Sammlung Historische Archäologie

Die Zeit ab etwa 375 n. Chr. bis um 1000 n. Chr. lässt sich in den Objekten der Sammlung Historische Archäologie fassen. Sie beinhaltet Zeugnisse der Geschichte von Hunnen, Langobarden, Awaren und Slawen während dieser Epoche großer Wanderbewegungen und zahlreicher kriegerischer Auseinandersetzungen. Altfunde der Sammlung stammen aus ganz Österreich-Ungarn. Sie werden noch immer durch Neufunde ergänzt, die bei Grabungen in Wien und Niederösterreich gefunden werden.
 

Ansprechperson: Dr. Stefan Eichert


Aus Laa an der Taya in Niederösterreich stammt das Grab einer Gotin, das 1908 zufällig entdeckt wurde. Durch die Trachtbestandteile kann es in die erste Hälfte des 5. Jhs. datiert werden. Besonders schön ist die Perlenkette aus Bernstein, Bergkristall, Glas, Milchquarz, Karneol und Quarz, die auf die Herkunft der Verstorbenen aus dem Schwarzmeergebiet hinweist.

Ins 5. Jahrhundert datiert auch ein 99cm langes eisernes Schwert (Spatha) mit Parierstange und flacher Griffangel sowie Silberbeschlägen vom nicht erhaltenen Holzgriff, das in Wien Leopoldau gefunden wurde.
Eine Bestattung vom selben Fundort, die ebenfalls zur Sammlung Frühgeschichte des Naturhistorischen Museums gehört, führt die Grausamkeit der Auseinandersetzungen zwischen Hunnen und Awaren drastisch vor Augen: Im 1932 entdeckten Grab fanden sich die Überreste eines Mannes, dessen Schädelkalotte zwei schwere Hiebverletzungen aufwies. In einem Lendenwirbel steckte außerdem eine dreiflügelige eiserne Pfeilspitze. Die Analyse der Verletzungen gewährt einen detaillierten Einblick in die letzten Sekunden des Lebens dieses Menschens.
Eine sehr umfangreiche Ergänzung erfuhr die Sammlung durch die Ausgrabung des größten bisher erfassten langobardischen Gräberfeldes in Maria-Ponsee, die vom Bundesdenkmalamt durchgeführt wurde. In den rund 100 Gräbern fanden sich Reste von Waffen, Becher aus Glas, figürlich verzierte Beschlagbleche, vergoldete Bügelfibeln und vieles mehr.

Ein Highlight der Sammlung ist das Grab einer langobardischen Prinzessin aus Hauskirchen. Das Grab mit der Fundnummer 13 des Gräberfeldes gilt als bedeutendstes Grab der Langobardenzeit in Österreich. Der Verstorbenen waren 2 Pferde, die ehemals wohl einen Wagen gezogen haben, mitgegeben worden. Das Grab wurde leider vermutlich nur wenige Jahre nach der Beisetzung der Verstorbenen beraubt. Ganz gründlich waren die Räuber dabei nicht, denn sie haben unter anderem ein Depot mit einer Vielzahl von Pferdebeschlägen übersehen.

Die Funde der frühgeschichtlichen Sammlung umfassen darüber hinaus Objekte aus der Zeit bis in das ausgehende 10. Jahrhundert, als Österreich zum ersten Mal unter dem Namen "Ostarrichi" urkundlich genannt wird.
 

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