruptive Vorfälle wie der Durchflug eines stellaren Schwarzen Lochs können wir vernachlässigen. Für die Auffindung eines triftigen Trennungsgrundes lohnt sich aber jedenfalls die Betrachtung der dynamischen Zeitskala. Damit meint man die Dauerhaftigkeit sämtlicher Prozesse, die mit Bewegung einhergehen. Im Sonnensystem reicht dies vom Umlauf der Planeten um die Sonne bis hin zur Rotation der Himmelskörper selbst. Zwar gab es in der Frühphase des Sonnensystems Streitigkeiten unter den Planeten, wer wo seinen Platz hat, aber der Nachweis für die Langzeitstabilität des Sonnensystems ist einfach seine gegenwärtige Existenz. Computersimulationen konnten zudem zeigen, dass das Sonnensystem für zumindest weitere 4,5 Milliarden Jahre stabil bleibt. Das heißt: keine Gefahr von dieser Seite.
Erde und Mond bestehen in dynamischer Hinsicht ohnehin in einer fast unerschütterlichen Koexistenz. Auch, wenn sie sich durch die Wechselwirkung ihrer Anziehungskraft beständig voneinander entfernen. Diese sogenannte Gezeitenreibung bewirkt nicht nur die Zunahme des mittleren Abstandes Erde-Mond von etlichen Zentimetern pro Jahr, sondern auch die kontinuierliche Abbremsung der Eigendrehung des Mondes und der Erde. Das führte bereits zu einer gebundenen Rotation des Mondes. Damit ist gemeint, dass die Eigendrehung des Mondes so stark abgebremst wurde, dass er der Erde immer dieselbe Seite zuwendet. Auch die Eigendrehung der Erde nimmt auf diese Weise kontinuierlich ab. In einer weit entfernten Zukunft, in etwa 3 Milliarden Jahren, wird dies dazu führen, dass auch die Erde dem Mond immer dieselbe Seite zuwendet. Fortan werden sich beide Himmelskörper immer unentwegt „anstarren“ und die Zunahme ihrer Distanz wird gestoppt. Aber auch das wird ihre Beziehung vermutlich nicht retten.
Denn wenn es um die Beendigung von Beziehungen geht, ist oft auch jemand dritter im Spiel. Im Falle von Erde und Mond ist dies die Sonne. Diese macht dem geplanten gemeinsamen Lebensabend von Erde und Mond einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Denn die Sonne nimmt im Hinblick auf ihre eigene Entwicklung nur wenig Rücksicht auf andere Himmelskörper und die Ablaufuhr der stellaren Entwicklungszeitskala tickt immer schneller. In den nächsten 5 Milliarden Jahren wird die Sonne ihren Energieausstoß enorm steigern. Bereits in 500 Millionen Jahren könnten dadurch die Meere verdampft und das Überleben für mögliche Beobachter im Erde-Mond System unmöglich sein. Vor ihrem Sternentod wird sich die Sonne um mehr als das 250-fache ihres jetzigen Durchmessers zu einem Roten Riesen aufblähen und das Gespann Erde-Mond verschlingen.
Aber selbst, wenn dem Mond dieses heiße Schicksal und sämtliche anderen katastrophalen kosmischen Abgänge erspart bleiben sollte, so besteht dennoch kaum Hoffnung auf ein ewig währendes Dasein in trauter Zweisamkeit mit der Erde. Denn selbst das Universum dürfte ein Ablaufdatum haben. Spätestens mit dem Zerfall jener Materie, die das Universum für uns erfahrbar macht, geht es auch mit Erde und Mond zu Ende. Zwar liegt diese letzte Ära des Universums in einer sehr weit entfernten Zukunft genau genommen ist die Jahresangabe eine Zahl mit ungefähr 34 Nullen, aber die Uhr tickt.
Die schlechte Nachricht lautet daher: Das Ende ist unausweichlich. Die gute Nachricht lautet aber: Uns heute lebenden Menschen kann es gleichgültig sein. Zu weit weg in der Zukunft liegen jene Ereignisse. Wir Menschen mögen vielleicht einmal verschwinden, aber die Hinterlassenschaften der Mondraumfahrt auf unserem Begleiter werden noch in Millionen Jahren Zeugnis über die Leistungen der Zivilisation ablegen.
- Christoph Goldmann