Funde aus den Kultbezirken

Im Gegensatz zum Fundspektrum aus täglich bewohnten Siedlungsarealen, gehörte die Keramik in den Kultbezirken nicht zu den Hauptfundgattungen. Die trotzdem sehr zahlreichen Keramikfragmente wurden nur unzusammenhängend und weit verstreut, oft aber auch mit anderen Objekten gemischt in Fundkonzentrationen gefunden.

Weitaus häufiger fanden sich Tierreste, die z. T. noch im Verband erhalten waren. So waren im großen Heiligtum des zweiten Kultbezirkes nur teilweise verweste Pferde deponiert. Besondere Aufmerksamkeit erregten aber die pars-pro-toto Deponierungen menschlicher Skelettreste in den Heiligtümern. „Pars pro toto" ist Lateinisch und bedeutet übersetzt: Ein Teil steht für das Ganze.

Zu den wichtigsten Opfergaben in den Heiligtümern am Sandberg zählten vor allem die zahlreichen Metallfunde, bei denen es sich vorwiegend um Kriegsausrüstung handelte. Zur üblichen keltischen Ausrüstung zählten das Schwert, die Lanze, der Speer, der Bogen mit Pfeilen, die Schleuder, das Messer und der Streitwagen mit dem Pferdegespann für den Angriff und der Helm, der Kettenpanzer sowie der Schild zum Schutz.

Schwerter
Lanzenspitzen
Schildbuckel
Wagenbestandteile               
Trachtbestandteile, Schmuckstücke und Amulette
Gürtelhaken
 

Schwerter

Die Konstruktion des Schwertes blieb während der gesamten Latènezeit gleich, es besteht aus einer langen graden Klinge und einer Griffangel. Der Griff selbst war meist aus Holz oder Leder gefertigt. Die Längen, Spitzen und Breiten der Klingen veränderten sich aber im Laufe der Zeit.

Variantenreicher hingegen konnten die Schwertscheiden konstruiert sein. Sie sind in der Regel aus zwei Blechen zusammengesetzt, wobei zumeist eine Umbördelung des vorderen über das hintere gegeben ist. Oft wurden die Bleche auch durch eine separate Rinnenfalze zusammengehalten. Die Scheide ist meist aus Eisen gefertigt, bei prunkvolleren Exemplaren ist die vordere Schauseite aus Bronze gefertigt. Diese Vorderseite ist nicht selten mit Punzier-, Ziselier- und Treibtechnik verziert (hier her verschoben). Der Scheidenmund ist meist mehr oder weniger glockenförmig geschwungen, wobei gelegentlich ein schmaler Steg den Abschluss bilden kann. Auf der Rückseite sitzt dicht unterhalb der verschieden gestaltete Schwertriemenhalter oder Tragbügel mit unterschiedlich großen Attachen. Das Ortband, das häufig Verzierungen trägt, stellt eine Verstärkung der Scheidenspitze dar.

Am Sandberg sind in den Heiligtümern (ausgenommen das Heiligtum Nr. 13) und der Opfergrube des ersten Kultbezirkes Fragmente von Schwertscheiden am häufigsten anzutreffen. Diese wurden absichtlich zerstückelt oder mehrmals verbogen. Selten finden sich in ihrer Länge ganz erhaltene Stücke.

Getragen wurden die Schwerter an der rechten Hüfte, sie hingen von eisernen Schwertketten herab. Solche Schwertketten haben entweder rundstabige oder flachgeschlagene Glieder.
 

Lanzenspitzen

Die am Sandberg gefundenen Lanzenspitzen haben unterschiedliche Dimensionen. Sie wurden entweder als Wurfspeere oder Stoßlanzen verwendet.
 

Schildbuckel

Die Schilde der Latènezeit waren aus Holz oder Leder von ovaler bis spitzovaler Form. In der Mitte der Außenseite verstärkte ein sogenannter Buckel von unterschiedlicher Form den Schild. Auf der Innenseite war die Schildfessel angebracht.
 

Wagenteile

Achsnägel, Achsschenkelbeschläge, Nabenringe, Ösenstifte, große starke Nägel und andere Objekte gehörten einst zum Streitwagen. Der Kampfwagen der Kelten war zweirädrig und in der Regel mit einem Wagenlenker und Krieger besetzt. Gezogen wurden sie von zwei Pferden, die in ein gemeinsames Joch gespannt waren. Ringtrensen, Phaleren und Riemenverteiler waren Teile des Pferdegeschirrs.
Teile von mehreren Streitwägen und Pferdegespannen waren die häufigsten Metallfunde im großen Heiligtum des zweiten Kultbezirkes am Sandberg.
 

Trachtbestandteile, Schmuckstücke und Amulette

Neben den Waffendeponierungen wurden auch Tracht- bzw. Schmuckstücke wie Armreifen und Fibeln und Objekte mit Amulettcharakter geborgen. Solche Amulette dürften getragen worden sein, um die betreffende Person gegen Unheil in aller möglichen Gestalt zu schützen, etwa gegen den bösen Blick, gegen Krankheit oder Unfall. Amulette werden schon von Kindern getragen wurden meistens mit einem Kettchen oder Faden um den Hals gehängt.
 

Gürtelhaken

Die drei eisernen Gürtelhaken aus Roseldorf wurden bereits 1932 entdeckt und 1935 vom Naturhistorischen Museum angekauft.

Der größte Haken zeigt zwei spiegelbildlich angeordnete, S-förmige Drachenfiguren mit Raubvogelköpfen. Dieses Symbol für Heldentum, Streitmacht sowie kriegerische Handlungen geht auf ein Motiv aus dem griechisch-etruskischen Raum zurück. Zwischen den Drachenfiguren steht ein kleines Männchen in der typischen Haltung des „Herrn der Tiere". Mit solchen Gürtelhaken verschlossen die keltischen Krieger ihre Waffengurte.
:
Waffenensemble aus Roseldorf (Bild: NHM Wien)
:
Schildbuckel aus Roseldorf (Bild: NHM Wien).
:
Lanzenspitzen aus Roseldorf (Bild: NHM Wien).
:
Amulettstern aus Roseldorf (Bild: NHM Wien).
  
Online-Tickets