Expeditionen des 19. Jahrhunderts

Expedition in die Regenwälder Brasiliens

Anlässlich der Vermählung seiner Tochter Leopoldine mit dem portugiesischen Thronfolger Dom Pedro ließ Kaiser Franz II. 1817 eine Expedition nach Brasilien, die neue Heimat Leopoldines, entsenden. Zwei österreichische Fregatten begleiteten die Erzherzogin nach Rio de Janeiro.

Zu den Teilnehmern der Fahrt, die der Direktor der Naturaliensammlungen von Wien aus wissenschaftlich leitete, zählten unter anderen die Forscher Johann Mikan und Johann Emmanuel Pohl sowie der Präparator Johann Natterer und der Landschaftsmaler Thomas Ender. Die auf zwei Jahre angelegte Expedition war beauftragt, alle wissenschaftlich interessanten Pflanzen, Tiere und Mineralien zu sammeln und nach Wien zu bringen.

Die Strapazen für die Reisenden waren in dem tropischen Klima enorm. So mancher Expeditionsteilnehmer musste wegen einer unbekannten Krankheit vorzeitig heimkehren. Allein Johann Natterer blieb insgesamt 18 Jahre in den Regenwäldern Südamerikas. Auf seinen langen, oft sehr riskanten Forschungsreisen sammelte er riesige Mengen an exotischen Tieren, Pflanzen und Mineralien für die Naturaliensammlungen und sandte sie kistenweise nach Wien.

Da in den Räumen der Hofburg für die zahllosen Objekte nicht genügend Platz war, richtete  man für kurze Zeit sogar ein "Brasilianisches Museum" ein.


Die Weltumsegelung der Novara

Die wohl ehrgeizigste Expedition der österreichischen Wissenschaftsgeschichte war die Weltumsegelung der Fregatte Novara (1857 – 1859). Den Anstoß zu dieser Reise gab Erzherzog Ferdinand Maximilian, der Oberbefehlshaber der österreichischen Kriegsmarine. Er stellte der Akademie der Wissenschaften und der Geographischen Gesellschaft die umgebaute Fregatte Novara unter dem Kommando von Commodore Bernhard von Wüllerstorf-Urbair zur Verfügung.

Ferdinand Maximilian, der sich an der wissenschaftlichen Vorbereitung der Reise intensiv beteiligte, wollte ursprünglich selbst mit an Bord gehen, wurde aber durch eine Erkrankung daran gehindert. Als Berater fungierte niemand Geringerer als der berühmte Naturforscher Alexander von Humboldt. Viele bekannte Wissenschafter wie der Geologe Ferdinand von Hochstetter (spätere der erste Direktor des Naturhistorischen Museums), der Experte für Völkerkunde Karl von Scherzer und der Zoologe Georg Ritter von Frauenfeld nahmen an der zwei Jahre dauernden Expedition teil.

Die gesamte Fahrt wurde vom Landschaftsmaler Josef Selleny in hunderten Skizzen und Bildern dokumentiert. Die Ausbeute an Mineralien, Tieren, Pflanzen und völkerkundlichen Objekten war riesig. In den Hofkabinetten war längst kein Platz mehr, um das gesammelte Material unterzubringen. Die wissenschaftliche Aufarbeitung nahm Jahrzehnte in Anspruch. Selbst heute bringen die damals mitgebrachten Objekte noch neue Erkenntnisse.


Die Tegetthoff im Eis

Die letzte bedeutende Forschungsreise des 19. Jahrhunderts war die Nordpolar-Expedition der Tegetthoff (1872 – 1874) unter der Leitung von Julius von Payer und Carl Weyprecht. Am 30. August 1873 entdeckten die Teilnehmer dieser Forschungsfahrt Franz Josephs-Land. Payer beschreibt diesen unglaublichen Augenblick:
 

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Es war um die Mittagszeit, da wir über die Bordwand gelehnt, in die flüchtigen Nebel starrten, durch welche dann und wann das Sonnenlicht brach, als eine vorüberziehende Dunstwand plötzlich rauhe Felszüge fern in Nordwest enthüllte, die sich binnen wenigen Minuten zu dem Anblick eines strahlenden Alpenlandes entwickelten! Im ersten Moment standen wir Alle gebannt und voll Unglauben da; dann brachen wir, hingerissen von der unverscheuchbaren Wahrhaftigkeit unseres Glückes, in den stürmischen Jubelruf aus: "Land, Land, endlich Land!"
 
Da die Tegetthoff unter dem Druck des Eises zu zerbrechen drohte, mussten die Mitglieder der Expedition das Schiff verlassen. Mit Schlitten und Booten wurde am 20. Mai 1874 der lange Rückzug nach Süden angetreten. Vor der Abreise deponierte man auf vier Eisbergen je eine Flaschenpost. Dadurch sollte die Nachwelt von der Entdeckung erfahren, falls die Schiffsbesatzung nicht überlebt hätte. Tatsächlich wurde eine dieser Botschaften fast fünfzig Jahre später von einer norwegischen Expedition gefunden.
 
Trotz größter Entbehrungen und Gefahren brachten die Wissenschafter neben unschätzbaren Beobachtungsjournalen und Landaufnahmen sogar einen Teil der aufgesammelten Naturalien in Blechkisten eingeschweißt bis nach Wien.
  
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