Arbeitsalltag in der Bronzezeit

Durch die reichen Funde aus dem Salzbergwerk kann der Arbeitsablauf in der Grube sehr gut erschlossen werden. Deutlich treten die komplexe Struktur und die straffe Organisation dieses Betriebs vor Augen. Die Dauer einer Arbeitsschicht ließ sich bislang nicht ermitteln. Möglicherweise verbrachte man vor allem im Winter längere Zeit unter Tage. Denn im winterlichen Salzbergtal dürfte das Bergwerk mit seiner konstanten Temperatur und seinem stabilen Klima kein allzu unangenehmer Aufenthaltsort gewesen sein.


Beleuchtung
Arbeitskleidung
Essen und Trinken unter Tage
 

Beleuchtung

Ausreichende Beleuchtung ist eine unabdingbare Voraussetzung für die Arbeit unter Tage. Dünne, gespaltene Stäbe, hauptsächlich aus Tannen- und auch Fichtenholz (sogenannte Leuchtspäne), vor dem Entzünden etwa einen Meter lang, sorgten für Licht in der Grube. Zu Millionen liegen sie abgebrannt im Betriebsabfall des bronzezeitlichen Bergwerks. Für den Transport wurden sie zu Bündeln von etwa 40 Stück zusammengefasst und durch einen Ring aus Lindenbast gehalten. Abgebrannt wurden sie einzeln. War ein Span niedergebrannt, musste ein neuer angezündet werden. Die Rauchentwicklung im Bergwerk dürfte aufgrund der vielen permanent brennenden Leuchtspäne beträchtlich gewesen sein. Halterungen für die Leuchtspäne wurden bislang nicht entdeckt. Zahnabdrücke auf einigen Spänen lassen vermuten, dass sie gelegentlich mit den Zähnen gehalten wurden. Dies dürfte jedoch nicht der Normalfall gewesen sein, denn Leuchtspäne mit Zahnabdrücken finden sich nur sehr selten. Eher ist davon auszugehen, dass die Späne von einer Person – möglicherweise einem Kind – gehalten wurden, während eine oder mehrere andere Personen ihrer Arbeit nachgingen. Waren die Leuchtspäne fast heruntergebrannt, wurde ein neuer Span entzündet und der alte am Boden entsorgt, jedoch nicht in direkter Nähe des Abbaubereiches, da sonst das gebrochene Salz verunreinigt worden wäre.
 

Arbeitskleidung

Fragmente von Flachs-, Hanf-, vor allem aber Wollstoffen und auch von Fell- und Lederbekleidung wurden in den bronzezeitlichen Gruben entdeckt. Zwar sind die gefundenen Stofffragmente zu klein, um über Schnitt und Tragweise Auskunft zu geben, doch vermitteln sie andere wesentliche Informationen zum bronzezeitlichen Textilhandwerk. So sind hochwertige Nähtechniken und Webmuster belegt. Neben diesen aufschlussreichen, aber bruchstückhaften Zeugen bergmännischer Bekleidung hat sich ein einziges Stück vollständig erhalten. Es handelt sich um eine kegelförmige Leder- oder Hautmütze, von deren Scheitel Lederstreifen herabhängen. Getragen wurde sie mit der Haarseite nach innen. Schmuck, von dem wir wissen, dass er ein wichtiger Bestandteil der Frauen- und Männertracht war, wurde bisher nur zweimal im Bergwerk entdeckt. Es handelt sich dabei um Nadeln aus Bronze, die zum Schließen der Kleidung dienten.
 

Essen und Trinken unter Tage

Funde von Nahrungsresten deuten an, dass in der Grube Nahrung verspeist wurde. Allerdings haben sich Speisereste im bronzezeitlichen Bergbau in wesentlich geringerem Umfang als in den eisenzeitlichen Gruben erhalten. Und wie steht es um Geschirr und Besteck? Immer wieder werden im Zuge der Ausgrabungen Fragmente von Tierblasen entdeckt. Möglicherweise dienten sie als Flüssigkeitsbehältnisse. Weitere Hinweise auf Essgeschirr und -besteck liegen nicht vor.

: Reste von Tierblasen und ein kleiner Stöpsel aus Holz: Die Blasen könnten ursprünglich als Flüssigkeitsbehältnisse gedient haben. (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
Reste von Tierblasen und ein kleiner Stöpsel aus Holz: Die Blasen könnten ursprünglich als Flüssigkeitsbehältnisse gedient haben. (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
: Diese in ihrer vollen Länge erhaltenen Leuchtspäne werden von einem sogenannten Fackelring zusammengehalten. Unverbrannt sind die Leuchtspäne beinahe einen Meter lang. (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
Diese in ihrer vollen Länge erhaltenen Leuchtspäne werden von einem sogenannten Fackelring zusammengehalten. Unverbrannt sind die Leuchtspäne beinahe einen Meter lang. (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
: Die bronzezeitlichen Leuchtspäne wurden fast immer aus Tannenholz gefertigt, das im Gegensatz zu Fichte und Föhre harzfrei ist. Die chemischen Analysen haben bisher keine Hinweise auf eine Tränkung mit brennbaren Substanzen erbracht. Damit stehen die Leuchtspäne im Gegensatz zu den Kienspänen aus historischer Zeit, die meist aus sehr harzreichen (Harz = Kien) Hölzern hergestellt wurden. (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
Die bronzezeitlichen Leuchtspäne wurden fast immer aus Tannenholz gefertigt, das im Gegensatz zu Fichte und Föhre harzfrei ist. Die chemischen Analysen haben bisher keine Hinweise auf eine Tränkung mit brennbaren Substanzen erbracht. Damit stehen die Leuchtspäne im Gegensatz zu den Kienspänen aus historischer Zeit, die meist aus sehr harzreichen (Harz = Kien) Hölzern hergestellt wurden. (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
: Mütze aus dem Grünerwerk. (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
Mütze aus dem Grünerwerk. (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
: Bronzenadel aus dem Christian von Tuschwerk: Diese Nadel diente den bronzezeitlichen Bergleuten zum Zusammenhalten ihrer Kleidung. Sie wurde mit Sicherheit nicht absichtlich im Bergwerk zurückgelassen, sondern ging verloren. (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
Bronzenadel aus dem Christian von Tuschwerk: Diese Nadel diente den bronzezeitlichen Bergleuten zum Zusammenhalten ihrer Kleidung. Sie wurde mit Sicherheit nicht absichtlich im Bergwerk zurückgelassen, sondern ging verloren. (Foto: A. W. Rausch - NHM Wien)
  
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