Die Handelswege

Die Salzgewinnung in Hallstatt bedingte eine entsprechende Infrastruktur, zu der neben Siedlungen, Gräberfeldern und Kultplätzen auch ein großräumiges Wegesystem gehörte, das sich – wie stets in Gebirgslandschaften – an den durch die Flussläufe vorgegebenen natürlichen Linien orientierte.

Handelskontakte der Hallstätter
Die Traun
Der Landweg
Funde am Weg aus Bronze- und Römerzeit
Der Weg am Ufer des Hallstätter Sees
Vom Hallstätter See bis zum Traunsee
Die Seeufersiedlung von Traunkirchen
Wege in römischer Zeit
Andere Opfersitten in Hallstatt- und Latènezeit
 

Handelskontakte der Hallstätter

Die durch die Traun und ihre Zuflüsse miteinander eng vernetzten Gebiete hatten Anteil am „Salzboom“ der Bronze-, Eisen- und Römerzeit zwischen 1500 v. und 400 n. Chr. Ihre Bewohner produzierten für das Bergbaugebiet, wo eine Vielzahl schwer körperlich arbeitender Menschen nicht nur mit dem nötigen Arbeitsgerät, sondern auch mit Nahrung, Kleidern und Gütern des täglichen Bedarfs zu versorgen war. Hallstatt lieferte das lebensnotwendige Salz in weit über den alpinen Raum hinausreichende Absatzgebiete.

Die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten vom Gewürz über die Konservierung von tierischem Eiweiß bis zur Veredelung von Häuten und Fellen, dem Einsatz in Viehhaltung, Metallurgie, Glasherstellung und Heilkunst machte Salz zu einem grundlegenden Wirtschaftsfaktor. Die großräumigen Handelskontakte ermöglichten es den Hallstättern sogar, Luxusgüter aus allen Teilen Alteuropas zu beziehen und die Gräber ihrer Toten mit kostbaren Beigaben auszustatten. Untersuchungen und Funde der letzten Jahre zeigen, dass ein künstlich trassiertes Wegesystem Hallstatt mit den Nachbarräumen im Norden und Süden verband und eine der Grundlagen ur- und frühgeschichtlicher Salzwirtschaft bildete.
 

Die Traun

Die Traun als großer südlicher Zubringer der Donau entwässert eines der niederschlagsreichsten Gebiete der Ostalpen und entspringt im östlichen Dachsteingebiet. Die landschaftlichen Eigenarten der durch den Flusslauf geprägten Täler und ihr alpiner Charakter waren maßgeblich für die Führung der Wegtrassen. Die den Hallstätter See und den Traunsee durchfließende und dadurch in mehrere Abschnitte gegliederte Traun war bis zu den neuzeitlichen Wasserbauten nur bei ausreichender Wasserführung im Sommer streckenweise flussab-, aber niemals flussaufwärts schiffbar, sodass der Gütertransport in erster Linie von menschlicher und tierischer Tragkraft abhing. Der schluchtartig eingeschnittene Oberlauf der Traun verbindet Hallstatt mit dem Ausseer Becken und dem steirischen Ennstal mit seinen Kupferlagerstätten bei Liezen.
 

Der Landweg

Die Täler von Koppen- und Kainischtraun bildeten bis in historische Zeit die am besten gangbare direkte Landverbindung nach Hallstatt. Die beiden Engtäler sind gekennzeichnet durch steile Sturzhänge, deren Bewältigung wegen Steinschlag- und Lawinengefahr zu allen Jahreszeiten große Anforderungen stellte. Weitere Gefahren bildeten die von Schneeschmelze und heftigen Sommerregenfällen ausgelösten periodisch austretenden Karstquellen sowie Hochwässer der Traun. Der entlang des Oberlaufes der Traun führende Weg wird sowohl als Wegtrasse im Gelände als auch durch eine große Zahl datierbarer Funde gut dokumentiert. Die kontinuierliche Nutzung erforderte umfangreiche Kunstbauten, die bis in die Urzeit zurückreichen. Die Trasse bildet eine etwa 30 Meter oberhalb des Flusspegels verlaufende, manchmal mit Steinlagen gesicherte Hangstufe, manchmal auch einen Hohlweg.
 

Funde am Weg aus Bronze- und Römerzeit

Von der etwa 30 km langen Strecke vom Ödensee bis nach Hallstatt liegen Hunderte von Metallgegenständen vor, die zum Großteil der Urnenfelder- und der Römischen Kaiserzeit angehören. Die bedeutendsten Funde entlang der Trasse bilden rund 30 vorwiegend urnenfelderzeitliche Metallhorte, deren Niederlegung an Altwegesystemen einen für den bronzezeitlichen Alpenraum charakteristischen Kultbrauch ausdrückt. An der Strecke gelang auch der Nachweis zugehöriger Infrastruktur, wie von drei römischen Siedlungen und einer spätbronzezeitlichen Siedlung (1250-750 v. Chr.) auf der Koppentretalm. Im Bereich dieser Siedlung konnte in den Jahren 2006/07 auch ein Brandopferplatz ergraben werden. Dabei handelt es sich um die kennzeichnenden zentralen Heiligtümer der Bronze- und Eisenzeit im alpinen Raum, an denen man den Göttern durch Verbrennen Opfer aus Feldfrüchten und Tieren darbrachte, die allmählich einen Aschenkegel (Aschenaltar) bildeten.
 

Der Weg am Ufer des Hallstätter Sees

Vor der Mündung der Koppentraun in den Hallstätter See verliert sich die sichtbare Trasse in der Schwemmebene. Wegen der künstlichen Anhebung des Seespiegels seit 1511 ist zu vermuten, dass die ursprüngliche Haupttrasse entlang des südlichen Seeufers verlief. Eine Karte aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert zeigt den durch dünne Striche angedeuteten Weg entlang des Südufers des Hallstätter Sees, um schließlich Hallstatt zu erreichen.
Der für die räumliche Erschließung aus Norden maßgebliche Weg im Nahbereich von Hallstatt führte am steilen Westufer des Sees entlang und ist anhand urnenfelderzeitlicher Depotfunde zu fassen.
 

Vom Hallstätter See bis zum Traunsee

Nördlich des Hallstätter Sees weitet sich das Trauntal zu einer voralpinen Landschaft mit siedlungsgünstigen Terrassen, sodass die Wegführung weniger räumlichen Einschränkungen unterworfen war. Einzelfunde deuten seinen Verlauf an der rechten (= östlichen) Traunseite an. Nördlich von Bad Ischl wird er als in römischer Zeit erbauter und für den Wagentransport geeignete Straßentrasse sowohl im Gelände als auch durch eine Vielzahl von Transportverlusten kenntlich. Unter den Funden dominieren die eisernen Hufschuhe (Hipposandalen) der Tragtiere. Bei Ebensee erreichte die Straße den Traunsee, von wo die Güter auch am Wasserweg transportiert werden konnten.
 

Die Seeufersiedlung von Traunkirchen

Für den Transport über den Traunsee in Booten spricht eine Seeufersiedlung vor der Halbinsel von Traunkirchen, dem wichtigsten Zentralort der Spätbronze- und Eisenzeit (12. - 5. Jh. v. Chr.) im Äußeren Salzkammergut. Die besondere Funktion des Ortes zeigt sich auch an seinen ausgedehnten Bestattungsplätzen und einem Heiligtum mit Brandopferplatz, dessen Feuer wegen der exponierten Lage auf dem in den See ragenden Johanneskogel rund um den Traunsee weithin sichtbar gewesen sein müssen.
 

Wege in römischer Zeit

Während der Römerzeit wurde erstmals auch im Ausseer Salzrevier Bergbau betrieben. Die Bergwerkssiedlung aus der Zeit von 150 bis 400 n. Chr. lag an einer weiteren Straße, die vom Ennstal über den Raum Bad Aussee und den Michelhallberg ins Flussgebiet der Traun bei Bad Goisern führte, wo sie mit der aus Hallstatt kommenden Traunufer-Route zusammentraf. Streckenverlauf und Funde erweisen die Benützung der vom Ausseerland nach Hallstatt führenden Wegtrasse seit der Bronzezeit, während die Trassenbereiche entlang der Strecke Hallstätter See – Traunsee und über den Michelhallberg erst in römischer Zeit errichtet wurden.
 

Andere Opfersitten in Hallstatt- und Latènezeit

Die urzeitliche Wegführung in diesem Gebiet ist bisher nicht eindeutig nachgewiesen. Ursache dafür sind die ganz besonderen Opfersitten der Spätbronzezeit, in der sich in den Engpässen an der Koppen- und Kainisch-Traun eine Art Opferdepot-Landschaft entwickelte, wo die Gaben an die Götter nach für uns Heutige nicht nachvollziehbaren Kriterien niedergelegt wurden. Das weit siedlungsfreundlichere Trauntal nördlich des Hallstätter Sees war hingegen für Opferhandlungen weniger geeignet. Für Hallstatt- und Latènezeit, als der Bergbau in Hallstatt von gleichbleibend großer Bedeutung war, fehlen mit Ausnahme der Seeuferstation in Traunkirchen alle archäologischen Hinweise auf die für den Transport von Salz und Versorgungsgütern notwendige Infrastruktur. Ursache dafür sind geänderte Opferbräuche und religiöse Vorstellungen, die von den Menschen keine Niederlegung wertvoller Güter mehr verlangten. Die Wege selbst bestanden über Jahrhunderte in unveränderter Form weiter und verbanden ein abgelegenes alpines Gebiet mit der großen weiten Welt.


: Oberlauf der Traun kurz vor der Einmündung in den Hallstätter See (Bild: M. Pollak)
Oberlauf der Traun kurz vor der Einmündung in den Hallstätter See (Bild: M. Pollak)
: Die sogenannte Perlohner-Karte aus dem 17. Jahrhundert zeigt das Südufer des Hallstätter Sees mit dem Zugang nach Hallstatt. (Bild: Oberösterreichisches Landesmusuem, Bibliothek OA II 107-43)
Die sogenannte Perlohner-Karte aus dem 17. Jahrhundert zeigt das Südufer des Hallstätter Sees mit dem Zugang nach Hallstatt. (Bild: Oberösterreichisches Landesmusuem, Bibliothek OA II 107-43)
: Im Gelände gut erhaltene und seit der Urzeit genutzte Wegtrasse. (Bild: M. Pollak)
Im Gelände gut erhaltene und seit der Urzeit genutzte Wegtrasse. (Bild: M. Pollak)
: Eines der zahlreichen Depots von Bronzeobjekten, die entlang des Weges vergraben wurden. (Bild: A. Schumacher - NHM Wien)
Eines der zahlreichen Depots von Bronzeobjekten, die entlang des Weges vergraben wurden. (Bild: A. Schumacher - NHM Wien)
: Traunsee mit Traunkirchen und dem Johanneskogel. (Bild: M. Pollak)
Traunsee mit Traunkirchen und dem Johanneskogel. (Bild: M. Pollak)
  
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