Die Forschungsgeschichte des prähistorischen Bergbaus in Hallstatt

Der Salzbergbau in Hallstatt ist der älteste, noch heute bewirtschaftete Bergbaubetrieb der Welt. Die Entdeckung und Erforschung der prähistorischen Vergangenheit Hallstatts war und ist auf das Engste mit dem Salzbergbau verknüpft. So unterstützt die Österreichische Salinen AG, die bis heute Salz in Hallstatt abbaut, in über 100jähriger Tradition auf großzügige Weise die archäologischen Forschungen.

Erste Funde der Salinenmitarbeiter
Grabungen Johann Georg Ramsauers und seiner Nachfolger
Moderne Grabungen des Naturhistorischen Museums Wien
Tradition der Hallstatt-Forschung am Naturhistorischen Museum Wien
Das kontinuierliche Engagement der Österreichische Salinen AG
 

Erste Funde der Salinenmitarbeiter

Die Entdeckung der prähistorischen Spuren am Hallstätter Salzberg geht auf Bergleute zurück. Bereits sehr früh dürften sie auf prähistorische Objekte im Berg selbst und an dessen Oberfläche gestoßen sein. Denn der historische Bergbau in Hallstatt geht bis in das 14. Jahrhundert zurück. Ab dem Jahr 1311 ist er urkundlich belegt. Leider haben sich aus dieser Zeit fast keine Schriftzeugnisse erhalten. Doch befanden sich bereits 1607 archäologische Funde aus Hallstatt in der Kunstkammer Kaiser Rudolphs II. Mit der Entdeckung archäologischer Objekte setzte allerdings nicht sofort die Forschungstätigkeit ein. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als sich ein neues Geschichtsverständnis und ein Interesse an den frühen Anfängen der Menschheit herausbildete, begann die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der frühen Vergangenheit Hallstatts. In dieser Zeit entstanden die ersten gezielten Sammlungen prähistorischer Funde, die von den Bergleuten Franz Steinkogler und Karl Pollhammer angelegt wurden. In der Folge waren es dann fast immer Salinenmitarbeiter, die die archäologische Forschung in Hallstatt vorantrieben.
 

Grabungen Johann Georg Ramsauers und seiner Nachfolger

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts erkannte der vielseitig begabte Bergmeister Johann Georg Ramsauer, dass es sich bei den zahlreichen ober Tage entdeckten prähistorischen Objekten um die Überreste eines prähistorischen Friedhofs handelte. Mit der ihm eigenen Zielstrebigkeit und Akribie machte er sich an die Erforschung dieses Friedhofs. Damit nicht genug, führte Ramsauer als Erster zielgerichtete Ausgrabungen im Bergwerk durch. Doch blieb das obertägige Gräberfeld sein Schwerpunkt. Die ihm nachfolgenden Bergmeister, Josef Stapf und Bartholumeus Hutter, gruben im Auftrag des Linzer Museums im Gräberfeld und setzten auch die Forschungen im Bergwerk fort. 1880 führten sie umfangreiche Untersuchungen im Appoldwerk durch und 1882 Ausgrabungen im Josef Ritschnerwerk. Sie waren damit die Ersten, die präzise und ausführliche Beschreibungen von prähistorischen Befunden im Bergwerk lieferten. Auch die Einteilung der Fundpunkte in drei unterschiedliche Gruppen, die 1903 vom Salinenbeamten August Aigner vorgelegt wurde, geht auf diese beiden Salinenbeamten zurück. 1927 erfolgte die erste Untersuchung im Bergwerk durch einen ausgebildeten Prähistoriker, Adolf Mahr, dem Friedrich Morton zur Seite stand. In den 1930er Jahren beschäftigte sich der Bergmeister Gustav Langer intensiv mit der Geschichte und den Lebensumständen der frühen Hallstätter Bergleute. Etwa 30 Jahre später trug Othmar Schauberger alle zu diesem Zeitpunkt noch begehbaren und historisch überlieferten Stellen mit alten Funden zusammen. Er war es auch, der die bis heute gültige Benennung der unterschiedlichen prähistorischen Grubenreviere vorschlug: die Nord-, die Ost- und die Westgruppe.
 

Moderne Grabungen des Naturhistorischen Museums Wien

Im Jahr 1960 initiierten Werner Leschanowsky, Betriebsleiter der Österreichischen Salinen AG, Othmar Schauberger, Leiter der Forschungs- und Versuchsabteilung der Saline, Karl Kromer, Direktor der Prähistorischen Abteilung am Naturhistorischen Museum Wien und Hans-Jürgen Hundt vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz eine Neuaufnahme der Ausgrabungen im Bergwerk. Hier nahm die lange und fruchtbare Kooperation zwischen der Österreichischen Salinen AG und dem Naturhistorischen Museum Wien ihren Ausgang. Diese systematischen Forschungen dauern bis heute an. Zu Beginn beschränkten sich die Aktivitäten auf die Ausgrabungen im Salzbergwerk. Doch seit 1992 finden auch wieder im weltberühmten Gräberfeld Untersuchungen statt.
 

Tradition der Hallstatt-Forschung am Naturhistorischen Museum Wien

Die wissenschaftliche Tätigkeit des Naturhistorischen Museums Wien im Bezug auf Hallstatt hat eine lange Tradition. Schon 1850 sandte Johann Georg Ramsauer die ersten Funde aus dem von ihm ausgegrabenen Gräberfeld an das k. k. Antikenkabinett, aus dem dann die Antikensammlung des Kunsthistorischen Museums hervorging. Erst später wurden die Funde an die neu gegründete Prähistorische Sammlung am Naturhistorischen Museum abgetreten. Bereits der erste Intendant des Naturhistorischen Museums – Ferdinand von Hochstetter – sowie der Leiter der Prähistorischen Sammlung Josef Szombathy wurden in Hallstatt wissenschaftlich tätig. Inzwischen ist die Hallstattforschung am Naturhistorischen Museum fest verankert. Mehrere Forschungsabteilungen des Museums sind mittlerweile am Projekt Hallstatt beteiligt.
 

Das kontinuierliche Engagement der Österreichische Salinen AG

Die archäologische Forschungstätigkeit wird bis heute von der Österreichischen Salinen AG in bedeutendem Umfang unterstützt. Seit 1984 erfolgt über deren Kultursponsoring ein maßgeblicher finanzieller Beitrag, ohne den viele Unternehmungen nicht möglich gewesen wären und sind. Damals wurde für den Betrieb das Motto ausgegeben: „Der Tradition verpflichtet, dem Fortschritt zugetan“. Diese Kooperation hat reiche Früchte getragen. Hallstatt gehört heute zu den am besten erforschten prähistorischen Bergbauen, die wir kennen. Am 29. September 1989 wurde der Österreichischen Salinen AG vom Verein der Freunde des Naturhistorischen Museums Wien die Ferdinand von Hochstetter-Medaille verliehen. Anlass dafür war die jahrzehntelange großzügige Unterstützung der prähistorischen Forschungen im und am Hallstätter Salzberg. Mit Unterstützung der Österreichischen Salinen AG wurde eine offizielle Außenstelle des Naturhistorischen Museums am Hallstätter Salzberg eröffnet, die sich heute in der Bergschmiede befindet.

: Blick in den Kaiserin-Christina-Stollen: Dieser Stollen wurde 1719 angeschlagen und nach der Mutter von Kaiserin Maria Theresia benannt. Beim Vortrieb stießen die Bergleute auf die Reste eines prähistorischen Bergbaus. Dieser ist als schwarze Schicht auf der linken Seite oberhalb des weißrosa Salzbandes zu erkennen. (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
Blick in den Kaiserin-Christina-Stollen: Dieser Stollen wurde 1719 angeschlagen und nach der Mutter von Kaiserin Maria Theresia benannt. Beim Vortrieb stießen die Bergleute auf die Reste eines prähistorischen Bergbaus. Dieser ist als schwarze Schicht auf der linken Seite oberhalb des weißrosa Salzbandes zu erkennen. (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
: Diese Grubenkarte aus dem Jahr 1712 stellt das gesamte obere Revier des Hallstätter Bergbaus dar. Bereits 1527 wurde der Hallstätter Salzberg erstmals vollständig vermessen. Seit dieser Zeit wurde über die Vermessungen genau Buch geführt. Anfänglich stellte man die Vermessungsergebnisse auf dem „Regerfeld“ in Obertraun oder in kalten Wintern auf dem zugefrorenen See im Verhältnis 1:1 dar. Für 1536 belegen Urkunden, dass die Vermessungen in der Lahn und auch am Salzberg direkt über den Stollen im Gelände markiert wurden. Seit dem Jahr 1616 sind Karten erhalten. (Bild: Archiv Salinen Austria AG)
Diese Grubenkarte aus dem Jahr 1712 stellt das gesamte obere Revier des Hallstätter Bergbaus dar. Bereits 1527 wurde der Hallstätter Salzberg erstmals vollständig vermessen. Seit dieser Zeit wurde über die Vermessungen genau Buch geführt. Anfänglich stellte man die Vermessungsergebnisse auf dem „Regerfeld“ in Obertraun oder in kalten Wintern auf dem zugefrorenen See im Verhältnis 1:1 dar. Für 1536 belegen Urkunden, dass die Vermessungen in der Lahn und auch am Salzberg direkt über den Stollen im Gelände markiert wurden. Seit dem Jahr 1616 sind Karten erhalten. (Bild: Archiv Salinen Austria AG)
: Auf dieser von Isidor Engl gezeichneten Karte wurden erstmals aus gezieltem historischen Interesse prähistorische Fundstellen zusammengefasst. Dargestellt sind die Laugwerke und Stollen, in denen man auf prähistorische Spuren gestoßen war. Zu sehen sind auch die einzelnen Horizonte, in die die Lagerstätte gegliedert ist. (Bild: Fundaktenarchiv PA NHM)
Auf dieser von Isidor Engl gezeichneten Karte wurden erstmals aus gezieltem historischen Interesse prähistorische Fundstellen zusammengefasst. Dargestellt sind die Laugwerke und Stollen, in denen man auf prähistorische Spuren gestoßen war. Zu sehen sind auch die einzelnen Horizonte, in die die Lagerstätte gegliedert ist. (Bild: Fundaktenarchiv PA NHM)
: In diesem Visitationsprotokoll von 1748 wird von „einem alten Gebäu“ beim Christian von Tuschwerk berichtet. Alte Dokumente wie diese bergen häufig wichtige Informationen. Der sachkundige Umgang mit historischen Unterlagen sowie das Entziffern der alten Schriften ist das Fachgebiet des Archivars. (Bild: Oberösterreichisches Landesarchiv, Salzoberamtsarchiv Gmunden, Sch 134, Folio 203 und 204)
In diesem Visitationsprotokoll von 1748 wird von „einem alten Gebäu“ beim Christian von Tuschwerk berichtet. Alte Dokumente wie diese bergen häufig wichtige Informationen. Der sachkundige Umgang mit historischen Unterlagen sowie das Entziffern der alten Schriften ist das Fachgebiet des Archivars. (Bild: Oberösterreichisches Landesarchiv, Salzoberamtsarchiv Gmunden, Sch 134, Folio 203 und 204)
: Schienriss aus dem Jahr 1735, der die Umgebung des Kernverwässerungswerkes darstellt. Ein Schienriss ist eine Darstellung der Vermessung des Grubengebäudes. Der Begriff leitet sich aus dem Wort „schienen“ – einer alten Bezeichnung für vermessen in der Grube – ab. In diesem Visitationsprotokoll von 1748 wird von „einem alten Gebäu“ beim Christian von Tuschwerk berichtet. Alte Dokumente wie diese bergen häufig wichtige Informationen. Der sachkundige Umgang mit historischen Unterlagen sowie das Entziffern der alten Schriften ist das Fachgebiet des Archivars. (Bild: Archiv Salinen Austria AG)
Schienriss aus dem Jahr 1735, der die Umgebung des Kernverwässerungswerkes darstellt. Ein Schienriss ist eine Darstellung der Vermessung des Grubengebäudes. Der Begriff leitet sich aus dem Wort „schienen“ – einer alten Bezeichnung für vermessen in der Grube – ab. In diesem Visitationsprotokoll von 1748 wird von „einem alten Gebäu“ beim Christian von Tuschwerk berichtet. Alte Dokumente wie diese bergen häufig wichtige Informationen. Der sachkundige Umgang mit historischen Unterlagen sowie das Entziffern der alten Schriften ist das Fachgebiet des Archivars. (Bild: Archiv Salinen Austria AG)
  
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