Numismatik

Die Keltensiedlung von Roseldorf, die im Einflussbereich der in der Gegend um Prag angesiedelten boischen Keltenstämme gelegen ist, hat ein sehr breites Spektrum an Münztypen. Es konnten bereits weit über eintausend Prägungen erfasst werden. Diese Streuung und die Anzahl der bisher bekannten Fundmünzen zeigen die Bedeutung dieser Keltensiedlung. Zumindest vom numismatischen Blickwinkel muss sie damit eine der Bedeutendsten auf heute österreichischem Boden, wenn nicht sogar Mitteleuropas sein.


Anfänge der Münzprägung bei den Kelten

Die über große Teile Europas angesiedelten Keltenstämme begannen, ab dem ausgehenden 3. Jahrhundert vor Christus, Münzen zu prägen, die sich eng an solchen der "Kulturstaaten" im Mittelmeerraum ausrichteten. Kennen gelernt hatten sie die Originalprägungen der Makedonenherrscher Philippus II. und Alexander III. (der Große), die der Stadtfürsten aus Sizilien und schließlich auch die frühen römischen Silberprägungen, entweder aus dem Handel, aber noch intensiver als Sold für ihre Einsätze als Kämpfer der jeweiligen Herrscher.

Erste Nachprägungen

An die in ihre Wohnsitze zurückgebrachten Münzen hatten sich die Stämme offenbar sehr rasch gewöhnt, so dass sie nach Versiegen des Münznachschubes, diese nachprägten und imitierten. Dass dabei zunächst die für sie unlesbaren Legenden (Münzaufschriften) verballhornt wurden, sieht man ganz deutlich, bald jedoch wird auch die Abbildung vereinfacht und schließlich keltisiert. Eine große Rolle spielten Abbildungen von Pferden, wohl im Zusammenhang mit der Verehrung der Pferdegöttin Epona.

Roseldorfer Goldmünzen

Von den Boiern beeinflusst finden sich in Roseldorf Goldmünzen, die deren Typ und deren Münzsystem übernehmen:
Neben Ganzstücken (etwa acht Gramm wiegend) gibt es Drittel- Achtel- und Vierundzwanzigstel Statere. Letztere sind einige Millimeter groß und wiegen bloß um die 0,3 Gramm. Bei den gut erhaltenen frühen Stücken erkennt man auf der Vorderseite den behelmten Kopf der Pallas Athena, auf der Rückseite eine nach rechts eilende Athene, die einen Schild hält und die Lanze schwingt. Bei späteren Nachahmungen verschwimmen beide Bilder. Das eigentliche Phänomen der Roseldorfer Goldmünzen ist der Umstand, dass es eine große Anzahl von antiken Fälschungen gibt - über einen Kern aus Kupfer ist eine dünne Goldhaut angebracht, die oft im Laufe der Jahrhunderte aufgebrochen ist.

Roseldorfer Silbermünzen

Die Silbermünzen, die fast durchwegs knapp unter einem Gramm wiegen, sind die eigentliche Sensation von Roseldorf. Die inzwischen nach der Siedlung benannten Typen, die sich von bisher wohlbekannten, wohl fälschlich der Slowakei zugeschriebenen Vorbildern herleiteten, zeigen auf der Vorderseite Kopfreste bzw. einen glatten Buckel, auf der Rückseite ein springendes Pferd (Roseldorf I: nach rechts; Roseldorf II. nach links). Hunderte dieser Stücke wurden bisher gefunden und beweisen, dass sie vermutlich, wie auch die Goldfälschungen, vor Ort hergestellt worden waren.

Roseldorfer Münzimporte

Aus numismatischer Sicht gibt es noch einen dritten Aspekt, der die Bedeutung Roseldorfs herausstreicht, nämlich die Fundmünzen, die offenkundig auf dem Handelsweg hierher gelangt waren. Münzen aus dem, in Bayern gelegenen, Vindelikischen, solche aus dem heutigen Ungarn, ja sogar aus der Schweiz, zeugen vom regen Handelsverkehr und Warenaustausch, der in dieser Keltensiedlung vorgegangen war.
:
  
Online-Tickets