Von 1311 bis heute

Auch wenn für das gesamte Mittelalter vor 1311 kaum etwas über den Salzbergbau bekannt ist, so ist doch anzunehmen, dass die Abbautätigkeit in Hallstatt allmählich wieder jene Bedeutung erlangte, die sie schon in prähistorischer Zeit hatte. 1311 wurden Bergbau und Sudwesen zum „Staatsbetrieb“ und blieben dies bis zum Jahr 1998.

1311 Neuordnung des Salzwesens durch Königin Elisabeth
1524 Hallstätter Ordnung
1750 Der große Brand
Die Sonderstellung Hallstatts bis 1850
I. Weltkrieg und Weltwirtschaftskrise
1952 Die Bergleute ziehen ins Tal
1974 Soleabbauverfahren
1979 Gründung der Österreichischen Salinen AG
1997 Ende des Salzmonopols und Privatisierung
 

1311 Neuordnung des Salzwesens durch Königin Elisabeth

Um das Jahr 1311 wurde das Salzwesen durch Königin Elisabeth einer umfassenden Neuordnung unterzogen. Am 21. Januar – dem St. Agnestag – 1311 übergab die Königin den Bürgern von Hallstatt Urkunden, mittels derer sie ihnen das Marktrecht, verschiedene Berechtigungen (Pfannhausstätten) sowie Stellen in Form von Burglehen beim Pfannhaus verlieh. Zu den „beim Salzwesen Privilegierten“ zählte auch der Berufsstand der Salzfertiger, die mit dem Handel, der Verpackung und dem Vertrieb des Salzes betraut waren.
 

1524 Hallstätter Ordnung

Die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation im ausgehenden 15. Jahrhundert brachte es mit sich, dass auch das Salzwesen zur raschen Sanierung der Staatskasse herangezogen wurde. Es kam zu mehrmaligen Verpachtungen des Salzberges, die sich letztendlich außerordentlich schädlich auf den Zustand der Bergwerksanlagen auswirkten. Erst unter Kaiser Maximilian I. wurden die Pachtverhältnisse abgelöst und der Salzberg wieder einer Regierungsbehörde unterstellt. Um die Versorgung der für den Staat so wichtigen Salinenorte sicherzustellen, wurden „gewidmete Täler“ geschaffen. Die Gemeinden dieser Täler durften überschüssige Lebensmittel nur ins Salzkammergut liefern. Unter Ferdinand I. kam es neuerlich zu einer Straffung in der Organisation der Kammergutsalinen. In den „befohlenen Visitationen“ führten vom Landesherrn eingesetzte Fachleute genaue Betriebsprüfungen durch und erstellten daraufhin umfassende Berichte. Ihre Kommentare und Verbesserungsvorschläge wurden in den „Ordnungen“ zusammengefasst und von den Betriebsführungen umgesetzt. Die „Hallstätter Ordnung“ von 1524 ging als „Erstes Reformationslibell“ in die Geschichte des österreichischen Salinenwesens ein. Drei Jahre später erfolgte die erste vollständige Vermessung des Hallstätter Salzberges. Die Vermessungsergebnisse wurden auf dem „Regerfeld“ in Obertraun oder in kalten Wintern auf dem zugefrorenen See im Verhältnis 1:1 dargestellt. Im ausgehenden 16. Jahrhundert wurde aufgrund der Holzknappheit in den Wäldern des Hallstätter Reviers der Bau einer neuen Saline im waldreichen Ebensee beschlossen. Dies machte den Bau einer 40 km langen Leitung für den Soletransport notwendig.
 

1750 Der große Brand

Zu einem der einschneidendsten Ereignisse in der bewegten Geschichte Hallstatts und seiner Salinen kam es am 20. September 1750: Der Markt Hallstatt wurde von einer Brandkatastrophe heimgesucht. Sämtliche ärarischen Gebäude sowie 9 Salzfertigerhäuser und zahlreiche Privatgebäude brannten ab. Auch vier Menschen kamen ums Leben.
 

Die Sonderstellung Hallstatts bis 1850

Doch auch die kommenden Zeiten sollten noch vielfältige Einschnitte, Veränderungen und Herausforderungen bringen. So hatte das Kammergut über lange Zeit eine Sonderstellung beinahe als „Staat im Staate“ inne. Diese äußerte sich in einer Reihe von Privilegien, die im Bereich der Habsburgermonarchie einmalig waren. Die Region war von allen Steuern und Abgaben, von militärischen Einquartierungen, von sämtlichen Kriegslasten und  Landesauflagen befreit. Alle im Salzwesen tätigen Männer waren vom Militärdienst ausgeschlossen. Die Fürsorge des Salzamtes zeigte sich auch in sozialen Leistungen, wie Heiratsprämien, Baugrundzuweisungen, Bauzuschüssen und den Spitälern, die als Heime für Alte und Kranke gedacht waren. Geradezu modern muten die damaligen sanitären Verhältnisse an: Badestuben für die Salinenbelegschaft zur freien Benützung sowie unentgeltliche ärztliche Hilfe im Krankheitsfall. Seit seinem Bestehen hatte das Salzamt eine bevorzugte Stellung im Kammergut und war nur der Hofkammer in Wien untergeordnet. Ihm oblag die Leitung des gesamten Salz- und Waldwesens sowie Erzeugung und Vertrieb des Salzes. Als Oberpfleger der Herrschaften Wildenstein und Ort übte es auch die gerichtliche und herrschaftliche Oberhoheit im Kammergut aus. In allen Angelegenheiten der Sicherheit, der Abgabepflichten und der Patronate hatte es die entscheidende Stimme.
Die erste Kerbe in die Allgewalt und Unabhängigkeit des Salzamtes schlug die Verwaltungs- und Steuerreform (1749-1761) unter Maria Theresia, welche der Landeshauptmannschaft maßgebenden Einfluss auf Polizeiwesen, Steuer- und Umlageangelegenheiten einräumte.
Nach der kaiserlichen Entschließung vom September 1850 hatte das k. k. Salinenoberamt (Salzamt) als solches zu bestehen aufgehört und war zur k.k. Salinen- und Forstdirektion für das Kronland Österreich ob der Enns geworden. Das Jahr 1850 brachte auch das Ende des seit der Markterhebung (1311) bestehenden Berufsstandes der Salzfertiger.

 

I. Weltkrieg und Weltwirtschaftskrise

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren am Hallstätter Salzberg an die 250 Arbeiter beschäftigt. Sie waren in drei Lohnklassen mit jeweils drei Stufen eingeteilt und verfuhren ihre Arbeitszeit in achtstündigen Gruben- bzw. zwölfstündigen Tagschichten. Die Arbeiterschaft rekrutierte sich nahezu ausschließlich aus der einheimischen Bevölkerung von Hallstatt, Obertraun, Goisern und Gosau. Nach wie vor war die Saline mit ihrem Bergbau- und Hüttenbetrieb der größte und wichtigste Arbeitgeber im Ort. Die Anstellung im k.k. Staatsbetrieb war äußerst beliebt und erstrebenswert. Der Erste Weltkrieg brachte drastische Veränderungen, zunächst mit einer enorm gesteigerten Nachfrage und dann mit dem Zusammenbruch derselben. 1925 wurde bekannt, dass drei bis vier Sudhütten aufgelassen und der Betrieb in den verbleibenden Orten entsprechend ausgebaut werden sollte. Auch von den Salzbergbauen sollten in Zukunft nur noch zwei bis drei zur Soleerzeugung herangezogen werden, während den übrigen eine Stilllegung drohte. Besonders der geographisch ungünstig gelegene Standort Hallstatt war stark gefährdet. Im Jahr 1926 wurde im Salzbergbau Hallstatt erstmals ein offizieller Schaubergwerksbetrieb eingerichtet. Mit der Eröffnung einer Besucherstrecke im Katharina-Theresia-Stollen konnten die Sommergäste nun die Solegewinnungsstätten besichtigen. 6630 Besucher zählte man im ersten Jahr.
 

1952 Die Bergleute ziehen ins Tal

1947 kam es zur Umsetzung einer langfristig geplanten und für den Weiterbestand des Salzbergbaus wichtigen Betriebserweiterung. Vier Meter über dem Niveau des Hallstätter Sees wurde ein neuer Stollen angeschlagen. Dieser „Erbstollen“, der schon im Jahr 1795 vom damaligen Oberbergmeister Kner erstmals vorgeschlagen und mit dem die Salzlagerstätte unterfahren wurde, stellte die beste Lösung für einen weiteren Tiefenaufschluss im Bergwerk dar. Bereits im Februar 1952 wurde der Durchschlag des neuen Zugangsstollens zu den höher gelegenen Horizonten mit dem vertikalen Beustschacht (Schachthöhe über 400 Meter) vollzogen. Diese Stollenverbindung beendete die seit Jahrhunderten praktizierte Kasernierung der Bergleute in den Unterkunftshäusern am Salzberg. Die untertägigen Arbeitsorte konnten nun in kürzester Zeit vom Betriebsgelände beim Erbstollenmundloch aus erreicht werden. Nachdem auch die Dienstwohnung des Bergbaubetriebsleiters, die sich seit dem 14. Jahrhundert im Rudolfsturm befunden hatte, ins Verwaltungsgebäude im Tal verlegt worden war (1960), konnte der Turm nun einer touristischen Nutzung zugeführt werden. 1964 wurde in Hallstatt zum letzten Mal Salz gesotten. Fünf Jahre später erfolgte der Abbruch des Pfannhauses. Ein seit vielen Jahrhunderten bestehendes und die Ortsentwicklung maßgeblich beeinflussendes Gewerbe war zu Ende gegangen.
 

1974 Soleabbauverfahren

Im Zuge der technologischen Weiterentwicklung der Salzabbauverfahren wurde 1974 im Hallstätter Salzberg erstmals Sole aus Bohrlöchern gewonnen. Durch den Einsatz der Bohrlochsolegewinnung wurde die personalintensive Vorrichtungstätigkeit auf ein Minimum reduziert. Da das neue Verfahren nicht nur von den physikalischen und lösungskinetischen Gesetzen her, sondern auch hinsichtlich Anlagezeit, Durchsatzmenge und Sicherheit den herkömmlichen Laugverfahren bei weitem überlegen ist, konnte eine beachtliche Verbesserung der Wirtschaftlichkeit erzielt werden.
 

1979 Gründung der Österreichischen Salinen AG

1978 erfolgte die Übertragung der gesamten wirtschaftlichen und verrechnungstechnischen Verwaltung des Salzmonopols an die Österreichischen Salinen. Dadurch wurde die noch aus dem Jahr 1835 stammende „Zoll- und Staatsmonopolsordnung“ ersetzt. Mit Wirkung vom 1. Januar 1979 wurde die „Österreichische Salinen AG“ (ÖSAG) als Gesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit gegründet. Das Stammkapital betrug 330 Millionen Österreichische Schilling, die Aktien befanden sich zu 100% im Besitz des Bundes. Um dem steigenden Besucherandrang im Schaubergwerk des Salzbergbaus Hallstatt gerecht zu werden, wurde die seit 1955 bestehende Gondelbahn 1980 durch eine moderne Standseilbahn ersetzt. Mit der Inbetriebnahme einer zentralen Überwachungsstation (1984) hielt auch im Salzbergbau Hallstatt das „Elektronikzeitalter“ seinen Einzug. Bis dato überwachten „Wässerer“ die Soleproduktion im dreischichtigen Betrieb rund um die Uhr. Von nun an wurden alle Daten von elektronischen Messinstrumenten in die Überwachungsstation übertragen und konnten dort von technisch ausgebildeten Mitarbeitern eingesehen werden. Um eine ausreichende Soleproduktion des Hallstätter Salzberges auch für die nächsten Jahrzehnte sicherzustellen, wurde 1994 mit der Auffahrung eines neuen Streckensystems – Gesamtlänge 2.700 m – begonnen. Streckenvortriebe wurden erstmals in der jahrtausendealten Geschichte dieses Bergwerks maschinell ausgeführt, wobei eine Teilschnittmaschine zum Einsatz kam.
 

1997 Ende des Salzmonopols und Privatisierung

Die Mitgliedschaft Österreichs in der Europäischen Union bedeutete für die Salinen den Wegfall des Salzmonopols. 1996 wurde die ÖIAG (Österreichische Industrie AG Holding) von der Republik Österreich als Alleineigentümer des österreichischen Salzwesens mit dem Verkauf der ÖSAG (Österreichische Salinen AG) beauftragt, 1997 erfolgte der Verkauf an eine private Bietergruppe. Das seit 1311 mit wenigen Unterbrechungen als Staatsbetrieb geführte Unternehmen wurde mit seinen Bergbauen, seiner Saline, seinen Liegenschaften und seinen Tourismuseinrichtungen von den neuen Eigentümern, die mit einer umfassenden expansiven Vorwärtsstrategie angetreten waren, übernommen. Bereits wenige Jahre nach dem Verkauf der Österreichischen Salinen AG hat sich das Unternehmen voll auf die geänderte Marktsituation eingestellt. Mit der durch die neuen Eigentümer von Beginn an eingeschlagenen Strategie kehrte auch jenes nahezu verloren gegangene Traditionsbewusstsein der Mitarbeiter zurück, das sie in den vergangenen Jahrtausenden aus der vielfältigen Berufswelt hervorgehoben hatte. Auch heute noch, in unserer modernen Industriegesellschaft, ist speziell der Bergbau in besonderem Maße auf die Persönlichkeit eines jeden Einzelnen angewiesen – hier ist der Mensch noch nicht zur anonymen Nummer geworden.

 
: Das Pfannhaus in Hallstatt (Markt) mit seiner kreisrunden Salzpfanne (Bild: Museum Hallstatt)
Das Pfannhaus in Hallstatt (Markt) mit seiner kreisrunden Salzpfanne (Bild: Museum Hallstatt)
: Der Hallstätter Salzberg im Jahr 1928. (Foto: NHM Wien)
Der Hallstätter Salzberg im Jahr 1928. (Foto: NHM Wien)
: Die Soleleitung nach Ebensee war eine technische Meisterleistung. Mit einer gewaltigen Brücke wurde die Schlucht des Gosaubaches überspannt. (Bild: Museum Hallstatt)
Die Soleleitung nach Ebensee war eine technische Meisterleistung. Mit einer gewaltigen Brücke wurde die Schlucht des Gosaubaches überspannt. (Bild: Museum Hallstatt)
: Bohrlochsonde im Hallstätter Salzberg. (Foto: Archiv Salinen Austria AG)
Bohrlochsonde im Hallstätter Salzberg. (Foto: Archiv Salinen Austria AG)
  
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