Die Funktion der Textilien aus dem Gräberfeld

Aufschlussreich sind Textilfunde aus dem Hallstätter Gräberfeld vor allem deshalb, weil sich dort ihr Kontext erschließen lässt. Finden sie sich beispielsweise direkt an der verstorbenen Person, an Kleidungsverschlüssen wie Gürtel oder Fibel etwa, oder gehören sie zu deponierten Beigaben? Sind sie also als Teile der Kleidung zu verstehen, und wenn ja, als welches Kleidungsstück genau? Oder dienten sie zur Verhüllungen von Objekten? Es scheint naheliegend, dass einige kostbare Stoffe auch um ihrer selbst Willen als Beigaben ins Grab gelangten.

Textilien als Verhüllung von Leichnam und Leichenbrand
Textilien als Verhüllung von Beigaben
Textilien als Bekleidungsreste
 

Textilien als Verhüllung von Leichnam und Leichenbrand

Textilien spielten im Totenkult eine bedeutende Rolle. Dies umfasst zum einen die Kleidung, die der Tote am Leibe trug. Zum anderen können wir teilweise mit Leichentüchern rechnen, mit denen manche Bestattete abgedeckt oder in die sie eingewickelt waren. Bei Brandbestattungen ist gelegentlich auch im Hallstätter Gräberfeld nachzuweisen, dass der Leichenbrand in ein Gewebe eingeschlagen wurde oder die Urne mit einem Textil abgedeckt war.
 

Textilien als Verhüllung von Beigaben

Es ist vor allem für die Eisenzeit eindeutig eine Bestattungssitte zu erkennen, bei der Beigaben in Stoffstücke eingewickelt, sozusagen „verpackt“ wurden. Speziell Schwerter und andere Waffen wurden in der jüngeren Hallstatt- und frühen Latènezeit oft stark umwickelt. Wir wissen leider meist nicht, ob jenes Verpackungsmaterial, die Stoffstücke, extra für diesen Zweck hergestellt wurde oder ob es sich auch hier um Alttextilien handelte. Ebenso ist unbekannt, welche Glaubensvorstellungen dazu geführt haben, den Toten und seine Beigaben zu verhüllen. Möglicherweise hat es ein Tabu gegeben, das verbietet, bloßes Metall mit ins Grab zu geben. Es könnten auch praktische Gründe zu dieser Sitte geführt haben, indem man mit Fett und Öl getränkte Tücher um die Eisengegenstände geschlungen hatte, um sie vor Korrosion zu schützen.
 

Textilien als Bekleidungsreste

Textilien, die sich an Fibeln und an den Innenseiten von Gürtelelementen finden, sind wohl als die mit der Fibel gerafften bzw. die gegürteten Kleidungsstücke - also Mantel und tunikaartiges Oberteil - zu verstehen. Auch wenn sie nur als wenige Zentimeter kleine Reste an den Metallobjekten anhaften, können wir durch sie erfahren, welche Stoffe für Kleidung verwendet wurden. Diese durch Rost bzw. Bronzepatina in ihrem Aussehen stark veränderten Gewebe können wir in ihrer Qualität gut mit den Textilien aus dem Salzbergwerk vergleichen.

Textilien können auch zum funktionalen Aufbau von Trachtbestandteilen gehören. So weisen etwa Bronzeblechgürtel aus dem Gräberfeld Hallstatt Lochungen im Randbereich auf. Diese belegen, dass hier die Gürtel auf organischem Material befestigt, bzw. damit gefüttert waren. Denkbar sind dazu Leder oder auch Rinde und/oder Textil, wie Vergleichsfunde aus dem nahegelegenen Gräberfeld Berg/Attergau beweisen.

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Schwertscheide mit ankorrodiertem Textil. (Bild: PA NHM Wien)
  
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