Die Anfänge

Im Jahre 1748 erwarb Kaiser Franz Stephan von Lothringen (1708-1765), der Gemahl Maria Theresias (1717-1780), die naturwissenschaftliche Sammlung des Florentiners Johann Ritter von Baillou (1684-1758). Korallen, Krebse, Muscheln, Schnecken, Mineralien sowie Versteinerungen setzten diese ca. 30.000 Objekte umfassende, damals in Europa einzigartige Naturaliensammlung zusammen.
 

Baillou wurde 1749 zum Direktor der im Privatbesitz des Kaisers befindlichen Naturaliensammlung ernannt, mit dem Auftrag, die Objekte nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten zu ordnen und aufzustellen. Die Präparate waren im Lesezimmer der kaiserlichen Hofbibliothek untergebracht. Eine erste Übersee-Expedition führte damals Nicolaus Freiherr von Jacquin (1724-1817) im Auftrag des Kaisers vier Jahre lang nach Westindien.

 

Im Jahre 1766 übergab Maria Theresia nach dem Tod ihres Gatten, Kaiser Franz I., die umfangreiche Sammlung in Staatseigentum. Die Objekte wurden in der Hofburg aufgestellt und erstmalig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Den Grundstock der Wirbeltiersammlung bildete die Jagdtrophäensammlung habsburgischer Fürsten sowie eine Kollektion heimischer Säugetiere und Vögel, die Kaiser Franz II. (1768-1835) im Jahr 1793 von Joseph Natterer (1754-1823), dem Vater von Johann (1787-1843) und Josef Natterer (1786-1852), gekauft hatte. Joseph Natterer war Falkner an der kaiserlichen Falknerei in Laxenburg bei Wien.

 

Im Jahr 1796 wurden die naturwissenschaftlichen Sammlungen als eigenes Kabinett, das "Kaiserlich-Königliche Physikalisch-Astronomische Kunst- und Natur-Thier-Cabinet", unter der Leitung von Abbe Simon Eberle (1756-1827) begründet. Seine Idee einer öffentlichkeitswirksamen Ausstellung wurde damals als Panoptikum kritisiert. Mit Bildern, Attrappen und teils schlecht präparierten Tieren versuchte er, natürliche Lebensräume wie Tropenwälder oder eine Steppenlandschaft darzustellen. Mit dieser Ausstellungsform stellte er zugleich die ersten Dioramen her. 1801 übernahm Abbe Andreas Stütz (1747-1806) diese Sammlung. Er stellte Säugetiere, Vögel, Reptilien und Fische nach systematischen Gesichtspunkten auf.

 

1806, nach dem plötzlichen Tod von Abbe Stütz, betraute Kaiser Franz II. Carl von Schreibers (1775-1852) mit der Leitung des Kabinetts. Von Schreibers, Arzt und lehrender Zoologe, gelang es, die 1810 gegründeten "Vereinigten k. u. k. Naturalien-Cabinete" in ein wissenschaftliches Forschungsinstitut umzuwandeln. Die Tätigkeit besonders fähiger Mitarbeiter wie Joseph Natterer, Leopold Fitzinger (1802-1884) oder Jacob Heckel (1790-1857) und große Aufsammlungen im Rahmen gezielter Expeditionen (Brasilien Expedition 1817-1835) wie auch durch einzelne Privatpersonen führten zu einem enormen Anwachsen der Bestände.

 

Am 10. August 1889 wurde durch Kaiser Franz Joseph (1830-1916) das neue k. u. k. Naturhistorische Hof-Museum an der Ringstraße, 18 Jahre nach dem Spatenstich, seiner Bestimmung übergeben. Dieser Neubau wurde notwendig, um die umfangreichen Sammlungen aus der trotz neuer Zubauten räumlich stark begrenzten Situation in der Hofburg zweckmäßig unterzubringen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In diesem nunmehr über 100 Jahre alten Gebäude sind auch heute noch alle Sammlungen untergebracht; seine Fassade trägt die Inschrift: Dem Reiche der Natur und seiner Erforschung. Kaiser Franz Josef I.

 

weitere Geschichte der Herpetologische Sammlung 

Literatur

  
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