Kultbezirke

In Roseldorf/Sandberg wurden drei Kultbezirke mit insgesamt zwei großen und fünf kleineren Kultstätten nachgewiesen. Dies ist eine außergewöhnlich große Anzahl von Heiligtümern, weshalb man davon ausgehen muss, dass Roseldorf ein kultisches Zentrum der Kelten weit über die Region hinaus gewesen ist.

Die Heiligtümer sind alle in ihrer Bauweise und auch im Kultgeschehen verschieden. Allem Anschein nach dürften alle Heiligtümer zeitgleich bestanden haben, aber unterschiedlichen Göttern geweiht gewesen sein. Es liegt daher nahe, dass in den Heiligtümern unterschiedliche Götterkulte stattfanden. In den Opfergräben beinahe aller Heiligtümer sind neben Tier- und Menschenknochen auch Waffen, Wagenteile, Pferdezaumzeug, Schmuck und vieles mehr deponiert worden. Große Unterschiede gab es aber hinsichtlich der Verteilung der Opfergabengattungen in den einzelnen Heiligtümern.

Die Heiligtümer von Roseldorf/Sandberg belegten 2002 erstmals, dass es quadratische Grabenheiligtümer, die im westlichen Mitteleuropa gut belegt sind, auch im Osten des keltischen Siedlungsgebietes gab.

Die Heiligtümer vom Sandberg entsprechen in Vielem den bekannten Heiligtümern aus Frankreich. Trotz Unterschiede in Größe und Bauweise lassen sich Regelhaftigkeiten in Struktur und Entwicklung erkennen. So ist etwa der sakrale Bereich durch eine aus einem Graben, höchstwahrscheinlich in Verbindung mit einem Wall, konstruierte, quadratische oder rechteckige Umfriedung abgesteckt, die mitunter zusätzlich mit einer Palisade versehen ist. Der Zugang erfolgt durch ein Tor meist im Osten.

In den zentralen Gruben wurden vermutlich speziell die blutigen Opfer vollzogen. Die Opfergruben hatten in diesem Falle Altarfunktion. In ihnen wurden die blutigen Opfer anschließend auch der Verwesung ausgesetzt. Vor der Deponierung der Opfergaben im Graben bzw. in Gruben wurden zumindest einige von ihnen, wie z. B. Waffentrophäen, auf Pfählen zur Schau gestellt.

Viele der gallischen Heiligtümer wie z. B. Gournay-sur-Aronde wurden von der Frühlatènezeit bis in die römische Zeit genutzt. Eine Nutzung der Heiligtümer auf dem Sandberg in römischer Periode kann nicht nachgewiesen werden. Die Kulthandlungen dürften sich auf die späte Frühlatènezeit, die gesamte Mittellatènezeit und den Beginn der Spätlatènezeit (um 350 bis ca. 100 v. Chr.) beschränkt haben.

 
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