Der keltische Fürstensitz am Sandberg

Über Jahrhunderte hat der keltische Fürstensitz am Sandberg im heutigen Roseldorf die Phantasie der Menschen beflügelt. Die seit dem 18. Jahrhundert immer wieder auftauchenden Funde aus diesem Gebiet zeigten schon früh, dass es sich hier um einen besonderen Ort gehandelt haben muss. Die Bedeutung des Sandbergs in Roseldorf für die archäologische Forschung gründet vor allem auf mehreren Heiligtümern, an denen sich Reste sehr spezifischer Opfergaben erhalten haben.

Für die Forschung ist Roseldorf/Sandberg ein besonderes Kleinod, denn ihre Lage in einem durch die Jahrhunderte unverbauten Gebiet garantierte einen einmalig guten Erhaltungszustand der Keltenstadt, die durch keine Nachfolgesiedlungen gestört ist und keine Vorgängersiedlung hat. Gemeinsam mit einer Siedlung in Mähren prägte Roseldorf den archäologischen Typbegriff Roseldorf-Nĕmčice für diese Art von keltischen Zentralsiedlungen von überregionaler wirtschaftlicher, religiöser und gesellschaftlicher Bedeutung.

Die Siedlung
Der Handel
Das religiöse Zentrum



Die Siedlung

Dank der wissenschaftlichen Forschung wissen wir heute, dass sich auf dem Sandberg, im malerischen Weinviertel, einst einer der größten keltischen Freilandsiedlung Mitteleuropas befunden hat. Mindestens 25 ha maß die Stadt mit ihren Straßen, Häusern, Heiligtümern und Befestigungsanlagen.

Vom Sandberg aus hatten die Bewohnerinnen und Bewohner nicht nur einen weiten und strategisch vorteilhaften Blick in alle Himmelsrichtungen. Sie nutzten damit auch einen zentralen Platz im Kerngebiet der La Tène-Kultur. Mit seiner Nähe zur Donau und zur Bernsteinstraße lag der Ort zudem an zwei der wichtigsten Verkehrs- und Handelswege der damaligen Zeit.

Roseldorf war zur Zeit der Kelten dem Anschein nach auch ein gesellschaftliches Zentrum  für die gesamte Region. Funde  von Spielwürfeln und Arsensulfid, welches man zum Beispiel als Aufputsch- und Rauschmittel nutzen konnte, dürften Spuren des gesellschaftlichen Treibens sein.

Der Handel

Zahlreiche Münzen aus nahezu allen Gebieten der damals bekannten Welt belegen die große Bedeutung der Siedlung für den überregionalen Handel. Eine Potin-Münzen aus Gallien, Kleinsilbermünzen aus Kärnten und Slowenien, Tetradrachmen von den Ostkelten, eine römische Münze aus der späten Republik, ein Denar von Marc Anton, eine Bronzemünze von Hieron II aus Syrakus und ein Drachme von Trajan aus dem kappadokische Caesarea fanden sich hier im Weinviertel. Etwa 1500 Münzen, die damals vor Ort hergestellt wurden, machen die Siedlung auf dem Sandberg zum münzreichsten keltischen Fundort in Österreich, an dem zugleich die älteste Münzprägestätte hierzulande nachgewiesen ist.

Das religiöse Zentrum

Daneben war die Siedlung im heutigen Roseldorf vor allem ein bedeutendes religiöses Zentrum. Hier fanden sich die bisher ältesten keltischen Heiligtümer Österreichs. Sie entsprechen dem Typ des französischen Heiligtums von Gournay-sur-Aronde. Mindestens zwei große und zwei kleinere Heiligtümer dokumentieren in Roseldorf die Existenz mehrerer Kultbezirke, in denen sich unter anderem Tier- und Menschenopfer nachweisen ließen.




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