Menschen als Göttergabe

Dass Menschen in den Heiligtümern von Roseldorf eigens für ihre Opferung getötet wurden, dafür gibt es bislang keine archäologischen Nachweise. Zahlreiche Manipulationsspuren an menschlichen Skelettresten belegen aber, dass unterschiedliche Rituale mit Menschenleichen durchgeführt wurden.

Im großen Heiligtum Nr. 1 des ersten Kultbezirkes lagen zum Beispiel ausschließlich Einzelknochen vor allem der unteren Extremitäten im Graben. Schädelreste sind nur in wenigen, kleineren Fragmenten erhalten, während andere Skelettbereiche so gut wie ganz fehlen. Auffällig an den Knochenfunden sind Tierverbiss-Spuren sowie zahlreiche Schnittmarken und vereinzelt auch Schabspuren. All diese Handhabungen erfolgten zu einem Zeitpunkt, als die Knochen noch von Weichteilen bedeckt bzw. im Sehnenverband waren. Brüche, Schläge und sogar Hackhiebe hingegen waren an den bereits weitgehend fleischfreien körperlichen Resten erfolgt. Viele der gebrochenen und halbierten Langknochen erfuhren obendrein eine komplette Längsspaltung.

Jeder Tote war lediglich mit je einem Einzelknochenbruchstück als pars pro toto im Graben vertreten, d. h., es wurde nur ein Teilstück jedes Menschen als Sinnbild für das Ganze im Graben niedergelegt. Es scheint, dass die Knochen von einer willkürlichen Auswahl aus vorwiegend jüngeren, erwachsenen männlichen Individuen stammen.
Im großen Heiligtum Objekt 30 des Kultbezirkes 2 dürfte dagegen vor allem der menschliche Schädel als Trophäe im Vordergrund stehen. Die Zurschaustellung von Schädeltrophäen als Todesbeweis und Zeichen des Sieges waren bei den Kelten weit verbreitet. Die deponierten Schädelkalotten in Roseldorf weisen künstliche Durchbohrungen auf, die auf ihre Nagelung an Schaupfählen oder ähnlichem hinweisen.

  
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