Die Lepidoptera-Sammlung des Naturhistorischen Museums Wien: eines der Dokumentationszentren für Biodiversität

Die Lepidoptera (Tag- und Nachtfalter) sind eine Insektenordnung von enormer Größe. Nach den Käfern ist sie die zweitgrößte Ordnung mit ca. 200.000 verschiedenen, der Wissenschaft bekannten Arten. Der Großteil der Gruppe kommt in den Tropen vor und dort in den Regenwäldern und Nebelwäldern. Die Eulenfalter (Noctuidae) mit mehr als 20.000 Arten sind eine der größten Familien im Reich der Tiere. Der größte Nachtfalter ist ein Eulenfalter, Thysania agrippina (Südamerika), mit einer Flügelspannweite von mehr als 30 cm. Einige der kleinsten Insekten, mit einer Größe von wenigen Millimetern, befinden sich unter den blattminierenden Schmetterlingen wie z.B. den Nepticulidae.

 

Ein Regenwald ist ein explodierender Schmelzofen der Natur: die ganze Zeit in Vollbetrieb wird pausenlos in unvergleichbarer Intensität Energie verbraucht und investiert und Leben produziert. Regenwälder zu verstehen heißt, die dreidimensionale Struktur dieses Netzwerkes von Stämmen, Ästen, Blättern und Pilzen zu verstehen. Ein Puzzle von Mikroklimaten und Mikrohabitaten ist verantwortlich für ein sehr komplexes kybernetisches System. Ein System, das kraftvoll und zerbrechlich zur selben Zeit ist. Es ist eine Klimax-Gesellschaft - nirgendwo auf der Welt können so viele verschiedene Arten von Tieren und Pflanzen gefunden werden, wie unter dem dampfenden Dach des Dschungels.

 

Das Vorkommen des mobilen Teils der Insekten ist im Kronendach konzentriert. Ein großer Teil der Arten ist bis jetzt noch nicht entdeckt. Tatsächlich haben wir keinen kompletten Entwurf des lebenden Teils dieses Planeten. Auch heutzutage werden viele spektakuläre Funde in den wissenschaftlichen Sammlungen von Museen gemacht. So entdeckte M. Lödl 1994 die Schnauzeneule mit den längsten Labialpalpen - Sinnesorgane für die Nahrungsüberprüfung - die je dokumentiert wurden. Die Art wurde in altem, wissenschaftlichem Material des Afrika Museums in Tervuren (Belgien) entdeckt und ist mittlerweile als Hypena extremipalpis LÖDL, 1994 beschrieben worden. Die Art ist nur aus dem Regenwald des Kongobeckens durch 4 Exemplare bekannt. Die Länge der Labialpalpen beträgt unglaubliche ¾ der Gesamtlänge des Falters. Es ist bis heute nichts über die Lebensweise des Falters bekannt.

  
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