14. Juli 2021

Lebensmittelverschwendung ausstellen


Die Ausstellung "Ablaufdatum. Wenn aus Lebensmitteln Müll wird" geht seit Herbst 2020 den Ursachen der Lebensmittelverschwendung auf den Grund. Von der Landwirtschaft über die Lebensmittelproduktion, den Handel bis zum Verbrauch im Haushalt oder der Gastronomie, die Gründe sind vielfältig und oftmals verstörend.
Zu sehen ist die Ausstellung noch bis 5. September 2021 in den Sonderschauräumen des Museums!
Unsere Fotografinnen haben einige Eindrücke und Anregungen aus der Ausstellung eingefangen:

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08. Juli 2021

Videogespräche "Unser Essen. Unsere Zukunft"

Woher unsere Lebensmittel kommen und was sie uns wert sind. Welthaus Österreich veranstaltete Zoom-Videochats mit Expert*innen aus Argentinien, Senegal und Österreich.

Weltweit verschwenden wir mehr Lebensmittel als benötigt werden, um alle hungernden Menschen zu ernähren. Allein in Österreich wirft jeder Haushalt pro Jahr im Schnitt 133 Kilogramm an genussfähigen Lebensmitteln weg.

Welthaus Österreich bietet dazu einen authentischen Einblick in die Produktion von Lebensmitteln weltweit:
Im westafrikanischen Senegal lebt ein Großteil der Menschen von der Landwirtschaft, doch die Klimakrise lässt die Ernten schrumpfen. In Argentinien verdrängen riesige Monokulturen und Weideflächen die Ackerflächen von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen und bedrohen die Artenvielfalt.
Unser Konsum in Österreich sowie die europäische Überproduktion haben verheerende Auswirkungen auf die Länder des globalen Südens. 

Die Gespräche sind nun als Aufzeichnung online!

Die landwirtschaftliche Produktion ist ein wesentlicher Faktor für den Klimawandel. Der Überfluss an Lebensmitteln und deren Verschwendung bedarf dringend neuer Verhaltensweisen aller Beteiligten: Von den Produzent*innen bis zu den Endverbraucher*innen. 
Wir haben bei Elisabeth Schmid nachgefragt…...
  • Wie entstehen Lebensmittelabfälle in Österreich? 
  • Warum ist es so wichtig, dass wir sorgsam mit Lebensmittel umgehen? 
  • Welche sinnvollen Strategien gegen den Verlust von Ernte und Produkten gibt es?


Einst konnte sich die Bevölkerung Senegals ausreichend durch die eigene landwirtschaftliche Produktion ernähren. Heute beeinflussen zunehmende Trockenheit und Billigimporte aus Europa und Asien den Lebensmittelmarkt.  
Wir haben bei Ismael Ndao nachgefragt…...
  • Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Landwirtschaft und die Ernährungssituation im Senegal aus? 
  • Was bewirken Lebensmittelimporte aus Europa? 
  • Wie sieht die junge Bevölkerung des Senegal ihre Chance in der landwirtschaftlichen Produktion heute?


Argentinien ist ein Land der Superlative, was die landwirtschaftliche Produktion betrifft. Kleinbäuerinnen und Bauern sind massiv von Enteignung und Vertreibung betroffen – zu Gunsten von Agrarmultis und für die Produktion von Exportgütern. 
Wir haben bei Juan Carlos Figueredo nachgefragt…...
  • Trotz der Überproduktion gibt es in Argentinien Armut und Hunger – was sind die Ursachen dafür? 
  • Warum sind wir als europäisches Land Teil dieser Problematik? 
  • Nahrung ist ein Menschenrecht. Doch wer trägt die Verantwortung dafür, damit in Zukunft wieder ein gutes Leben für alle möglich wird? 

14. Juni 2021

Taste The Waste

Filmvorführung & Podiumsdiskussion mit dem Regisseur & Dokumentarfilmer Valentin Thurn am Samstag, 26. Juni 2021, 15:00 Uhr.
 
Auf der Suche nach den Ursachen der Lebensmittelverschwendung hatte der Regisseur und Dokumentarfilmer Valentin Thurn ungewöhnliche Begegnungen an nicht alltäglichen Orten und machte die Problematik des „food waste“ öffentlich.
50 Prozent aller Lebensmittel werden weggeworfen: Jeder zweite Kopfsalat, jede zweite Kartoffel und jedes fünfte Brot. Das meiste davon endet im Müll, bevor es überhaupt Verbraucher erreicht. Valentin Thurn hat die Wirklichkeit in unseren Mülltonnen aufgespürt: in den Abfall-Containern der Großmärkte, der Supermärkte und denen vor unserer Haustür. Sie enthalten Massen einwandfreier Lebensmittel, teilweise noch originalverpackt, oft ist nicht einmal das Haltbarkeitsdatum überschritten. Über zehn Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr werden allein in Deutschland weggeworfen. Und es werden immer mehr. Warum werfen wir so viel weg? Und fast niemand kennt das Ausmaß der Verschwendung. Wer macht aus Essen Müll? Welche Folgen hat die globale Nahrungsmittel-Vernichtung für die Umwelt und für die Ernährung von sieben Milliarden Menschen?

Die Folgen reichen weit, denn die Auswirkungen auf das Weltklima sind verheerend. Die Landwirtschaft verschlingt riesige Mengen an Energie, Wasser, Dünger und Pestiziden, Regenwald wird für Weideflächen gerodet. Mehr als ein Drittel der Treibhausgase entsteht durch die Landwirtschaft. Nicht unbedeutend sind auch die auf den Müllkippen vergärenden Lebensmittel-Abfälle, denn die entstehende Klimagase haben entscheidenden Einfluss auf die Erderwärmung.
 
Auf der Suche nach Erklärungen spricht Valentin Thurn mit Supermarkt-Verkäufer*innen und -Manager*innen, Bäcker*innen, Müllarbeiter*innen, Köch*innen, Großmarkt-Inspektor*innen, Minister*innen, Psycholog*innen, Landwirt*innen und EU-Bürokrat*innen in verschiedenen Ländern der Welt. Und er findet Menschen, die unserem Essen mehr Wertschätzung entgegenbringen und Alternativen entwickelt haben, um die Verschwendung zu stoppen.
 
TASTE THE WASTE zeigt, dass ein weltweites Umdenken stattfindet und dass es Menschen gibt, die mit Ideenreichtum und Engagement der Verschwendung entgegentreten. Kleine Schritte, die eine große Chance bedeuten.
 
Vortrag und Filmvorführung mit Valentin Thurn
Samstag, 26. Juni 2021, 15:00 Uhr im Vortragssaal des NHM Wien
Anschließend: Diskussion mit Valentin Thurn und Dr. Katrin Vohland (Generaldirektorin NHM Wien)
Moderation: Dr. Andreas Hantschk (Kurator der Ausstellung „Ablaufdatum“, NHM Wien)
 
Beschränkte Teilnehmer*innenzahl aufgrund der geltenden Covid-19-Bestimmungen.
Anmeldung unbedingt erforderlich unter: 

Kosten: Museumseintritt (Regulär 12,- €, ermäßigt 10,- €), der Besuch des Vortrags ist frei

Die Sonderausstellung „Ablaufdatum. Wenn aus Lebensmitteln Müll wird“ geht den Ursachen der Lebensmittelverschwendung auf den Grund. Zu sehen in den Sonderschauräumen des NHM Wien. Laufzeit bis 5. September 2021.
 


 
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27. Mai 2021

Unser Essen. Unsere Zukunft.


Woher unsere Lebensmittel kommen und was sie uns wert sind.
Welthaus Österreich veranstaltet Zoom-Videochats mit Expert*innen aus Argentinien, Senegal und Österreich.


Weltweit verschwenden wir mehr Lebensmittel als benötigt werden, um alle hungernden Menschen zu ernähren. Allein in Österreich wirft jeder Haushalt pro Jahr im Schnitt 133 Kilogramm an genussfähigen Lebensmitteln weg.

Welthaus Österreich bietet dazu einen authentischen Einblick in die Produktion von Lebensmitteln weltweit:
Im westafrikanischen Senegal lebt ein Großteil der Menschen von der Landwirtschaft, doch die Klimakrise lässt die Ernten schrumpfen. In Argentinien verdrängen riesige Monokulturen und Weideflächen die Ackerflächen von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen und bedrohen die Artenvielfalt.
Unser Konsum in Österreich sowie die europäische Überproduktion haben verheerende Auswirkungen auf die Länder des globalen Südens. 
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Was können wir tun, um Lebensmittel wieder wertzuschätzen? Wie hängt unsere Ernährung mit der Klimakrise zusammen? Wie gestalten wir in Zukunft eine nachhaltige und gerechte Ernährung für alle?

Juan Carlos Figueredo aus Argentinien, Ismael Ndao aus Senegal und Elisabeth Schmied aus Wien
werden diese und andere Fragen mit Ihnen und Ihren Schüler*innen diskutieren. In drei virtuellen Begegnungen werfen wir einen Blick auf die Lebensmittelproduktion in Westafrika und Südamerika sowie auf die Verschwendung von Lebensmitteln in Österreich. Globale Zusammenhänge, ihre Widersprüche und Ungleichheiten werden begreifbar und Alternativen zum aktuellen Konsumverhalten bewusst gemacht.

KOMMENDE TERMINE (auch einzeln buchbar):

2.6. von 13:00 – 14:30 Uhr. Argentinien: Vom Acker auf den lokalen Teller
10.6. von 10:30 – 12:00 Uhr. Senegal: Genug am Teller trotz Klimakrise? 

Voraussetzungen: Laptop/PC mit Webcam und stabiler Internetverbindung, Headset oder Mikrofon und Lautsprecher bzw. Beamer
Zielgruppe: Schüler*innen ab der 9. Schulstufe
Workshopbeitrag: kostenfrei, verbindliche Anmeldung erforderlich 

Ein Online-Bildungsangebot via Zoom für Schulklassen ab der 9. Schulstufe mit Materialien zur Vor– und Nachbereitung, Expert*innen-Interviews und Möglichkeit für Fragen und Austausch. Man kann auch an einzelnen Terminen teilnehmen. Wiederholung der Video-Chat-Reihe im Oktober (für Erwachsene) und November (Schulklassen) 2021.

Weitere Information zu den Anmeldeoptionen unter welthaus.at .

 

12. Mai 2021

Der verschwenderische Umgang mit Lebensmitteln


Wenn Mistkübel und Einkaufswagen in Reih' und Glied in einem Museen stehen, dann steckt eine Botschaft dahinter: SchauTV hat die Ausstellung "Ablaufdatum" besucht und den Kurator Andreas Hantschk interviewt.

Wo beginnt der verschwenderische Umgang mit Lebensmitteln, was tragen wir in Privathaushalten bei und was können wir verbessern?

Zum Video auf schautv.at - Beitrag von Jenny Posch:

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30. April 2021

Tag der Lebensmittelrettung


Am 2. Mai ist Tag der Lebensmittelrettung, denn von Jahresbeginn bis zu diesem Tag werden rechnerisch alle Lebensmittel für den Müll produziert. Ein Drittel des weltweit hergestellten Essens wandert in die Tonne - und mit ihm auch wertvolle Ressourcen.
In Österreich entstehen vom Feld auf den Teller jährlich rund 1 Million Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle. Das große Wegwerfen hat enorme Folgen für das Klima und die biologische Vielfalt der Erde.

Essen retten, Vielfalt schützen
Allzu häufig sehen wir Lebensmittel als selbstverständlich an. Wir vergessen ihre lange Reise vom Feld auf unsere Teller und damit auch den großen Energie- und Flächenverbrauch, der dahintersteckt. Werfen wir Lebensmittel weg, anstatt sie zu essen, heizt das viele Umweltprobleme grundlos an.
Die Biodiversität unserer Erde gerät immer mehr an ihre Grenzen. Dabei brauchen wir diese außergewöhnliche Vielfalt der Natur. Sie sichert uns Menschen ein gutes Leben indem sie uns mit allem versorgt, was wir dafür brauchen.
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Unsere Lebensgrundlage in Gefahr
Ohne Artenvielfalt gehen lebenswichtigen Funktionen der Natur verloren. Trotzdem sehen wir dabei zu, wie vielfältige Landschaften und bunte Tier- und Pflanzenwelten in rasendem Tempo verschwinden. Hauptgrund dafür ist meist die Landwirtschaft und der damit verbundene Verlust des Lebensraums. Bereits jetzt wird weltweit etwa die Hälfte der fruchtbaren Flächen für die Herstellung von Nahrung genutzt. Seit 1970 ist die beobachtete Wildtier-Population weltweit im Schnitt um 68% zurückgegangen. Durch die industrielle Landwirtschaft mit Monokulturen und intensivem Pestizid- und Düngemitteleinsatz, aber auch durch die Verbauung und die Lichtverschmutzung wird der Lebensraum für viele Arten unbewohnbar. Entstehen daraus nur Essensabfälle, passiert das alles völlig grundlos.

Teller statt Tonne: Jetzt Lebensmittel retten
Die Pandemie hat die Bedeutung unserer Lebensmittel in den Fokus gerückt. In einem neuen WWF Bericht schildern Vertreter*innen aus der Lebensmittelbranche die Problemfelder, Lösungen und Lehren aus der Krise. Um künftige Herausforderungen zu bestehen, müssen vermeidbare Lebensmittelabfälle bis 2030 halbiert werden. Ein Neustart nach der Coronakrise kann nur gelingen, wenn wir ressourcenschonender Wirtschaften.

Gemeinsam können wir die Verschwendung stoppen und wertvolles Essen retten.
Alle, die Zivilbevölkerung, die Wirtschaft und die Politik sind gefragt, Lösungen umzusetzen und achtsam mit wertvollen Lebensmitteln umzugehen.

Mehr über Lebensmittelverschwendung und Artenschutz.

Mach den Test – Welcher Foodwaste-Typ bist du?

Infos zu Lebensmittelverschwendung in Österreich.

 
- Blogbeitrag des Ausstellungs-Kooperationspartners WWF
27. April 2021

Ab in die Tonne


Im andererseits-Podcast “Sag’s einfach!” interviewt eine inklusive Redaktion Gäste zu verschiedenen Themen - von Mut hin zu Diskriminierung und Aktivismus - und legt dabei besonders viel Wert auf einfache Sprache. Die Redaktion glaubt auch: Gefühle sind politisch! Deshalb werden in dem Podcast eher persönliche Erfahrungen als theoretische Sachverhalte besprochen und so Themen aus diversen Blickwinkeln betrachtet.

Podcastfolge "Aus der Tonne":
In diesem Beitrag nehmen wir euch mit auf ein kleines Abendteuer und beschäftigen uns mit einem großen Problem: der Lebensmittelverschwendung. Ein Drittel aller Lebensmittel landet weltweit im Müll. Aber warum eigentlich? Und wie könnte sich das ändern? Darüber war Dave von Robin Foods zu Gast. Er rettet regelmäßig noch genießbare Lebensmittel aus dem Müll - und wir durften ihn dabei begleiten. Außerdem haben wir Jill im Verein M.U.T. besucht. Ihr Team kooperiert mit Supermärkten, um gerettete Lebensmittel jenen zur Verfügung zu stellen, die sie brauchen.



andererseits ist ein inklusives Onlinemagazin, bei dem Menschen mit und ohne (intellektuelle) Behinderung zusammen Beiträge erstellen. Das Team glaubt an Vielfalt im Journalismus, denn: Je unterschiedlicher die Menschen sind, die Journalismus machen, desto vielfältiger die Perspektiven und desto vollständiger der Blick auf die Welt. Deshalb macht andererseits Journalismus, nur ein bisschen anders.
Weitere Beiträge von andererseits sind auf der Website und im Podcast "Sag's einfach" zu finden.
19. April 2021

Die Kehrseite des Konsums


Die Müllcontainer hinter den Supermärkten sind gefüllt mit Lebensmitteln, die aus Bequemlichkeit, wegen winziger optischer Mängel oder aus anderen Gründen entsorgt wurden, bevor sie das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht hatten. Der Platz im Supermarktregal ist heiß umkämpft. Oft ist Nahrung auch nach Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatums tadellos. Kritiker*innen interpretieren die Verkürzung der Zeitspanne als verkaufsfördernde Maßnahme.

Lebensmittel werden uns in Supermärkten als preisgünstig und kaufenswert präsentiert. In kurzer Zeit kann es aber zu einer dramatischen Entwertung kommen: Wohlschmeckende Nahrung wird aus unterschiedlichsten Gründen aus den Regalen entfernt und landet auf der Rückseite des Supermarktes - im Müll.

Die Müllmengen, die im Handel anfallen, sind ein gut gehütetes Geheimnis. Der Lebensmittelmüll eines einzigen großen Supermarktes wird auf 500 - 600 Tonnen im Jahr geschätzt!


"Wir Dumpsterdiver verwerten einen Teil der weggeworfenen Lebensmittel. Es bleibt zwar immer noch viel zu viel in den Tonnen, aber es ist trotzdem sehr wichtig, den Märkten von Massenprodukten zu zeigen, dass sie noch keine SUPER-Märkte sind. Solange sie ihre Abfallwirtschaft nicht im Griff haben und nicht regionaler einkaufen, haben sie für mich keine SUPER-Marktqualität.

Dumpstern - auf Wienerisch könnte man's mit 'Müllstierln' umschreiben. Also, man geht zu den großen Tonnen hinter den Märkten. Dort gibt es dann meist eine Überraschung - was wird man heute finden? Kürzlich waren es bei mir 50 Liter Milch!"
Sebastian Z., 23 Jahre

 
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31. März 2021

Wenn aus Lebensmitteln Müll wird - Vom Werden einer Ausstellung

Das Thema Lebensmittelverschwendung hat während der vergangenen Jahre Fahrt aufgenommen. Mittlerweile begegnen wir dem brisanten Problem in der TV-Prime Time, in kritischen Kabarettsendungen und in beinahe allen Printmedien.
 
Neuerdings findet es sich sogar im Regierungsprogramm 2020 – 2024: ein ambitionierter „Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwen­dung“ soll in partnerschaftlichem Zusammenwirken von Produzen­ten, Handel und karitativen Or­ganisationen verhindern, dass genusstaugliche Nahrungsmittel auf dem Müll landen. Auch wenn Papier bekanntlich geduldig ist, steht eines außer Zweifel: Das Pro­blem ist in den Köpfen der Men­schen angekommen! Noch vor wenigen Jahrzehn­ten galt es als moralisch verwerflich, genießbare Lebensmittel zu entsorgen. Viele von uns teilen Erinnerungen an ihre Eltern oder Großeltern, deren achtsamer Um­gang mit dem Essen Teil ihrer Er­ziehung war. Mit dem Aufstieg der Supermärkte, dem Einzug in­dustrieller Massenproduktion in der Landwirtschaft und dem da­mit einhergehenden Preisverfall erreichte die Verschwendung gi­gantische Ausmaße. Schätzungen zufolge schafft es heute ein Drit­tel der globalen Nahrungsproduk­tion aus den unterschiedlichsten Gründen nicht bis auf die Teller der Verbraucher*innen. Unter den sattsam bekannten Umweltproblemen rangierte der Lebensmittelmüll zunächst auf den hinteren Plätzen, bis vor 10 Jahren ein Buch und Film des deutschen Journalisten und Filme­machers Valentin Thurn der Öf­fentlichkeit die Augen öffnete. Seit dem Erscheinen von „Die Essensvernichter“ und „Taste the Waste“ ist das Problembewusstsein ge­kommen, um zu bleiben. Einige Jahre lang beschäftig­te das Thema Essensverschwen­dung auch ein kleines, engagier­tes Team am NHM Wien.

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Dazu eine Ausstellung zu realisieren, ist eine Herausforderung. Denn die ge­ballte Information aus Dokumen­tarfilmen, Zeitungsartikeln, In­formationsbroschüren sowie die wissenschaftlichen Ergebnisse von Abfallforscher*innen führten zwar relativ schnell zu einem Ge­samtbild, aber damit begann erst die Arbeit an einer gestalterischen und didaktischen Umsetzung. Nachgedacht wurde viel, die Vor­arbeiten wurden mehrmals durch andere Projekte unterbrochen und die Ausstellung schließlich im Pandemiejahr 2020 umgesetzt. Die Fertigstellung erfolgte Ende November 2020, eine feierliche Er­öffnung musste entfallen. Die ersten Besucher*innen be­kamen „Ablaufdatum“ am 7. De­zember 2020 zu sehen. Seit der Wie­dereröffnung des NHM Wien am 8. Februar 2021, nach dem 3. Lock­down, wird die Sonderausstellung von unserem Publikum mit gro­ßem Interesse wahrgenommen. „Ablaufdatum“ als Titel der Ausstellung stand rasch und ohne ernsthafte Konkurrenz fest, ob­wohl es diesen Begriff genau ge­nommen gar nicht gibt. Gemeint ist das Mindesthaltbarkeitsdatum, zwar nur einer von vielen Faktoren für den Verlust von Lebensmitteln, aber für die Konsument*innen oft der Entscheidende. Zumeist bleibt die Ware weit über dieses Datum hinaus genießbar, doch sie wird in der Regel bereits vor diesem knapp bemessenen Zeitraum entsorgt, um Platz für Neues zu schaffen. Manche Lebensmittel sind nicht verderblich und sollten deswegen auch kein Ablauf­ bzw. Mindest­haltbarkeitsdatum haben. Dass so­gar Salz, seit Millionen von Jahren im Meerwasser gelöst oder in Ge­steinen abgelagert, ein „moder­nes“ Mindesthaltbarkeitsdatum verpasst bekommt, erscheint als menschliche Anmaßung. Die Ausstellung „Ablaufda­tum“ geht den Ursachen der Le­bensmittelverschwendung auf den Grund. Von der Landwirtschaft über die Lebensmittelproduktion, vom Handel bis zum Verbrauch im Haushalt oder in der Außer­-Haus ­Verpflegung: die Gründe für Food Waste sind ebenso vielfältig wie verstörend. Dazu werden in der Ausstellung eindrucksvolle Da­ten und Fakten präsentiert. Aber noch viel wichtiger sind konkre­te Wege aus dem Teufelskreis der Verschwendung. Denn unser aller Konsum kann dazu beitragen, die Welt zu verändern.

- Andreas Hantschk, Kurator der Ausstellung
Artikel aus dem Magazin "Naturhistorisches", März 2021

 
17. März 2021

Nachhaltigkeit im Radio


Die "Radiofabrik" hat ausgehend von der Ausstellung "Ablaufdatum" eine Radiosendung zum Thema Lebensmittelabfälle, Nachhaltigkeit und Dumpstern gestaltet!

Die Sendung "hing’rotzt – Sag, was Sache ist" ist zum Nachhören abrufbar:
hing'rotzt - Umgang mit Lebensmitteln


 
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10. März 2021

Wiener Tafel - versorgen statt entsorgen!


Die Wiener Tafel ist Kooperationspartner der Ausstellung "Ablaufdatum" und ist auf eine sehr besondere Weise aktiv in der Lebensmittelrettung!

Die Wiener Tafel - der Verein für sozialen Transfer - rettet bis zu vier Tonnen Lebensmittel pro Tag vor dem Müll und versorgt mit den wertvollen Warenspenden von Handel, Industrie und Landwirtschaft 19.000 Armutsbetroffene in rund 100 Sozialeinrichtungen im Großraum Wien. Die ca. 350 ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen der Wiener Tafel bringen die Lebensmittel von über 200 Warenspenderunternehmen mit den fünf Wiener Tafel-Hilfslieferfahrzeugen auf kürzestem Weg zu den Armutsbetroffenen in Frauenhäusern, Mutterkindwohnheimen, Obdachlosenbetreuungseinrichtungen und Flüchtlingsherbergen!
Die Wiener Tafel hilft, die Umwelt zu schonen, wertvolle Ressourcen zu bewahren und Müllberge zu vermeiden. Soziale Einrichtungen können ihr Lebensmittel-Angebot für Bedürftige abwechslungsreicher und gesünder gestalten.

Die Wiener Tafel stellt eine Brücke zwischen Überflussgesellschaft und Bedarfsgesellschaft dar und bietet mit ihrer sozialen Transferarbeit effiziente und einfach verständliche Lösungen für hochkomplexe Probleme an. Basis dieser Lösungen ist die erfolgreiche Vernetzung mit Wirtschaft, Handel, Industrie, Landwirtschaft, Wissenschaft und der NGO-Landschaft - insbesondere mit den professionellen Sozialeinrichtungen.

Dieses Video wird in der Ausstellung gezeigt:

04. März 2021

Foodsharing - Essen vor der Mülltonne retten


Foodsharing arbeitet gemeinschaftlich, nachhaltig und wertschätzend und rettet dabei wertvolle Lebensmittel vor dem Müll!
Die Initiative setzt sich für einen Wegwerfstopp ein, gegen unnötige Verpackungen und gibt überproduzierten Lebensmitteln einen Sinn.
Wie foodsharing funktioniert und wie, bzw. wo Lebensmittel abgeholt werden können, zeigt das folgende Video!

https://foodsharing.at/

 

23. Februar 2021

Mindesthaltbarkeitsdatum auf dem Prüfstand


Wir Österreicher*innen werfen jährlich rund 600.000 Tonnen noch genießbare Lebensmittel in den Müll ‒ im Durchschnitt 70 Kilogramm pro Person. Das ist nicht nur eine enorme Ressourcenverschwendung, sondern ebenso eine leicht vermeidbare Geldverschwendung.

Die Vergeudung basiert auf der falschen Annahme, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum gleich zu setzen ist mit dem Verfallsdatum.

Gerne wird das Mindesthaltbarkeitsdatum auch als “Ablaufdatum” bezeichnet. Das entspricht jedoch nicht der Realität. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist eine Garantie und kein Verfallsdatum. Das Wort “mindest” besagt schon, dass die Ware grundsätzlich länger halten sollte, jedoch wollen sich Hersteller absichern und geben daher fast immer ein viel zu frühes Datum an.
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Über einen Zeitraum von neun Monaten wurden durch Greenpeace unter kontrollierten Bedingungen in der Lebensmittelversuchsanstalt Klosterneuburg acht Lebensmittel getestet: Eier, Salami, Joghurt, Kuchen, Käse, Soja-Joghurt, Räuchertofu und Sesam-Dip. Das Prüfer*innen-Team untersuchte die Lebensmittel mikrobiologisch und sensorisch alle zwei Wochen (jedes Mal wurde dabei natürlich eine neue, originalverpackte Ware geöffnet). So wurden die Produkte chemisch beispielsweise auf Salmonellen und unterschiedliche Bakterien oder Schimmel geprüft, doch auch ‒ und das war ein wesentlicher Teil ‒ mit den eigenen Sinnen durch Schauen, Riechen und Schmecken.

Keines der Produkte war sofort nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums ungenießbar und die meisten hielten Wochen, viele sogar Monate länger. Am schnellsten verdorben war der Sesam-Dip. Am längsten hielten das Soja-Joghurt (+152 Tage), der Tofu (+182 Tage) und das Joghurt (+270 Tage).

Was können wir tun? Weniger auf das Datum achten, sondern wieder mehr unseren eigenen Sinnen vertrauen, denn Schauen, Riechen und Schmecken sind durchaus verlässliche Indikatoren, um die Genießbarkeit eines Lebensmittels zu beurteilen. Das schont die Umwelt und unsere Geldbörse!



Blogbeitrag unseres Kooperationspartners Greenpeace.


[Foto (c) Greenpeace, Mitja Kobal]

18. Februar 2021

Livestream zur Podiumsdiskussion "Ablaufdatum"


Die Online-Podiumsdiskussion "Ablaufdatum. Wenn aus Lebensmitteln Müll wird" fand am 17. Februar 2021 via Stream live aus dem "Deck 50" des NHM Wien statt.

Mit:
Katrin Vohland (Generaldirektorin des NHM Wien)
Alexandra Gruber (Geschäftsführerin der Wiener Tafel)
Gudrun Obersteiner (Institut für Abfallwirtschaft, BOKU Wien).
Moderation: Andreas Hantschk (NHM Wien, Kurator der Ausstellung)

Hier zum Nachsehen - der gesamte Stream inklusive Publikumsfragen:

16. Februar 2021

Podiumsdiskussion "Ablaufdatum", am 17. Februar 2021


Schätzungen zufolge landet mindestens ein Drittel der globalen Lebensmittelproduktion auf dem Müll – mit drastischen sozialen und ökologischen Folgen. In Ländern mit hohem Einkommen entfällt der Hauptanteil auf den Handel oder die Konsumentinnen und Konsumenten selbst. Wie lange werden wir uns die Verschwendung von Lebensmitteln noch leisten können?

Online-Podiumsdiskussion "Ablaufdatum. Wenn aus Lebensmitteln Müll"
am Mittwoch, 17. Februar 2021, 18:30 Uhr

Mit:
Katrin Vohland (Generaldirektorin des NHM Wien)
Alexandra Gruber (Geschäftsführerin der Wiener Tafel)
Gudrun Obersteiner (Institut für Abfallwirtschaft, BOKU Wien).

Moderation: Andreas Hantschk (NHM Wien, Kurator der Ausstellung)
 

Die Podiumsdiskussion im "Deck 50" findet via Livestream auf der Facebook-Seite des Naturhistorischen Museums Wien statt. Der Livestream startet um 18.30 Uhr. Über die Kommentarfunktion können während des Livestreams schriftlich Fragen an den Moderator und die Podiumsgäste gerichtet werden!
Weblink: www.facebook.com/Naturhistorisches.Museum.Wien


Achtung: Die Veranstaltung im Saal 50 ist nicht öffentlich zugänglich!

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10. Februar 2021

Ernährungsarmut und Lebensmittelverschwendung


Weltweit werden jährlich etwa 1,3 Milliarden Tonnen der Lebensmittel, die für den menschlichen Verbrauch gedacht sind, trotz Genussfähigkeit weggeworfen. Ein Viertel davon würde reichen, um die 821 Millionen hungernden Menschen der Welt ausreichend zu versorgen. Obwohl diese Zahlen außerhalb unserer Vorstellungskraft liegen, zeigen sie eines sehr deutlich: Verschwenderischer Umgang mit Lebensmitteln ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein soziales Problem. Die Stufen zwischen nahrhafter Sättigung und Verhungern sind facettenreich. Erst wird oftmals bei der Qualität der Ernährung gespart, dann zunehmend Mahlzeiten gekürzt oder ausgelassen.
 
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Ernährungsarmut begleitet und überschattet den gesamten Alltag von Betroffenen und birgt oftmals nicht nur physische, sondern auch psychische Folgen. Armutsgefährdete Menschen erfahren die Beschaffung von Lebensmitteln, neben den Kosten von Wohnen und Energie, als größte finanzielle Belastung.
 
Für eine geschätzte halbe Million Menschen in Österreich sind diese Umstände Teil ihres täglichen Lebens. Durch die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen von Covid-19 ist zu erwarten, dass diese Zahl drastisch ansteigen könnte. Eine Studie der WU geht von bis zu einer Million Menschen aus, die zukünftig auf Lebensmittelspenden angewiesen sein könnte. Dieser Entwicklung die Zahlen zur Lebensmittelverschwendung in Österreich gegenüber zu stellen, verdeutlicht die Kluft in unserer Gesellschaft: Beinahe 1 Million Tonnen an Lebensmitteln werden jährlich in Österreich in den Müll geworfen.

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Sieht man sich im Vergleich dazu die große Zahl an Menschen an, die von Ernährungsarmut betroffen ist, wird klar: Lebensmittel wegzuwerfen ist eine unnötige Vergeudung von Ressourcen, die an anderer Stelle dringend gebraucht werden! Genau aus diesem Grund wurde die Wiener Tafel vor über 21 Jahren gegründet. Sie rettet täglich bis zu 4 Tonnen dieser noch genusstauglichen Lebensmittel – und unterstützt damit etwa 19.000 Menschen, die auf diese Hilfe angewiesen sind.

- Nina Starzer
www.wienertafel.at
(Kooperationspartner der Ausstellung)

 
09. Februar 2021

Rallye Lebensmittel-Check


Das Museum ist seit 8. Februar nach dem Lockdown wieder geöffnet und alle Besucher*innen und jungen Menschen sind eingeladen, mit der Rätselrallye "Lebensmittel-Check" die Ausstellung selbst zu erkunden!

Prüft in der Ausstellung eure Einstellung zu Lebensmitteln... Es macht einen großen Unterschied, woher eure Lebensmittel kommen und wie sie hergestellt wurden. Vor dem Einkaufen solltet ihr euch einige Gedanken über Lebensmittel machen. Ein achtsamer Umgang mit gekauften Lebensmitteln hilft, Lebensmittelabfälle zu vermeiden!
 
Rätselrallye "Lebensmittel-Check" für junge Menschen zum Selbererkunden
Ein Service für die ganze Familie an Samstagen und Sonntagen 10:00 – 16:00 Uhr
Rallye-Bögen zum Download.


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04. Februar 2021

Weltweite Lebensmittelabfälle


Weltweit geht rund ein Drittel der Lebensmittel, die zur menschlichen Ernährung produziert werden, verloren!
Das bedeutet in Zahlen: 1,3 Milliarden (1.300.000.000) Tonnen pro Jahr. An erster Stelle stehen dabei Obst und Gemüse, gefolgt von Fisch, Getreide, Fleisch und Milchprodukten.

Die geografischen Unterschiede hinsichtlich des Lebensmittelabfalls sind beachtlich. In Europa oder Nordamerika werden im Durchschnitt etwa 100 kg Lebensmittel pro Kopf und Jahr weggeworfen. In Afrika südlich der Sahara, in Süd- oder Südost-Asien hingegen werden nur 6 - 11 kg pro Kopf und Jahr weggeworfen.

In Ländern mit mittlerem und höherem Einkommen werden deutlich mehr Lebensmittel in den Haushalten weggeworfen als in Ländern mit geringem Einkommen. (FAO, 2011)
In Ländern mit geringem Einkommen gehen Lebensmittel vor allem in den frühen und mittleren Abschnitten der Versorgungskette verloren.


01. Februar 2021

Schimmel

Schimmel im Haushalt oder auf Lebensmitteln ist oft kein gutes Zeichen... Aber nicht immer ist Schimmelpilz schlecht! Welche Sorten an gutem oder schlechtem Schimmel es gibt, erklärt Kurator Andreas Hantschk:
 
27. Januar 2021

Lebensmittel haltbar machen


Manche Lebensmittel sind leichter verderblich als andere. Es gibt aber einfache Mittel, sie länger haltbar zu machen!

Lebensmittel trocknen
Das Prinzip des Trocknens ist heute noch immer so einfach wie in der Steinzeit: man entzieht Schimmelpilzen und Mikroorganismen ihre Lebensgrundlage, das Wasser. Mit weniger als 4 % Wassergehalt ist ein Lebensmittel nahezu unbegrenzt haltbar. Diese einfache Methode ist ideal für Obst, Gemüse und Kräuter.
 
Lebensmittel einkochen
Marmeladen, Kompotte, Fruchtsäfte und eingekochtes Gemüse sind ein beliebter Wintervorrat. Bei Marmeladen konserviert vor allem der Zucker, da er Wasser bindet und Mikroorganismen ihre Lebensgrundlage entzieht. Kompotte und Gemüse werden gekocht, nachdem sie in Gläser abgefüllt wurden, ein zweites Mal erhitzt und luftdicht verschlossen. So wird eine Konservierung unter Luftabschluss erzielt.


(c) NHM Wien, Christina Rittmannsperger: (c) NHM Wien, Christina Rittmannsperger


Lebensmittel fermentieren
„Wilde“ Fermentation ist eine einfache, traditionelle Methode, um Gemüse ohne zusätzlichen Energieverbrauch haltbar zu machen. Die Arbeit erledigen Milchsäurebakterien aus der Luft, indem sie organische Materie abbauen. Dieser Gärprozess produziert Milchsäure und CO2, verursacht den unverkennbaren Geschmack und unterstützt die Verdauung. Das beigemengte Salz verhindert, dass sich in der Flüssigkeit Verderbniserreger ansiedeln können.
 
Vorkochen oder Meal Prep
Vorkochen für die nächsten Tage – neumodisch Meal Prep – ist eine alte Tradition, die wertvolle Zeit im Alltag spart. Man kocht Suppe, Sugo oder Eintopf in größerer Menge, füllt diese in gut verschließbare Gläser und lässt sie rasch abkühlen. Im Kühlschrank hat man dann bis zu einem Monat lang hochwertige Mahlzeiten griffbereit – „gesundes Fast Food“ zum Mitnehmen oder ein schnelles Essen beim Heimkommen.

"Lebensmittel sind Mittel zum Leben und verdienen Wertschätzung. Mehr als auf das Ablaufdatum können wir uns auf unsere Sinne verlassen: schauen, riechen, schmecken. Besteht ein Lebensmittel den Sinnestest, können wir es getrost essen. Das schont Ressourcen und spart Geld."
 
Dr. Claudia Nichterl,
Ernährungswissenschafterin
22. Januar 2021

Mit Mehrweg in die Zukunft


Plastik ist im Supermarkt allgegenwärtig. Der Umstieg auf die richtigen Alternativen ist aber nicht schwer!

Ein gestrandeter Wal mit Plastik im Magen. Eine Schildkröte, die sich in einem Plastiksackerl verheddert hat. Solche Bilder sehen wir immer öfter in den Medien. Viele Menschen haben sich daher entschlossen, weniger Plastikmüll zu verursachen. Der Handel reagiert darauf und bietet teilweise neue Formen der Verpackung an. Bei näherer Betrachtung entpuppen sich die meisten davon als Scheinlösungen. Papier anstelle von Plastik tut der Umwelt beispielsweise nichts Gutes. Papiersackerln zu erzeugen ist sehr energieintensiv, und die Zellstofffasern werden mit Chemikalien behandelt. Auch Bioplastik ist keine ökologische Alternative: Als Müll in der Natur ist es für Tiere oft genauso gefährlich wie herkömmliches Plastik. Für die Kompostierung sind nur wenige zertifizierte Materialien geeignet, der Großteil wird daher mit dem Restmüll verbrannt. „Besonders ärgerlich finde ich, dass viele Verpackungen überhaupt keinen hygienischen Mehrwert haben, sondern rein zu Marketingzwecken eingesetzt werden“, sagt Greenpeace-Konsumexpertin Lisa Panhuber und ergänzt:
„Die ökologischste Lösung sind Mehrwegverpackungen.“
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© Sarah King, Greenpeace

Wiederverwenden statt wegwerfen
Vereinzelte Pilotprojekte zeigen vor, dass Einkaufen ohne Einwegverpackungen möglich ist: Obst und Gemüse werden lose verkauft. Der Transport zur Kassa und nach Hause erfolgt in waschbaren, wiederverwendbaren Netzen. In manchen Supermärkten kann man frisch aufgeschnittene Feinkost in eigenen Mehrweggefäßen mitnehmen. Wasch- und Spülmittel werden an Abfüllstationen in mitgebrachte Behälter gefüllt.
 

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© Greenpeace_Ex-Press, Flurin Bertschinger

Zurück zur Pfandflasche
Bei Getränken sind Mehrwegsysteme besonders leicht umzusetzen. Bis in die 90er-Jahre waren Pfandflaschen in Österreich die Regel. Dann erst wurden sie sukzessive durch umweltschädliche Einwegflaschen ersetzt. Greenpeace erreichte hier eine Trendumkehr: Seit März 2020 wird in vielen Supermärkten Milch in Mehrwegflaschen verkauft. Der Abfüller Berglandmilch stellte auf Initiative von Greenpeace auf ein ökologisches System um. Auch das Getränkeunternehmen Egger hat in Zusammenarbeit mit Greenpeace umgeschwenkt und füllt einige Limonaden in Mehrwegglasflaschen ab. Diese Positivbeispiele zeigen, dass es auch anders geht. „Damit sich der ganze Markt bewegt, muss die Plastikreduktion aber gesetzlich festgeschrieben werden, etwa durch eine vorgeschriebene Mehrwegquote“, sagt Lisa Panhuber. „Wenn sie müssen, dann finden alle Unternehmen einen Weg, Sinnloses Plastik zu vermeiden.“

 
Text: Lisa Panhuber. Die Greenpeace-Konsumexpertin kauft Obst und Gemüse bevorzugt unverpackt und trinkt lieber Wasser aus der Leitung als aus Einwegflaschen.
(Artikel der Ausgabe März-Mai 2020 - act.greenpeace.at)

 
15. Januar 2021

Darf's noch ein bisschen mehr sein?


Grillen XXXXL
In Europa sollen bereits 57% der Getreideernte zur Tiermast dienen. Darüber hinaus werden große Mengen Getreide und eiweisreiches Soja aus Südamerika importiert. Auf einem Drittel der weltweit verfügbaren Agrarfläche werden inzwischen Pflanzen fürs Vieh und nicht für die Ernährung der Menschen angebaut.
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(c) Marcel Paschertz
Es ist die ungeheure Lust auf Fleisch, die die Getreidemärkte leerfegt und die Erde noch schneller an die Grenzen ihrer Tragfähigkeit führt. Seit 1970 hat sich der weltweite Fleischkonsum mehr als verdoppelt.

So viel Fleisch isst Österreich
Pro Jahr werden in Österreich 99 Millionen Tiere geschlachtet. Mit einem Fleischkonsum von 65 kg pro Person und Jahr liegt Österreich im weltweiten Spitzenfeld. Eine Reduktion hätte einen deutlich positiven Effekt auf Klima und Gesundheit.

Wie geil ist Geiz?
Rabatte sind schlecht fürs Klima. Regelmäßig lockt der Handel mit Rabatten auf Fleischwaren.
Diese Kampfpreise gehen auf Kosten von Klima, Tierwohl und menschlicher Gesundheit. Mit Kilopreisen von 3 bis 5 € für Huhn und Schwein ist ein klima- und tierfreundlicher Betrieb nicht möglich.

Wo das Fleisch herkommt
Frischfleisch muss in Österreich nach der Herkunft gekennzeichnet sein. Dies gilt jedoch nicht für verarbeitete Produkte. Woher das Fleisch dafür stammt, bleibt unklar.

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(c) New Africa Studio
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(c) yevgeniy11

Armes Schwein & Schweineglück
In Österreich werden 95% der Schweine konventionell auf Spaltböden gehalten, auf einem Quadratmeter Fläche pro Schwein. Der Marktanteil für Bio-Schweinefleisch liegt nach wie vor im einstelligen Prozentbereich. Eine Alternative ist der Aktivstall mit Stroh und Auslauf im Freien. Er fällt zwar unter konventionelle Haltung, aber mit einem hohen Faktor an Schweineglück.
Für den Endverbraucher ist dieses Fleisch etwa 30% teurer.

08. Januar 2021

Ausgefischt!

© LuYago
Der Fischbestand in Europa wird übernutzt. Der Nordostatlantik und damit auch die Nordsee zählen zu den am stärksten überfischten Regionen der Weltmeere. Bereits 30 % der unter EU-Flagge gefangenen Fische stammen aus nicht-europäischen Fanggebieten. Industrielle Fangflotten aus Europa gehen zunehmend in Afrika, Indien, Asien und Südamerika auf Fischfang. Auch außerhalb Europas geraten immer mehr Fischbestände in Bedrängnis. Weltweit werden 90 Millionen t Fisch pro Jahr aus den Meeren gefischt. Das ist mehr, als natürlich nachwächst – die Bestände sind gefährdet.

Fisch über Bord
Eine erschreckende Zahl an Meerestieren wird jährlich tot oder sterbend wieder über Bord geworfen: 100 Millionen Haie, 300.000 Wale und Delfine sowie 250.000 Schildkröten. Nicht-nachhaltige Fischerei produziert bis zu 38 Millionen t Beifang. Das entspricht 40 % der weltweit gefangenen Fische – Jahr für Jahr!

Was kann ich tun?
Das Beste, was Konsumenten tun können, ist, Bio-Fisch aus Österreich zu kaufen. Hier ist die Produktion von Bio-Fisch im Lebensmittelkodex geregelt; darüber hinaus erfolgt die Fischproduktion nach Richtlinien von Bio-Verbänden. Fische werden in geschlossenen Stoffkreislaufsystemen und intakten Ökosystemen ohne Einsatz von Hormonen oder Gentechnik gezüchtet.
© Reinhard Golebiowski
Auch werden nur heimische Fische, deren Produktion für Wildbestände weitgehend gefahrlos ist, für die Zucht verwendet.

Schau auf das Siegel
Der MSC (Marine Stewardship Council) ist eine unabhängige internationale Organisation, welche Fischfang nach Kriterien der Umweltverträglichkeit zertifiziert. Doch mittlerweile fordern Umweltorganisationen Reformen bei der MSC-Zertifizierung. Bereits 46 % der weltweit konsumierten Fische sind Zuchtfische und stammen aus Aquakulturen.

Der ASC (Aquaculture Stewardship Council) ist ein internationales Gütesiegel für umweltverträgliche und nachhaltige Aquakulturen.

MSC

ASC
04. Januar 2021

Lebensmittel richtig lagern


Die Feiertage sind vorbei - und möglicherweise viele Lebensmittel und Speisen übrig geblieben. Aber bei guter Lagerung ist vieles länger haltbar als gedacht! Aber wie werden Lebensmittel richtig gekühlt und gelagert?

Der Kühlschrank ist in vielen Haushalten heute der wichtigste Lagerort für Lebensmittel. Er ist geeignet für leicht verderbliche Lebensmittel sowie kälteunempfindliches Obst und Gemüse. Die niedrigen Temperaturen im Kühlschrank (je nach Lagerungsbereich 0 °C bis +12 °C) verzögern den Verderb dieser empfindlichen Lebensmittel.

Einige Tipps und Anregungen:


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30. Dezember 2020

Ablaufdatum = Ablaufdatum?


Der Begriff Ablaufdatum ist eine zusammenfassende Bezeichnung in der Umgangssprache und bedeutet, dass die auf der Verpackung angegebene Haltbarkeitsfrist überschritten wurde. Aber nicht jedes Lebensmittel ist bei überschrittenem "Ablaufdatum" ungenießbar...
Einige im Lebensmittelhandel gängige Begriffe und Fristen, die es zu beachten gilt:
 
Haltbarkeitsfristen sollen den Konsumenten helfen, die Genießbarkeit eines Produktes einzuschätzen. Grundsätzlich werden solche Fristen von den Herstellern selbst festgelegt. Diese halten sich dabei an Vereinbarungen, die in der Branche getroffen werden. In wenigen Fällen werden die Angaben von Sachverständigen, der Lebensmittelcodex-Kommission, bestimmt.
 
Für die entscheidende Frage „Kann ich das noch essen?“ sind in der Praxis das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) oder das Verbrauchsdatum (VD) entscheidend. Es macht einen großen Unterschied, ob ein MHD oder ein VD überschritten wurde.
 

: (c) Reinhard Golebiowski
: (c) Reinhard Golebiowski


Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist die Garantie des Herstellers, dass bis zu einem definierten Zeitpunkt Produkteigenschaften wie Geruch, Geschmack oder Konsistenz eines Lebensmittels erhalten bleiben. Es sagt nichts über die Genießbarkeit aus. Lebensmittel sind auch nach Ablauf des MHD meist für längere Zeit genießbar.
 
Das MHD verleitet dazu, einwandfreie Lebensmittel wegzuwerfen. Die falsche Auslegung des MHD ist eine der Hauptursachen für Lebensmittelverluste. Wenn Produkte mit abgelaufenem MHD noch in Ordnung sind, dürfen sie weiterhin verkauft werden; sie müssen aber deutlich als „abgelaufen“ gekennzeichnet sein.
 
Das Verbrauchsdatum ist für leicht verderbliche Lebensmittel wie Fleisch, Innereien, Würste, Fisch und Rohmilch vorgeschrieben. Wenn das Verbrauchsdatum überschritten ist, können diese Lebensmittel gesundheitsgefährdend sein. Sie sind nicht mehr verkäuflich und müssen entsorgt werden!
28. Dezember 2020

Da komm ich her!


Aus dem Leben eines Masthuhns
Gerade geschlüpft, landen die Küken auf einem Fließband, werden in Kisten verpackt und an die Mäster geliefert, in einen Stall mit 35.000 bis 70.000 Hühnern. Nach fünf Wochen Mast werden sie in Transportkörbe gestopft und mit Gabelstaplern zum Schlachthof gebracht. Kopfüber aufgehängt, werden sie im Strombad betäubt und mit rotierenden Messern geköpft. Maschinell werden die Innereien entfernt und das Huhn verpackt.
Auf diese Weise werden jedes Jahr 12 Millionen Hühner geschlachtet!

: (c) C. Lotongkum
© C. Lotongkum
Damit ein Bauer etwas verdient, muss er entsprechende Stückzahlen produzieren. Die Verdienstspanne reicht von 0 bis zu 20 Cent pro Huhn. Es ist fraglich, ob unser Hühnerfleischkonsum ausschließlich durch biologisch gehaltene Hühner gedeckt werden könnte.

Woher kommt unser Ei?
Über sechs Millionen Legehennen produzieren in Österreich 1,9 Milliarden Eier im Jahr. Damit können 86 % der Nachfrage durch heimische Betriebe gedeckt werden.
Wir Österreicher verzehren pro Kopf jedes Jahr 240 Frischeier und verarbeitete Eier. Auf jedem Ei im Lebensmittelhandel ist der Erzeugercode aufgedruckt – Ziffern für Haltungsform, Herkunftsland und Betriebsnummer des Erzeugers.
 
0 = Biologische Haltung
(10 m² = 316 x 316 cm Platz pro Huhn)
 
1 = Freilandhaltung
(8 m² = 282 x 282 cm Platz pro Huhn)
 
2 = Bodenhaltung
(0,14 m² = 38 x 38 cm Platz pro Huhn)
 
3 = Käfighaltung
(0,06 m² = 23 x 23 cm Platz pro Huhn)
 
Zwei Drittel der heimischen Hennen stehen in Bodenhaltung, nur ein Drittel in Bio- oder Freilandhaltung. In der EU ist die Haltung in „ausgestalteten Käfigen“ (Haltungsform 3, aber mit etwas mehr Platz als in herkömmlichen Käfigen) die häufigste Haltungsform. Für Importe aus Nicht-EU-Ländern ist die Haltungsform nicht geregelt. Die meisten der 1,8 Millionen Eier, die täglich nach Österreich importiert werden, sind Käfigeier.
23. Dezember 2020

Unser täglich Brot


Brot ist eines der ältesten Lebensmittel der Welt und kommt in Europa oft täglich auf den Tisch. In unserer Überflussgesellschaft sind Backwaren die am häufigsten weggeworfenen Lebensmittel. Pro Jahr werden in Österreich 570.000 t bis 660.500 t Backwaren für den Verbrauch im Inland produziert und bis zu 62.500 t davon entsorgt. Dazu kommen ca. 8.000 t an importiertem Brot und Gebäck.
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© Sergey Butin
Von den 70.000 t Backwaren, die in Österreich weggeworfen werden, stammt ein Großteil aus unseren Haushalten, gefolgt von Retourwaren aus Bäckereien und aus dem Handel.

Die Verschwendung der Backwaren hat weitreichende Folgen für unsere Umwelt. Sie verbraucht unnötig:

Dünger            3.000 t Stickstoff und 1.300 t Phosphor
Energie           25.000 m3 Erdöl
Ackerflächen  20.000 ha

Statt die Belastung mit Pestiziden und Stickstoffdüngern in Kauf zu nehmen, sollten wir unseren Umgang mit dem Gebäck überdenken. Können wir es uns leisten, Ackerland zu vergeuden, um das darauf angebaute Getreide als Brot, Pizza oder Pasta in den Müll zu werfen?
Kundenerwartungen an Frische und Vielfalt tragen zum Wegwerfbrot bei. Semmeln, die älter als drei Stunden sind, gelten nicht mehr als frisch. Viele Bäckereien bieten das gesamte Sortiment bis in den Abend hinein an. Was nicht verkauft wird, geht als Retourware zurück.

Müssen die Regale bis kurz vor Geschäftsschluss ganz gefüllt sein?

Was passiert in Österreich mit nicht verkauftem Gebäck?

87 % Weiterverarbeitung zu Futtermitteln
4 % Verwertung in Biogas-Anlagen
3 % Herstellung von neuen Teigen und Bröseln
3 % Weitergabe an soziale Einrichtungen
2 % Biotonne
1 % Restmüll, Sonstiges


© stockcreations
18. Dezember 2020

Das Geschäft mit Tomaten

Die Auswahl an Tomatenprodukten im Supermarkt ist gigantisch – die Preisunterschiede sind enorm.
Für frische Tomaten zahlt man auf dem Markt derzeit bis zu 5 € pro Kilo, im Supermarkt nur knapp 2 €. Verarbeitete Tomatenprodukte sind dagegen deutlich günstiger.
In einer Tube Tomatenmark stecken bis zu 1,6 kg frische Tomaten. Kosten: 0,49 bis 1,19 €.
In einer Dose gehackter Tomaten stecken mehr als 0,5 kg frische Tomaten. Kosten: 0,39 bis 1,39 €.

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Wer zahlt den Preis für die Billigprodukte?
 
Ein Tomatenbauer aus Apulien erhält 50 Cent pro kg Tomaten. Er verdient 2 Cent pro kg. Das deckt oft nicht einmal die Kosten für die Produktion. Viele Betriebe in der Region können nur durch hohe Subventionen der EU überleben. Im Jahr 2014 erhielten italienische Bauern über 3,9 Mrd. € Direkthilfe.
Im süditalienischen Tomatengeschäft herrschen sklavenähnliche Arbeitsbedingungen. Die Pflücker sind meist Migranten aus Osteuropa oder Afrika; sie werden meist illegal beschäftigt. Ihr Verdienst hängt davon ab, wie viel sie pflücken. Eine 300-kg-Box bringt ihnen 4 €.
 
In China verdienen die Bauern an 1 kg Tomaten umgerechnet 1 Cent. Mittlerweile ist China nach den USA und Italien der drittgrößte Tomatenproduzent. Chinesische Firmen bieten „Tomato paste“, hoch konzentriertes Tomatenmark, an. 90 % der chinesischen Tomatenprodukte werden exportiert. Eine Tonne kostet rund 700 €. Italienisches Tomatenmark ist fast 13 % teurer.

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(c) Alamy, Dino Fracchia
Welche Tomaten in der Tube oder Dose stecken, kann der Verbraucher nicht erkennen. Die Herkunft der Rohware muss nicht angegeben werden. Das Design mit den Farben der italienischen Flagge suggeriert als Herkunftsland Italien. Billigprodukte erhöhen den Druck auf die Produzenten vor Ort und verschlimmern die Situation der Arbeiter. Für den Preisverfall zahlen die Bauern in Europa und die „Arbeitssklaven“ in Süditalien. Wir Verbraucher spielen mit.
 
Aber es geht auch anders:
  • Im Gegensatz zu den Billigprodukten geben einige Hersteller der teureren Markenprodukte auf ihrer Verpackung das genaue Anbaugebiet der Tomaten an.
  • In der Region Parma (N-Italien) sind die Erntehelfer legal angestellt und haben einen fixen Stundenlohn. Die Bauern in Norditalien erhalten 85 Cent pro kg Tomaten. Die Qualität wird von den Verarbeitungsbetrieben überprüft.
  • Im Burgenland baut Erich Stekovics auf seinen Feldern 360 alte Tomatensorten an. Ohne Pestizide und mit viel Liebe.
15. Dezember 2020

"Ablaufdatum" im Stadtbild


Eines der ersten Ziele beim Antritt der neuen Geschäftsführung im Juni 2020 war es, das NHM Wien im Stadtbild präsenter zu machen. Mit der Außenwerbung für die Ausstellung „Ablaufdatum“ ist dieses Vorhaben erstmals in ansprechender Weise realisiert worden. Rosemarie Hochreiter ist für die künstlerische Gestaltung der Werbelinie und der Ausstellungs-Grafik verantwortlich.

Das Werbesujet mit der bunten Kollage aus Obst, Gemüse und anderen Lebensmitteln, die in einer Flut in einen offenen Müllcontainter fallen, ist auf den Citylights der Firma Gewista besonders attraktiv und augenscheinlich. Auf den Kultursäulen entlang der Ringstraße leuchten die Sujets sogar doppelt und machen fast der Weihnachtsbeleuchtung Konkurrenz. Über den kompletten Zeitraum der Schau bis zum 16. Mai 2021 sind noch mehrere Kampagnen, auch mit dem Einsatz von A1-Plakaten in allen 23 Wiener Bezirken geplant.

In den U-Bahn-Stationen sowie in ausgewählten Straßenbahnlinien wird die Schau mit Spots beworben, für die Christina Rittmannsperger das grafische Sujet entsprechend animiert hat. Die Firma Infoscreen unterstützt uns mit einer redaktionellen Kampagne, in der es um Kurzinfos zu den verschiedenen Themen der Ausstellung geht, auch redaktionell und verstärkt so die Werbebotschaft deutlich.

Und last but not least haben wir durch eine Kooperation mit der Firma Topspots erstmals die Möglichkeit, digitale Werbespots auf den besten Plätzen der Stadt zu schalten: 70 m² am Newstower, 17 Screens am Wiener Hauptbahnhof und 16 Screens am Wiener Westbahnhof!


 
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08. Dezember 2020

Führung durch die Ausstellung


Die Sonderausstellung „Ablaufdatum“ geht den Ursachen der Lebensmittelverschwendung auf den Grund. Von der Landwirtschaft über die Lebensmittelproduktion, den Handel bis zum Verbrauch im Haushalt oder der Gastronomie, die Gründe sind so vielfältig wie verstörend. 

In einem Video-Rundgang durch die Ausstellung werden die prägnantesten Stationen der Ausstellung präsentiert!
Diesen Einblick geben:
- Dr. Katrin Vohland, Generaldirektorin des NHM Wien
- Dr. Andreas Hantschk, Abteilung Wissenschaftskommunikation
- Dr. Reinhard Golebiowski, ehem. Leiter der Abteilung Ausstellung & Bildung



07. Dezember 2020

Wie teuer ist billig?


Bananen sind weltweit die viertgrößte landwirtschaftliche Handelsware. Ecuador, Peru und Kolumbien sind die wichtigsten Produzenten. Wegen der geringen Preise, die Supermärkte bereit sind zu zahlen, kommt es in diesen Ländern immer wieder zu Protesten. In Lateinamerika landen oft Tonnen von Bananen auf dem Müll, wenn die Verkaufspreise nicht einmal die Produktionskosten abdecken.

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Moderne Sklaverei
Die Orangen kommen aus Südeuropa, die Erntehelfer haben eine viel längere Reise hinter sich. Flüchtende, die in Lampedusa aus dem Boot steigen, landen oft in Süditalien als Erntehelfer. Dort erwarten sie unwürdige Lebensbedingungen, Aussichtslosigkeit und geringer Lohn. Die billige Produktion von Zitrusfrüchten in Süditalien oder auch in Spanien basiert auf mehreren Faktoren: Preisdruck des Handels, kriminelle Organisationen und mächtige Zwischenhändler, aber auch die europäische Flüchtlingspolitik.

Avocados: Superfood aus Südamerika
In den USA und in Europa gilt die Avocado wegen des hohen Gehalts an Vitaminen, Ölsäure und Kalium als Modefrucht. In den Supermärkten sind sie zu jeder Jahreszeit verfügbar. Mexico ist heute der weltweit größte Avocado-Produzent. Die Verliererin des großen Avocado-Hungers ist die Umwelt. Pestizide und Düngemittel verursachen Leber- und Nierenprobleme bei der Bevölkerung, durch den Anbau sinkt der Grundwasserspiegel. Geschützte Kiefernwälder werden für die Plantagen abgeholzt. Erpressungen, Schutzgeldzahlungen und Bandenkriege in den Anbaugebieten sind an der Tagesordnung.

Der perfekte Einkauf: Fair, regional und saisonal
Nur tatsächlich regionale Produkte ermöglichen einen geringen Transportaufwand und garantieren, dass die Wertschöpfung lokalen Produzenten zugutekommt. Dabei gilt, dass Erzeugung, Verarbeitung und Vertrieb innerhalb eines Umkreises von maximal 100 Kilometern stattfinden müssen. Fair Trade ist ein kontrollierter Handel, der auch bei Preisspekulationen ein verlässliches Einkommen ermöglicht. Dazu sollen partnerschaftliche Beziehungen zwischen Händlern und Erzeugern aufgebaut werden. Fairer Handel konzentriert sich hauptsächlich auf Waren, die aus Entwicklungsländern in Industrieländer exportiert werden.

[Foto: © Hanna Petrenko-Lopatina]

04. Dezember 2020

Lebensmittelabfälle in Europa


Die Wertschöpfungskette in der Lebensmittelproduktion setzt sich aus fünf Faktoren zusammen:
Landwirtschaft, Produktion, Handel, Gastronomie und Haushalt.
Hier gehen alleine in Europa pro Kopf jedes Jahr 280 bis 300 kg Lebensmittel verloren!

Auch die Haushalte auf europäischem Terrain produzieren eine Menge an vermeidbaren Lebensmittelabfällen: 95 - 115 kg Essen wird jährlich in jedem europäischen Hauhalt im Durchschnitt weggeworfen.

In Europa landen 20% aller Lebensmittel, die für den menschlichen Verzehr erzeugt werden, im Müll. Diese Menge beläuft sich auf 88 Millionen Tonnen und entspricht einem Wert von 143 Milliarden Euro!





In Kooperation mit Beat3 ist hier auch - vorrangig für Jugendliche - die Teilnahme an einem Quiz am 16. Dezember und der Challenge "Wirf heute keine Lebensmittel weg" am 17. Dezember 2020 möglich:

Ihr macht mit bei Beat3? Dann ist das der QR Code zum Scannen oder Fotografieren in der App!
30. November 2020

Lebensmittel: Immer. Alles. Sofort.


Die neue Konsumwelt der Supermärkte entstand Anfang der 1960er Jahre aus den ersten Selbstbedienungsläden. Eine bis dahin unbekannte Vielfalt an Lebensmitteln in Kombination mit dem damals revolutionären Konzept der Selbstbedienung ließ kleine Läden zu riesigen Konzernen heranwachsen.

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Heute müssen Lebensmittel immer verfügbar sein, im Idealfall rund um die Uhr und an jedem Tag der Woche. Hunger als Antrieb für den Kauf hat immer weniger Bedeutung. Produkte sind Träger emotionaler Botschaften. Wir kaufen Dinge nicht, weil wir sie brauchen, sondern weil wir sie vielleicht irgendwann einmal brauchen könnten. Der Handel sorgt dafür, dass die Konsument*innen nicht nur für jedes Bedürfnis, sondern auch für jede Stimmung bedient werden. Anders ist etwa das Angebot von über 100 Joghurtsorten nicht zu erklären.


Eiskalt kalkuliert:
Verschwendung, über die man nicht spricht
 
Erzeuger von Tiefkühlgerichten und Speiseeis müssen kostengünstig kalkulieren und daher regelmäßig in großen Mengen produzieren. Der Verkauf ist aber sehr vom Konsumverhalten abhängig und wird durch Trends, Jahreszeiten und Wetter beeinflusst. Bei Tiefkühlprodukten wird das Mindesthaltbarkeitsdatum sehr strikt gehandhabt. Ist dieses überschritten, werden regelmäßig ganze LKW-Ladungen an Fertiggerichten, Tiefkühl-Torten und Speiseeis direkt aus den Lagern entsorgt.

Auch in Haushalten landen Teile überdimensionierter Großeinkäufe regelmäßig im Müll: „Zwei zum Preis von einem“-Angebote, XXL-Packungen mit Mengenrabatt, die aufgetaut und geöffnet, aber nicht aufgegessen werden, … Oft werden die vermeintlichen Ersparnisse von Pommes frites-, Eis- oder Meeresfrüchte-Großpackungen zur Gänze als Lebensmittelabfälle weggeworfen.
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Wie super ist „Convenience Food“?
 
Tiefgekühlte Fertiggerichte sind bequem und passen zum schnellen, modernen Lebensstil. Sie haben aber auch Nachteile. Zum Beispiel werden Pizza, Lasagne, Cordon bleu und überbackene Baguettes oft mit minderwertigen Rohstoffen produziert: mit billigem „Formfleisch“, mit Kunstkäse aus dem Labor, mit Palmöl und gesättigten Fetten, mit Eiern oder Eiweißpulver aus Hühnerfabriken. Sie enthalten zu viel Salz, Fett und Zucker, außerdem Geschmacksverstärker und Konservierungsmittel. Diese Kombination ist nicht nur ungünstig für Verdauung und Immunsystem, sondern fördert auch Übergewicht.

Tiefkühlkost ist ein „Klimakiller“, wenn billige Lebensmittel aus Ländern ohne Umweltstandards zugekauft und in Niedriglohnländern verarbeitet und abgepackt werden. Das verursacht lange Transportwege mit hohem CO2-Ausstoß und enormen Ressourcenverbrauch.

Bunte Verpackungen sind wie Werbeplakate: Sie sind meist größer als ihr Inhalt und machen oft irreführende Versprechungen. So kann eine Schachtel mit Lammhüfte die Abbildung eines teureren Lammrückens zeigen und als „Lammsteak“ beschriftet sein.
27. November 2020

Landwirtschaft im Wandel der Zeit


Um Nahrung zu gewinnen, haben Menschen bereits vor Tausenden von Jahren begonnen, das Land zu bewirtschaften. Die Landwirtschaft hat sich seit ihren Anfängen jedoch stark verändert, geprägt von den technischen Entwicklungen der verschiedenen Epochen.

Eine Zeitachse veranschaulicht diese Entwicklung:

Die altsteinzeitlichen Menschen passten sich an den Wander-Rhythmus der großen Tierherden an. Im engen Zusammenleben mit der Natur wurden die vorhandenen Ressourcen optimal genutzt.

Der Mensch wurde sesshaft und begann, seine Umwelt massiv zu verändern:
Teile des Waldes wurden für Äcker, Weiden und für den Hausbau gerodet. Bauern aus Kleinasien brachten im 6. Jahrtausend v.Chr. die ersten Kulturpflanzen und Haustiere nach Europa.

Die Erfindung von Hakenpflug, Rad und Wagen im 4. Jahrtausend v.Chr. war die Basis für eine intensivere Landwirtschaft. Die Überproduktion in der Landwirtschaft ab der mittleren Bronzezeit führte zu einer Arbeitsteilung in der Gesellschaft und damit zu immer größeren sozialen Unterschieden.
Die Kelten betrieben regelmäßigen Fruchtwechsel auf ihren Feldern und ließen zur natürlichen Düngung das Vieh weiden. Pflüge mit eiserner Pflugschar ermöglichten intensiven Ackerbau. In den von den Römern unterworfenen Gebieten entstanden erstmals Großbetriebe: Latifundien, die mit Sklaven und später auch mit halbfreien Bauern bewirtschaftet wurden. Düngung und Bewässerung führten zu hohen Erträgen.
 
Das Mittelalter wurde vom Feudalsystem geprägt: Adelige erhielten vom König Land als Lehen und ließen es durch Bauern und Leibeigene bewirtschaften. Karl der Große regelte die abwechselnde Dreifelderwirtschaft und bestimmte die Pflanzen, die dort wachsen sollten.
Mit der Entdeckung Amerikas kamen neue Kulturpflanzen wie Mais, Kürbis, Tomaten und Paprika nach Europa. Ab dem 18. Jahrhundert wurde die aus Südamerika stammende Kartoffel wichtig für die Ernährung der wachsenden Bevölkerung.
Mit der Aufhebung der Grundherrschaft im Revolutionsjahr 1848 wurden die Bauern zu Unternehmern. Mineraldünger, die Trockenlegung von feuchten Wiesen und Bewässerungsprojekte veränderten die Landwirtschaft.
 
Nach dem Ersten Weltkrieg begann eine massive Technisierung der Landwirtschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde verfügbares „Ödland“ in Europa entwässert, gerodet, planiert und zusammengelegt. Kunstdünger, Unkrautvernichter und Spritzmittel kamen und kommen vermehrt zum Einsatz.
25. November 2020

Lebensmittelabfälle in Österreich


Vom Feld bis zum Haushalt fallen vermeidbare Lebensmittelabfälle in der Wertschöpfungskette an.
 
In der Landwirtschaft werden Obst und Gemüse bereits am Feld zurückgelassen oder vor der Weiterverarbeitung aussortiert, weil sie nicht den Vorgaben der Industrie und des Handels entsprechen. Diese Lebensmittel werden weder vermarktet noch an soziale Einrichtungen weitergegeben. Für die menschliche Ernährung sind sie verloren.
 
In der Produktion fallen 121.800 Tonnen Lebensmittelabfälle pro Jahr an. Ursachen sind technische Störungen, Unter- oder Übergewicht der Produkte, Fehl-Etikettierungen, Beschädigung beim Transport oder Nicht-Einhaltung der Kühlkette.
 
Im Groß- und Einzelhandel fallen jährlich Verluste von über 80.000 Tonnen an. Gründe sind die Überschreitung des Mindesthaltbarkeitsdatums, Beschädigungen im Lager oder beim Transport sowie Reklamationen. 6.600 Tonnen werden vom Handel an soziale Einrichtungen weitergegeben. 35.000 Tonnen an nicht verkauftem Brot und Gebäck werden an die Lieferanten zurückgegeben.
 
Lebensmittelabfälle bei der Außer-Haus-Verpflegung werden auf 156.000 bis 258.000 Tonnen pro Jahr geschätzt. Der Anteil an vermeidbaren Lebensmittelabfällen ist in Großküchen am höchsten (22%), gefolgt von Verlusten im Buffetbereich (20%).
 
In österreichischen Haushalten werden jedes Jahr 206.000 Tonnen vermeidbarer Lebensmittelabfälle produziert. Die Ursachen sind schlechte Planung, überschrittenes Mindeshaltbarkeitsdatum und falsche Lagerung. Diese Lebensmittelabfälle machen 14,5% der Restmüll-Masse aus. Durchschnittlich wirft jeder Haushalt in Österreich 43kg noch genießbarer Lebensmittel in den Müll….
 
Wie sich diese Menge aufteilt, ist im folgenden Video visualisiert:

23. November 2020

Industrielle Landwirtschaft


Die industrielle Landwirtschaft prägt die gegenwärtige Nahrungsmittelproduktion.
Aber wie wirkt sie sich auf die Umwelt – den Boden selbst, aber auch auf Ökosysteme – aus?

Ein Abriss:
Die industrielle Landwirtschaft produziert ein Drittel unserer Treibhausgase und verbraucht 70 % des Süßwassers. Massentierhaltung und die Überfischung der Weltmeere gefährden unzählige Ökosysteme. Monokulturen und der Einsatz von Dünge- und Spritzmitteln zerstören eine Vielfalt von einzigartigen Lebensräumen und vernichten jedes Jahr zigtausende Tier- und Pflanzenarten. Jährlich werden 30 Millionen Hektar Wald gerodet, planiert und der maschinellen Landwirtschaft geopfert. Saatgut wird mit Fungiziden gegen Schimmel behandelt. Mehrmals pro Jahr werden Insektizide gegen „Schadinsekten“ und Herbizide zur „Unkrautvernichtung“ eingesetzt. Diese chemischen Keulen tragen massiv zum Insektensterben bei. Der Schwund von insektenfressenden Tierarten ist die logische Folge. Am häufigsten wird das umstrittene Pflanzenvernichtungsmittel Glyphosat verwendet, das 2017 von der EU für weitere fünf Jahre zugelassen wurde.
 
„Wir essen Erdöl“ – Diese im ersten Moment irritierende Feststellung geht auf den britischen Ökonomen E.F. Schumacher (1911–1977) zurück. Gemeint ist, dass der Energieverbrauch für die Produktion unserer Nahrung dramatisch hoch ist und weiter ansteigt.
 
Berücksichtigt man Anbau, Düngung, Ernte, Verarbeitung, Lagerung, Transport und Verkauf, so kostet eine Kalorie Nahrung in der modernen Intensiv-Landwirtschaft den Gegenwert von zehn „Kalorien“ Erdöl. Weltweit geht ein Drittel aller produzierten Nahrung verloren – damit werden auch riesige Mengen an Erdöl vernichtet. Einen besonders hohen Verbrauch an fossiler Energie hat die Herstellung von synthetischem Stickstoffdünger. Für eine Tonne Stickstoffdünger sind zwei Tonnen Erdöl erforderlich. Der Erdölbedarf für die Düngung ist deutlich größer als für den Betrieb landwirtschaftlicher Maschinen.
 
In der Intensivlandwirtschaft werden massiv chemische Gifte eingesetzt: um unerwünschte Wildkräuter, Pilze und Insekten zu töten oder um die Haltbarkeit von Saatgut zu verbessern. Diese Gifte haben Auswirkungen auf unsere gesamte Umwelt. Neonicotinoide, als Saatgut-Beizmittel und Sprühmittel verwendet, sind hochwirksame Insektizide. Etwa zehn Tonnen werden jährlich in Österreich versprüht. Sie werden unter anderem für das Bienensterben verantwortlich gemacht.
 
Unsere pflanzliche Nahrung braucht zum Wachsen eine Humusschicht, die nur 20 bis 30 cm dünn ist. Dünger und Spritzmittel, künstliche Bewässerung und Bodenverdichtung durch landwirtschaftliche Maschinen zerstören den Humus – der Boden verliert seine Fruchtbarkeit. Fruchtbare Ackerflächen werden zunehmend Mangelware. Bis sich eine nur 1 cm dicke Humusschicht gebildet hat, dauert es mehr als 100 Jahre.





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© Reinhard Golebiowski


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© Andrew Linscott
19. November 2020

Weltweiter Ressourcenverbrauch


Das Recht auf Nahrung ist ein grundlegendes Menschenrecht. Gleichzeitig belastet die Herstellung von Nahrungsmitteln die natürlichen Ressourcen der Erde. Ein Drittel aller Klimagase stammt aus der Lebensmittelerzeugung.

In Ländern mit geringem Einkommen werden Lebensmittel oft wegen mangelhafter technischer Ausstattung bei der Ernte, während der Lagerung oder beim Transport ungenießbar, beispielsweise infolge einer unterbrochenen Kühlkette. In Ländern mit hohem Einkommen hingegen sind Lebensmittelverluste zumeist auf die Normen des Handels oder die Sorglosigkeit der Konsumenten zurückzuführen.

Die Müllcontainer hinter den Supermärkten sind gefüllt mit Lebensmitteln, die aus Bequemlichkeit, wegen winziger optischer Mängel oder aus anderen Gründen entsorgt wurden, bevor sie das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht hatten. Der Platz im Supermarktregal ist heiß umkämpft. Oft ist die Nahrung auch nach Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatums tadellos. Lebensmittel werden uns in Supermärkten als preisgünstig und kaufenswert präsentiert. In kurzer Zeit kann es aber zu einer dramatischen Entwertung kommen: Wohlschmeckende Nahrung wird aus den Regalen entfernt und landet auf der Rückseite des Supermarktes - im Müll.

Einige prägnante Daten und Fakten zum weltweiten Ressourcenverbrauch zeigt das folgende Video:

17. November 2020

Ablaufdatum. Wenn aus Lebensmitteln Müll wird.


Noch vor wenigen Jahrzenten war es unvorstellbar, genießbare Lebensmittel wegzuwerfen.
Das hat sich inzwischen radikal geändert. Schätzungen zufolge landet mindestens ein Drittel der globalen Lebensmittelproduktion auf dem Müll - mit drastischen sozialen und ökologischen Folgen.
Das Mindesthaltbarkeitsdatum, umgangssprachlich oft als Ablaufdatum bezeichnet, ist nur einer von vielen Faktoren für den Verlust von Lebensmitteln.

Die Sonderausstellung des NHM Wien zu diesem Thema startet, sobald das Museum nach der Covid-19-bedingten Schließung wieder öffnen kann. Bis dahin zeigen wir die verschiedensten Inhalte der Ausstellung online auf diesem Blog.

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Was die Ausstellung aufzeigen möchte, beschreibt Generaldirektorin Dr. Katrin Vohland in einleitenden Worten:


„Ablaufdatum“ – ein Synonym für eine der aktuellsten und brennendsten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Die globale Verschwendung und Vernichtung von Lebensmitteln beginnt schon auf dem Acker, wo nicht form- oder marktgerechte Kartoffelknollen, Kohlköpfe und Karotten aussortiert werden. In tropischen Ländern vernichten dazu noch Vorratsschädlinge bis zur Hälfte der Ernte. Haben es die Lebensmittel in unsere Supermärkte und Kühlschränke geschafft, werden sie oft in einwandfreiem, genieß-barem Zustand aussortiert, weil das auf der Verpackung aufgedruckte Mindesthaltbarkeitsdatum von vielen Menschen als Ablaufdatum interpretiert wird.
Wir wollen mit der Ausstellung „Ablaufdatum“ informieren und zum bewussten Umgang mit Lebensmitteln anregen – für mehr Nachhaltigkeit und damit auch im Sinne von Natur- und Klimaschutz. Gemeinsam mit Partnern wie der Wiener Tafel haben wir spannende begleitende Bildungsprogramme für Schulen und Kleingruppen entwickelt. Unser Anliegen ist es, einerseits zu sehr konkreten Handlungsoptionen anzuregen, aber auch die politische und internationale Dimension aufzuzeigen und eine verbindende, lösungsorientierte Diskussionsplattform zu bieten.
 
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