Grabausstattung als sozialer Indikator

Seit den ersten Ausgrabungen Ramsauers im Jahr 1846 sind bis heute rund 1500 Gräber im prähistorischen Friedhof freigelegt worden. Darunter finden wir „Luxusbestattungen“, die sich von anderen in mehreren Aspekten unterscheiden. Diese Unterschiede können wir zunächst in drei große Gruppen unterteilen:
- Reiche Gräber mit üppiger, großzügiger Ausstattung    
- Gräber mit Gegenständen aus edlen, wertvollen Werkstoffen
- Gräber mit besonderen Objekten („Exotisches“, Unikate)

Gräber mit üppiger Ausstattung
Gräber mit wertvollen Werkstoffen
Gräber mit besonderen Objekten
Vergangene Beigaben
 

Gräber mit üppiger Ausstattung

„Reiche“ Gräber gibt es in Hallstatt viele. Im Vergleich zu anderen großen Gräberfeldern der Hallstattkultur liegt die Anzahl der üppig ausgestatteten Grabanlagen weit über dem Durchschnitt. Grundsätzlich sind die Brandgräber in Hallstatt im Vergleich zu den Körpergräbern „besser“ ausgestattet. Das trifft für Frauen- und Männergräber mit Brandschüttung zu, aber nicht für die wenigen Urnenbestattungen, die eher bescheiden mit Beigefäßen für Speisen und Getränke sowie mit Schmuck- und Trachtgegenständen versehen waren.
 

Gräber mit wertvollen Werkstoffen

Exklusive Materialien wie Gold, aber auch Bernstein, Glas oder Elfenbein zählen zu den eher selten verwendeten kostbaren Werkstoffen für viele Dinge des Lebens, mit denen sich die hallstattzeitliche Bevölkerung ihren Alltag und schlussendlich ihre Totenstätte verschönte. Zu dieser Gruppe des Luxus gehören unter anderem Glasgefäße, die über Handelskontakte aus dem Caput Adriae über die Alpen nach Hallstatt gelangten. Elfenbein stellt nicht nur heute ein edles Rohmaterial für Schmuckstücke und Schnitzereien dar, sondern zählte besonders in der Älteren Eisenzeit zu den wertvollsten Raritäten überhaupt. In Hallstatt gibt es eine Anzahl kunstvoller Elfenbeinschnitzereien; zu den schönsten Stücken gehören die Pilzknäufe für das typische Hallstattschwert, die üblicherweise entweder aus Holz oder aus Bronze angefertigt waren. Aus dem Gräberfeld sind uns wahre Meisterwerke erhalten, die darüber hinaus auch noch mit kunstvollen Einlagen aus Bernstein verziert sind. Mittlerweile wissen wir, dass das verwendete Elfenbein wohl aus Afrika stammte und über mehrere Zwischenstationen bis nach Hallstatt gelangte.
 

Gräber mit besonderen Objekten

Nicht nur besondere Rohstoffe, sondern auch besondere Formen, Ausgefallenes bzw. Gegenstände von weither, beschreiben eine weitere Kategorie von „Luxusartikeln“. Natürlich gibt es hier eine Überlappung mit der oben genannten Luxusgruppe, weil „Exotisches“ auch aus seltenen bzw. wertvollen Materialien bestehen kann. Einen großen Anteil bei dieser Untergruppe haben viele der sogenannten Importstücke, die bereits als Fertigprodukte nach Hallstatt kamen.
 

Vergangene Beigaben

In den Gräbern finden sich jedoch nur die unvergänglichen Teile des Reichtums und des Luxus. Fast alles, was aus organischen Stoffen bestand, ist zerfallen und verrottet. Nur sehr wenig wissen wir z. B. über die Stoffe und die daraus angefertigten Kleider; vereinzelte Funde aus Fürstengräbern der Hallstattkultur beweisen aber eine weite Bandbreite an kostbaren Textilien und kunstvoll angefertigten Kleidungsstücken. Ebenso wie Kleidung lassen sich auch „exotische“ und „luxuriöse“ Nahrungs- und Genussmittel nur sehr schwer nachweisen. Oft sind es dann die Behälter, die zum Transportieren der Güter gedient haben, die uns Belege dafür liefern. So wissen wir, dass Wein aus dem Mittelmeerraum in das Gebiet der Hallstattkultur exportiert wurde, da griechische Amphoren und Mischgefäße an mehreren zentralen Orten in Mitteleuropa gefunden wurden.


: Prunk und Luxus werden in den Gräbern Hallstatts sowohl durch kostbare bzw. seltene Materialien wie Gold und Bernstein ausgedrückt werden, als auch durch prachtvoll und künstlerisch gestaltete Grabausstattungen. (Foto: Bibracte - NHM Wien)
Prunk und Luxus werden in den Gräbern Hallstatts sowohl durch kostbare bzw. seltene Materialien wie Gold und Bernstein ausgedrückt werden, als auch durch prachtvoll und künstlerisch gestaltete Grabausstattungen. (Foto: Bibracte - NHM Wien)
: Doppelkammhelm aus Bronze. (Foto: A. Schumacher - NHM Wien)
Doppelkammhelm aus Bronze. (Foto: A. Schumacher - NHM Wien)
: „Zeremonialgefäß“(?) aus Bronze mit aus einer großen und einer kleinen Rinderfigur zusammengesetztem Henkel. (Foto: A. Schumacher - NHM Wien)
„Zeremonialgefäß“(?) aus Bronze mit aus einer großen und einer kleinen Rinderfigur zusammengesetztem Henkel. (Foto: A. Schumacher - NHM Wien)
: Vor allem die Grabinventare der Grabungen J. G. Ramsauers zeichnen sich durch häufige und reiche Ausstattung mit Bronzegefäßen aus; selten sind Schmuckstücke aus Gold beigegeben. (Foto: Bibracte - NHM Wien)
Vor allem die Grabinventare der Grabungen J. G. Ramsauers zeichnen sich durch häufige und reiche Ausstattung mit Bronzegefäßen aus; selten sind Schmuckstücke aus Gold beigegeben. (Foto: Bibracte - NHM Wien)
: Vor allem die Grabinventare der Grabungen J. G. Ramsauers zeichnen sich durch häufige und reiche Ausstattung mit Bronzegefäßen aus; selten sind Schmuckstücke aus Gold beigegeben. (Foto: Bibracte - NHM Wien)
Vor allem die Grabinventare der Grabungen J. G. Ramsauers zeichnen sich durch häufige und reiche Ausstattung mit Bronzegefäßen aus; selten sind Schmuckstücke aus Gold beigegeben. (Foto: Bibracte - NHM Wien)
  
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