Bergung von Turmfalken-Küken aus ihrem Nest an der Fassade des Naturhistorischen Museums
Im Rahmen des Turmfalken-Projekts-Wien – ein Forschungsprojekt des Naturhistorischen Museums Wien gemeinsam mit der Universität Wien – wurden heute an der Fassade des NHM auf der Bellaria-Seite zwei Turmfalken-Jungen aus einem von Krähen gebauten Nest geborgen, um sie wissenschaftlich zu untersuchen.
Der Turmfalke Falco tinnunculus ist mit 250-400
Brutpaaren die häufigste Greifvogelart im Stadtgebiet von Wien. Ausschlaggebend für diese hohe Dichte ist ein reichhaltiges
Struktur- und damit verbundenes Nahrungsangebot. Die Universität Wien und das Naturhistorischen Museum Wien starten dieses
dreijähriges Forschungsprojekt 2010 zur Erfassung und Untersuchung der Turmfalkenpopulation in Wien. Die Turmfalkennester
werden kartiert, der Bruterfolg und die Beutezusammensetzung werden erfasst, es wird der Parasitenbefall der Falken erhoben
usw.
In einer hausinternen Kooperation zwischen 1. Zoologischer Abteilung/Vogelsammlung und Geologisch-Paläontologischer
Abteilung seilte sich Höhlenforscher Dr. Lukas Plan – ausgestattet mit einer Helmkamera – vom Dach des NHM ab, und barg die
Küken aus dem Nest, die anschließend von Priv.-Doz. Dr. Anita Gamauf, Leiterin der Vogelsammlung des NHM, und ihrem Master-Studenten
Tomislav Gaspar morphometrisch vermessen und mit einem Vogelwartenring sowie einem PIT-Ring mit elektronischem Code ausgestattet
wurden. Weiters wurde den Tieren Blut für den Elternschaftsnachweis sowie die Bestimmung von Blutparasiten abgenommen.
„Wir sind daran interessiert ihre Gewohnheiten zu erforschen“, erklärte Anita Gamauf und weiter „Turmfalken sind in Wien
überwiegend Gebäudebrüter und nutzen insbesondere offene Dachbodenluken (49,0 % aller Nistplätze). Verlassene Nester an Fassaden
oder Bäumen spielen mit 27,7% eine untergeordnete Rolle, in seltenen Fällen werden auch Blumenkisten genutzt (4,0 %). Die
beiden Jungtiere sind vermutlich Männchen und wiegen 158g bzw. 147g. Sie sind rund 20 Tage alt und werden in ungefähr 10 Tagen
flügge werden.“
Nach Abschluss der Untersuchungen wurden die beiden Jungen von den Forschern wieder ins Nest zurückgebracht.
Jede Wienerin, jeder Wiener, der ein Turmfalken-Nest an der Hausfassade hat, kann sich am Projekt beteiligen. Beobachtungen zu den Vögeln können entweder direkt an turmfalkeninfo@gmx.at oder über die Facebookseite des Turmfalkenprojekts an das Wissenschaftsteam weitergeleitet werden.
© NHM, Lukas Plan