Ausgewählte Glanzlichter der Sammlung
Die König-Sammlung
Felizitas und Fritz König (Saalfelden, Österreich) trugen eine der wichtigsten Sammlungen neotropischer Tagfalter (Rhopalocera)
zusammen, mit einem speziellen Schwerpunkt: die Fauna Perus. In zusätzlichen Teilen der Sammlung befinden sich tropische Schwalbenschwänze
(Papilionidae), Apollos (Parnassius), südamerikanische Schwärmer (Sphingidae), Pfauenspinner (Saturniidae), Zahnspinner (Notodontidae)
und Bärenspinner (Arctiidae).
Die Sammlung ist in 662 Laden (40x50 cm) und 11 Laden (41x52 cm) untergebracht und beinhaltet ca. 41.000 Exemplare, welche
die beeindruckende Zahl von 12.700(!) verschiedenen Arten und Unterarten repräsentieren. Wie erwähnt kommt der Großteil der
Exemplare aus der südamerikanischen Fauna und beinhaltet 85 Typen. Außerordentlich reich an Typusmaterial sind die Weißlinge
(Pieridae). Bemerkenswert sind einige sehr seltene Hybride aus den Gattungen Heliconius und Papilio, ebenso wie gynandromorphe
Formen einiger Morpho- und Pieridae-Arten.
Einige der seltenen und prominenten Gruppen sind in einer bemerkenswerten Artenzahl vorhanden. Die Gattung Agrias - selten
und hochbegehrt bei privaten Sammler*innen - wird mit 200 Stück repräsentiert, die Gattung Prepona ebenso. Die großen blauen
Schmetterlinge der Gattung Morpho sind ebenfalls zahlreich vertreten (800 Exemplare in 45 Laden). Ein weiterer Focus liegt
auf der Gattung Anaea (480 Stück in 11 Laden). Von den südamerikanischen Schwalbenschwänzen sind 1.450 Exemplare in 36 Laden
untergebracht. Einige Raritäten gibt es auch bei den südostasiatischen Schmetterlingen, die die legendären Vogelfalter beinhalten;
zum Beispiel den größten Tagfalter der Welt, Ornithoptera alexandrae. Diese Art und nahe verwandte Arten sind in 15 Laden
(200 Stück) untergebracht. Der übrige Teil der Schwalbenschwänze ist in zusätzlichen 31 Laden mit beinahe 1.000 Exemplaren
und hoher Artenzahl untergebracht.
Alle Exemplare sind sorgfältig präpariert und mit allen wichtigen Daten etikettiert und begründen dadurch den hohen wissenschaftlichen
Wert der König-Sammlung. Zahlreiche Biologen aus vielen Ländern wurden eingeladen, um mit Material dieser Sammlung zu arbeiten
(besonders mit Pieridae und Morphinae). Die Familie Erycinidae und die Gattung Thecla (Lycaenidae) dürften sich als wertvolle
Gruppen für weitere Untersuchungen herauskristallisieren. Diese Gruppen warten auf eine*n Spezialist*in.
Die Vartian-Sammlung
Eine der wertvollsten Zugänge des 20. Jahrhunderts ist die „Eva Vartian-Sammlung“ (Makrolepidoptera). Die Sammlung wurde im
September 1995 erworben und in einem neuen Saal (Nr. 617) im Dachgeschoß - dem „Vartian-Saal“ - untergebracht. Die Vartian-Sammlung
ist ohne Zweifel ein Meilenstein in der entomologischen Geschichte Österreichs. Frau Eva Vartian war mit einem Teppichhändler
in Wien verheiratet. In den Jahren vor seinem Tod begleitete sie ihren Mann in den Nahen und Mittleren Osten und trug so auf
zahlreichen Exkursionen eine der größten und wertvollsten Makrolepidopteren-Sammlungen dieser Region zusammen. Zwischen 1960
und 1975 wurden über 30 Expeditionen in folgende Länder unternommen: Marokko, Türkei, Syrien, Libanon, Jordanien, Armenien,
Irak, Iran, Afghanistan und Pakistan. Auch bestimmte Teile Südeuropas wurden bereist (das ehemalige Jugoslawien, Griechenland,
Frankreich und Spanien).
Die Vartian-Sammlung enthält alle großen Familien der Makrolepidopteren. Weil jedes Land mehr als einmal zwischen Februar
und Oktober besucht wurde, gibt die Sammlung einen umfassenden Überblick über die Biodiversität des Nahen und Mittleren Ostens.
Frühlings- und Herbst-Arten sind besonders gut vertreten und obwohl das Hauptaugenmerk auf Noctuidae (Eulenfalter) und Geometridae
(Spanner) liegt, ist die Sammlung reich an Zygaenidae und Arctiidae. Die Sammlung ist in beinahe 1.000 Laden untergebracht
und in perfektem Zustand. Sie beinhaltet über 140.000 präparierte Exemplare. Die Noctuidae werden mit über 60.000 Stück gut
repräsentiert. Die meisten trifinen Noctuidae wurden detailliert bearbeitet (siehe Publikationen von L. Ronkay und L. Peregovits,
Budapest, Z. Varga, Debrecen) und die Geometridae sind in Bearbeitung. Die Typengesamtzahl beläuft sich auf ca. 4.400 Stück
und teilt sich auf die großen Familien wie folgt auf: Zygaenidae (510), Arctiidae (230), Cossidae (100), Noctuidae (2.540)
und Geometridae (920).
Die Sammlung ist zugänglich für Untersuchungen. Kolleg*innen mit Forschungsinteressen an Lepidopteren des Mittleren Ostens,
welche den Vartian-Saal besuchen möchten, sind eingeladen unsere Abteilung zu kontaktieren.
Die Holzinger-Sammlung
Eine unvergleichliche, früher private Sammlung neotropischer Tagfalter ist seit 1996 im Naturhistorischen Museum untergebracht:
Ruth und Helmuth Holzingers Heliconius-Sammlung. Dieses Lebenswerk des außergewöhnlichen Paares beinhaltet ca. 2.900 Exemplare
und ist die Basis der Monographie: Holzinger, H. & Holzinger R. 1994: Heliconius and Related Genera, Lepidoptera Nymphalidae:
the Genera Eueides, Neruda and Heliconius. ?Venette: Sciences Nat, 328 pp.
Die Holzinger-Sammlung wurde 1996 von Mag. Astrid Keber (Wien/Buenos Aires) in die Hauptsammlung des Museums integriert. Durch
das Einfügen der Holzinger-Sammlung umfasst die Heliconiinae-Sammlung des Naturhistorischen Museums zwischen 6.500 und 7.000
Exemplare. Die Gattung Heliconius bildet den Hauptteil der Sammlung und beinhaltet mehr als 120 Typusexemplare. Holzinger-Exemplare
können durch ein Extraetikett mit Herkunft und Eingangsdatum identifiziert werden.
Die Sammlung folgt HOLZINGER & HOLZINGER (1994). In den Laden wird jede Unterart mit einer Verbreitungskarte zur Orientierung
präsentiert. Farbfotos von Typusexemplaren, die sich nicht in der Sammlung unseres Museums befinden, sind integriert, um den
direkten Vergleich mit verfügbaren Typen zu ermöglichen. Eine Liste von Typusexemplaren der Heliconiinae-Sammlung steht für
Gäste der Lepidoptera-Sammlung zur Verfügung.
Ornithoptera meridionalis - der seltenste und außergewöhnlichste Vogelfalter von Neuguinea
Für die Lepidoptera-Sammlung ist ein Paar der Vogelfalterart Ornithoptera meridionalis ROTHSCHILD, 1897 die Erwerbung zum
Millenium. Wir hatten das Glück ein Männchen und ein Weibchen dieser seltensten aller Vogelfalterarten von einer alten privaten
Sammlung zu erwerben. Die Vogelfalter der Gattungen Ornithoptera, Trogonoptera und Troides gehören zur Familie Papilionidae
(Schwalbenschwänze). Sie entwickeln sich auf Aristolochia-Pflanzen der tropischen Zonen der Indo-Australischen Region. Ornithoptera
meridionalis gehört zu den Paradies-Vogelfaltern und lebt in den abgelegensten Teilen des Regenwaldes von Neuguinea. Die Biologie
der Art (Ei, Raupe, Puppe) wurde erst sehr spät geklärt (1967). Die Art ist wegen der Zerstörung ihres natürlichen Habitats
und der unkontrollierten Ausdehnung von Pflanzungen sehr stark gefährdet. Sie wird nur an einigen lokalen Stellen weitab der
Zivilisation gefunden.
Zusammen mit einem anderen Weibchen, besitzt das Naturhistorische Museum nun 3 Exemplare und dadurch beide bis jetzt beschriebenen
Unterarten dieser seltenen Art, die nur von einigen Dutzend Exemplaren weltweit bekannt ist.