Das NPI als experimentelles Öko-Haus

Steckbrief

Lage: am Rande der Donau-Auen (40km von Wien entfernt)
Gründung: 28.Mai 1986, durch den damaligen Umweltminister, Franz Kreuzer und den Leiter der Ökologiekommission, Univ.Prof. Dr. Bernd Lötsch
Zielsetzung: Nationalparkpädagogik, Umwelt-Projekte, Besucherlenkung und -information, Ausbildung von Naturführern.



Das Projekt „Field station Petronell – Eco House“ - eine ambitionierte Geschichte

Das Experimentalhaus ist ein Langzeitprojekt der Abteilung

Es startete mit dem Umbau in den Jahren 1994 bis 98 und wird bis heute weiter geführt.
Das NPI bietet „Ökologie zum Anfassen“, ein Lehrbeispiel für Baubiologie und „Earth Care Design“. Dies beginnt bereits bei der Nutzung vorhandener Bausubstanz: „Gebäuderecycling“ statt Deponieschutt als wichtigste Umweltentscheidung, denn 1/3 der Energie bei Errichtung eines Hauses stecken im Material. Die Erhaltung der Grundmauern samt Trockenlegung und „Schönheitskur“ gaben die Möglichkeit, aus einem hässlich verpfuschten, feuchten Altbau ein typisch pannonisches Haus wiedererstehen zu lassen.

Projektverantwortliche: Univ.Prof. Dr. Bernd Lötsch,  Dr.in Claudia Roson, Mag. Reinhold Gayl und Mag.Arch.Ing. Helmut Deubner.

Das Projekt wurde durch Sponsoren und Drittmittel ermöglicht, die insgesamt 2 Mio. € aufbrachten:

 
Ziele in Stichworten Hauptsponsoren
Bau und Betrieb eines ökologischen Experimental Hauses, als ganzjähriger Exkursions-Stützpunkt des NHM und Nationalpark-Naturführer Akademie.
Nachhaltig errichtetes Gebäude, effiziente Nutzung von Wasser und Energie, ökologische Optimierung der Materialien (Produktbiographien)
Angepasstheit an das regionale Klima
Niederösterreichische Landesregierung,
Johann Jacobs Stiftung Zürich,BA-CA Bank, Baumax, Kika, C&A Fashion,Canon, OMV Erdgas,
Prof. Karl Zweymüller
 







 

Kurze Funktions- und Strukturbeschreibung

Das regionaltypische, im pannonischen Stil errichtete Haus besteht aus 3 Ebenen.
  • Das Untergeschoss dient als Depot und Keller
  • Im Erdgeschoss sind Büroräume, Seminarbereiche sowie die Küche untergebracht
  • im Obergeschoss die Schlafräume und zusätzlich ein Matratzenlager für Exkursions-Teilnehmer.
Im Innenhof befindet sich ein Schwimm-Biotop mit regionalen Pflanzen.  In bestehenden Nebengebäuden  wird die Exkursionsausrüstung aufbewahrt (Boote, Schwimmwesten, Stiefel u.a.m.).



Baubiologie und Umsetzung klimatechnischer Erkenntnisse

Alle verfügbaren Erfahrungen mit bauökologischen Methoden und dem Betrieb von Ökohäusern flossen in Planung und Betrieb ein.

Dämmsystem und Heizungsanlage

Als Dämmstoff an der Außenwand dienen Vollwärmeschutz-Korkplatten, 14 cm stark, im Dach Kork als Granulatfüllung (25 cm).
Die Sonnenenergie wird aktiv genutzt: über 48 m² Sonnenkollektoren versorgen das Warmwassersystem und den teilsolaren Heizungsbetrieb (Speichervolumina im heißen Kern 500 Liter, umgeben von 3000 Litern mäßig warmen Wassers).
Zusätzlich arbeitet eine Hackschnitzelheizung, um vor Ort verfügbares, CO2-neutrales Brennmaterial zu verwenden - neuerdings werden Holzmehl-Pellets bevorzugt.

Durch Einbau einer Niedertemperatur-Fußbodenheizung (25-30 C) als Grundlage für den teilsolaren Heizungsbetrieb wird das Raumklima ohne merkliche Aufheizung des Bodenbelages angenehm erwärmt. Die lange Arkadenfront zum Hof öffnet das Haus nach Süden.
Die Sommersonne steht hoch - ihre steil einfallenden, heißen, unerwünschten Strahlen werden durch die Arkaden und fallweise durch eine Marquise vom Inneren abgehalten.
Die flach einfallenden und erwünschten Strahlen der tiefstehenden Wintersonne hingegen werden eingelassen.
Durch Schließen der thermoverglasten Türen entsteht eine solare Wärmefalle.
2002 wurden Infrarot-thermographische Studien am Haus vorgenommen und die Hülle anschließend adaptiert, um  Energielecks zu beseitigen.

Trinkwasser- und Brauchwassernutzung

Durch wassersparende Armaturen, fünf Wasserspültoiletten mit sehr geringem Spülwasserbedarf und schließlich „Grauwassernutzung“ wurde ein beispielhaftes Konzept für eine rationelle Wassernutzung verwirklicht.
„Grauwässer“ aus Dusch- und Waschabwässern, auch Küchenabwässer, werden in einer Zisterne (5 m3) als Auffangbecken gesammelt und für die Verwendung in den Toilettenspülungen, der Gartenbewässerung und der Bootswäsche recycliert. Die Reinigung übernimmt eine vertikal durchströmte Schilfkläranlage. Durch dieses Grauwasserrecycling kann der Trinkwasserverbrauch halbiert werden, kein Tropfen dieses kostbaren Gutes geht durch die WC-Spülungen.
Zusätzlich wird überschüssiges Regenwasser in einer eigenen Zisterne aufgefangen und zum Giessen oder für die Bootswäsche verwendet.

Die Grauwasseraufbereitung mittels Sumpfpflanzen, der interne Ausbau zur Klimaverbesserung im Jahreszeitenwechsel, die Errichtung eines Storchen-Rauchfangs gehören zum „Feintuning“ des Experimentalhauses.

Begleitend werden die Daten für Betriebskosten und Energieverbrauch gesammelt, um die Nutzungsdaten aufbereiten und den Betrieb optimieren zu können.
Es werden laufend Verbesserungen, Ausbauten und Weiterentwicklungen umgesetzt, wie etwa die zusätzliche Energiegewinnung aus alternativen Quellen (Photovoltaik, Wasserstoffzellen).

Das Projekt "Ökohaus" wird von Wissenschaftern der TU Wien, Forschungsbereich Bauphysik und Schallschutz, begleitet und evaluiert und eine Diplomarbeit dazu wurde veröffentlicht.

So entstand ein ökologisches Musterhaus, das seit mehr als 25 Jahren Ranger-Akademie und Exkursionsstützpunkt für die Freiland­-Pädagogik beherbergt.

 


  
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